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Was wir Liebe nennen

Was wir Liebe nennen

Titel: Was wir Liebe nennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Lendle
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Feuer geben lassen, stand der Mann bei ihnen und zog seufzend an der Zigarette. Auf seiner Stirn stand, aus groben schwarzen Punkten zusammengesetzt, das Wort LOVE . Offenbar hatte er es sich selbst tätowiert, das L war s piegelverkehrt.
    Beim Rauchen sah der Mann Felicitas ins Gesicht. Falls er versuchte, sehnsüchtig auszusehen, versteckte er es gut. Es hatte eher den Anschein, als sei er auf der Suche nach ihrer weichsten Stelle, wo er beginnen könnte, an ihr zu knabbern. Endlich fragte er so leise, dass Lambert es kaum verstand: »Was willst du mit dem? Nichts Besseres gefunden?« Der Mann lachte heiser. Das Murmeln schien eine Angewohnheit zu sein.
    Fe lächelte und stieß den Cowboy an den Arm. »Ich weiß auch nicht, was ich mit ihm will. Wir haben uns gerade erst kennengelernt. Gib uns noch ein bisschen Zeit.« Was für ein seltsamer Mensch sie war.
    Â»Pass bloß auf«, murmelte der Mann, und Lambert fiel zu s pät auf, dass es eigentlich an ihm gewesen wäre, das zu sagen.
    Der Cowboy hatte, als Fe ihn anstieß, ihre Hand gegriffen und hielt sie noch immer fest. Er zog an seiner Zigarette, kniff die Augen zusammen und s p itzte die Lippen, als wollte er sie küssen. Dann stieß er vorsichtig einen Rauchring aus. Der Kringel waberte durch die Luft auf sie zu, pulsierend und zärtlich, mit erschreckender Langsamkeit. Keiner schien in der Lage, etwas zu sagen, solange das Gebilde unterwegs war, und Lambert musste sich eingestehen, noch nie etwas gesehen zu haben, das so sehr nach einem Kuss aussah wie dieser Ring aus Rauch. Es sah, wenn Lambert ehrlich war, sogar mehr danach aus als ein echter Kuss.
    Ohne Geräusch zerplatzte die Wolke auf Fes Gesicht. Der Stolz in den Augen des Mannes, als sie auflachte. Sie schien nicht gesehen zu haben, wie blöde der Mann beim Blick auf seinen Rauchring zu schielen begonnen hatte.
    Der Cowboy zwinkerte Lambert zu. »Guter Trick, geht immer. Schenke ich dir.«
    Â»Tricks haben wir selbst.«
    Â»Lass sehen.«
    Eine Frau führte ihre Dogge zwischen ihnen zu dem schwarzen Plymouth. Sie hatte Mühe, den Hund auf den Beifahrersitz zu bekommen, aber mit einiger Gewalt gelang es ihr endlich, die Tür zu schließen. Sie sah sich um und ging hinüber zur Fahrerseite.
    Fe räu s p erte sich, aber Lambert zeigte schon auf den Cowboyhut. »Ob ich den mal haben dürfte?« Der Mann blies einen zweiten Ring in die Luft, wieder das Schielen, wieder der beifallheischende Blick. Dann gab er Lambert den Hut.
    Fe sagte: »Drück jetzt bitte nicht deine Zigarette darin aus.«
    Â»Ich dachte, er sucht darin nach Kaninchen«, sagte der Mann und lachte Fe ins Gesicht. Dann drehte er sich langsam zu Lambert um, auf einmal ernst. »You touch my hat, I scratch your face.«
    Â»Keine Sorge. Ich lasse ihn nur verschwinden.«
    Â»Und wo soll’s hingehen?«, murmelte der Cowboy. »Auf den Mond?« Für einen Moment sahen sie alle zum Himmel.
    Â»Keine Sorge. Nur ein paar Straßen weiter.«
    Â»Schaffst du nie.«
    Â»Schneller, als du Simsalabim sagst.«
    Â»Lass sehen.«
    Neben ihnen fuhr der Plymouth an. Lambert hängte den Hut über die Antenne. Sie sahen, wie der Wagen in den Verkehrsstrom einfädelte, wie er die S pur wechselte und beschleunigte, wie der Hut allmählich kleiner wurde. Der Fahrtwind warf ihn hin und her, es sah aus, als würde er winken. Fluchend warf der Cowboy seine Zigarette auf den Bürgersteig und rannte hinterher. Sekunden s päter war nichts mehr von ihm zu sehen. Geschweige denn von seinem Hut.

13
    Großes Hallo, als sie zurückkamen. Die anderen waren im Aufbruch und hatten bereits für sie gezahlt, ließen sich aber gern überreden, noch zu bleiben. Wobei ȟberreden« nur bedeutete, dass Lambert höflich fragte, ob sie schon gingen.
    Als eine neue Runde Sake gebracht war, sagte Stanko, er würde gerne eine Geschichte erzählen, aber sein Englisch reiche womöglich nicht aus. Kathy bot an, ihm zur Seite zu stehen. Sie wirkte, als würde sie die Anekdote bereits kennen, wahrscheinlich hatte sie sämtliche denkbaren Geschichten bereits selbst erzählt.
    Stanko sagte, die einzige Nordamerikanerin, die er bislang kennengelernt habe, sei eine Studentin am Konservatorium von Ljubljana gewesen, die im Gegensatz zu ihnen beiden – er zeigte auf Kathy und Fe, wie ein Fremdenführer auf eine Gruppe besonders

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