Was wir Liebe nennen
sein?«
»Dein Auftritt. Du hast den Zettel im Auto liegen gelassen.«
»Freut mich trotzdem, dass du gekommen bist. Wo sind die Pferde?«
»Erholen sich vom Flug. Ich habe ihnen etwas zu essen hingelegt.«
»Ich tippe auf Stroh.«
»Oh. Sieht man das?«
»Nur ein bisschen. Bin ich etwa zusammen mit deinen Pferden geflogen?«
»Das wäre dir aufgefallen. Oder mir. In ihrer Kiste hast du jedenfalls nicht gesteckt.«
»Ich heiÃe übrigens Lambert.«
»Komischer Name.«
»Findest du?«
»Es geht. Trotzdem â angenehm.«
»Mir auch. Und du?«
»Ich?«
»Wie du heiÃt.«
»Felicitas. Freunde nennen mich Fe.«
»Wäre es dir recht ⦠Ich meine, wir gehen noch was essen.«
»Gerne.«
»Auch wenn es kein Stroh gibt?«
»Schon okay.«
Das Besondere war, dass sie den Mund ein wenig offen stehen lieÃ, wenn sie zuhörte. Lambert konnte kaum hinsehen, so sehr stellte er sich vor, wie ihre Lippen sich anfühlten. Welches Geräusch der Luftzug machte, wenn sie ein- und ausatmete. Er hätte immer weiterreden mögen.
Als sie ins Little Sheep kamen, saÃen die anderen schon in groÃer Runde um einen viel zu kleinen Tisch. Bis auf Kathy waren es nur Männer, sie schien es zu genieÃen. Lambert stellte Fe vor und erzählte die Geschichte ihres Kennenlernens: Erst habe sie ihn beinahe über den Haufen gefahren und dann mitgenommen. Ohne sie jedenfalls hätte er es niemals rechtzeitig zum Auftritt geschafft â was ungläubige Gesichter und einige anzügliche Kommentare hervorrief. Kathy hörte gar nicht mehr auf, Fe die Hand zu schütteln, manchmal müsse man den Jungs eben ein bisschen zu Leibe rücken, nicht wahr?
Zu Lamberts Erleichterung ging Fe nicht darauf ein. Sie gab nur zu bedenken, dass sie zu seinen Künsten nichts sagen könne, seinen Auftritt habe sie ebenso verpasst wie die aller anderen. Sogleich ver s prach Kathy, sie auf die Gästeliste zu setzen, falls das Theater jemals wieder darüber nachdenken sollte, Magier einzuladen. Lambert warf ein, davon werde Fe wohl kaum erfahren, worauf Kathy sich gleich ihre Nummer sagen lieÃ.
Sie sei ihr so dankbar, Lamberts Auftritt ermöglicht zu haben, das Publikum hätte sonst den Höhepunkt des Abends verpasst. Fe schaute ratlos in die Runde. Selbst ihre Ratlosigkeit war bezaubernd. Lambert hatte sich noch immer nicht entschieden, in welchen Momenten sie am schönsten war.
»Scherz beiseite.« Kathy räu s perte sich. Wenn überhaupt, sei es der Höhepunkt eines Abends aus lauter Höhepunkten gewesen, fügte sie mit Blick auf die Umsitzenden hinzu. Die eine Hälfte der Runde schüttelte bescheiden den Kopf, die andere nickte zustimmend. Ein Franzose, dessen mittelmäÃige Seiltricks Lambert nur dunkel in Erinnerung waren, bestellte eine Runde heiÃen Sake, der gleich gebracht wurde. Felicitas winkte ab.
Erst als alle ihre Gläser hoben, fiel den anderen auf, dass ihre neue Freundin nicht mit anstieÃ, und erneut gab es groÃes Geheul. Also griff sich Fe die kleine Blumenvase in der Mitte des Tisches und prostete damit in die Runde. Statt zu trinken, roch sie an den beiden kümmerlichen Nelken. Vorsichtig drehte sie die Vase um, aber es war kein Wasser darin. Lambert beugte sich hinüber.
»Trinkst du nie?«
»Doch. Und wie. Aber keinen Sake. Und nicht heute.«
»Was ist passiert?«
»Erzähle ich ein andermal.«
»Komm schon.«
»Ich habe deinen Auftritt verpasst.«
»Das wäre ein grandioser Anlass, sich zu betrinken.« Er nahm einen Schluck vom Sake, der brühwarm war und ölig schimmerte. »Sag wenigstens, was du mit den Pferden machst.«
»Es sind sehr alte Tiere.«
»Sind sie zum Sterben hier?«
»Im Gegenteil. Alt ist nur die Art. Genau genommen sind sie bereits ausgestorben.«
»Mir wird schwindelig. Ich meine, was machen sie bei dir?«
»Ich bin Paläobiologin.«
»Das tut mir leid.«
»Sagt ausgerechnet ein Zauberer.«
»Na und? Da weià wenigstens jeder, woran er ist.«
»Wir erforschen das Leben ausgestorbener Arten.«
»Ist das nicht, nun ja, ein Wider s pruch?«
»Mag sein. Ich habe nichts gegen Wider s prüche.« Wieder lächelte sie. »Jedenfalls habe ich Veterinärmedizin studiert.«
»Tierarzt â ist das nicht für Mädchen, was
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