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Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht

Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht

Titel: Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moor
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unkompliziert spontan wie seine Auftritte.
    Noch ein Teddy-Prinzip: Das Wochenende ist für ihn eisern Freizeit. Und das bedeutet, dass er sich jede Freiheit gestattet,
     die ihm mit einer Lebensgefährtin an der Backe verwehrt gewesen wäre. Pennen, bis der Arzt kommt. Frühschoppen, ruhen und
     abends viel essen. Und viele Biere trinken, ohne dass jemand nachzählt. Feiern mit den Kumpels vom Fußballclub oder Durst
     löschen mit der Freiwilligen Feuerwehr, ohne dass jemand nölt, er solle endlich nach Hause kommen. Unter der Woche trinkt
     Teddy keinen Tropfen. Aber Wochenende ist Freizeit, Freiheit, Freibier.
    Teddy ist der einzige, wirklich der einzige Mann, den ich kenne, der sich unter Einfluss von Alkohol nicht negativ verändert.
     Sondern gar nicht verändert. Er wird vielleicht eine Spur philosophischer, erzählt eine Spur persönlichere Geschichten und
     wird in seinem «Brann’nbugisch» für Schweizer Ohren eine Spur unverständlicher. Aber Teddy bleibt original Teddy, auch wenn
     er sturzstern-hagel-voll ist. Was beweist, dass Teddy ganz genau der Teddy ist, der er zu sein vorgibt.
    Zum Prinzip «Wochenende ist Freizeit» gibt es natürlich auch das Pendant: Arbeit ist Arbeit. Wenn Teddy arbeiten tut, dann
     ist er zu einhundert Prozent Arbeiter. Von ihm hab ich gelernt, was richtiges Arbeiten ist: unter anderem langsam. Und stetig.
     Ich neigte früher sehr dazu, bei körperlicher Arbeit wie ein Wahnsinniger |170| reinzuklotzen, als ob es darum ginge, einen Akkordrekord zu brechen. Wir Schweizer neigen dazu, so eine Art Show-Arbeiten
     zu veranstalten. Es könnte es ja jemand sehen, und dann soll derjenige möglichst in die Knie gehen vor Bewunderung über
sooo viel
Einsatz. Natürlich rinnt einem der Saft schon nach Minuten in Bächen runter, die Knie zittern, der Puls rast. Man braucht
     dringend, ja existenziell eine Pause. Sprich, eine Ausrede für eine Pause.
    «Du, ich schau nur mal schnell dahinten, da ist mir vorher was aufgefallen, das möchte ich da noch schnell kontrollieren,
     ob   … bin dann sofort wieder   … hä.»
    Man wankt um die Ecke und versucht, außer Sichtweite, nach Kräften wieder zu Kräften zu kommen. Sich für die nächste Kurzeinheit
     Show-Working zu präparieren. Man hat gute Chancen, nicht allzu lange allein zu bleiben, in der Außer-Sichtweite-Zone. Der
     nächste Mit-Arbeiter gesellt sich schwer atmend dazu.
    «Wollte nur mal schnell kontrollieren, was du denn da kontrollierst, und fragen, ob du vielleicht Hilfe brauchst, dabei?»
    Um jetzt das Gesicht nicht zu verlieren, muss man sehr spontan etwas zu Kontrollierendes finden. «Ja, weißt du, ich habe mich
     vorhin nur gefragt, oder, da ist mir aufgefallen, diese Dings da, diese Fundamentsteine da in der Mauer, siehst du, die da.»
    «Ja, jetzt sehe ich es auch, du, da sind ja Fundamentsteine in der Mauer, hä», sagt der andere, dankbar, dass man jetzt ganz
     wichtige
geistige
Arbeit einschieben muss, bevor man wieder zur körperlichen zurückkehrt, vor der man sich natürlich überhaupt nicht drücken
     will, nur eben vorher noch schnell was klären muss.
    «Ja, eben, oder, diese Steine da, ich habe mich gefragt, ob wir, wenn wir dann das Loch fertig haben und der Stutzen montiert
     ist, ob es da, bevor wir dann das Loch wieder zumachen, oder, ob es da nicht gut wäre, ein paar von diesen Fundamentsteinen
     vorher in das Loch   …»
    |171| «Ja, du, eben, das ist eine Möglichkeit, hä, tatsächlich. Nur müssten wir ja dann vorher die Fundamentsteine irgendwie aus
     dieser Mauer da herausbekommen.»
    «Eben. Und da wollte ich jetzt kontrollieren, ob das der Mauer dann schaden könnte, wenn wir nachher die Fundamentsteine da
     herausnehmen. Ich wollte nur, dass es dann keine bösen Überraschungen gibt, womöglich, oder. Einfach zur Sicherheit.»
    «Ja, du, das ist gut, dass du da, bevor da noch etwas, oder   … Die Frage wäre ja dann auch noch,
wie
man die Fundamentsteine herausbekommen könnte, wenn man sie herausnehmen würde, nachher dann.»
    «Eben, das kommt noch hinzu. Man müsste eben herausfinden, welches Werkzeug da   … und wo wir es allenfalls herbekommen.»
    Und schon hat man wunderbar viele Probleme geschaffen, deren Lösungsmöglichkeiten zu besprechen man über Stunden hinziehen
     kann. Während das nicht geschaufelte Loch still, bis zum Abend ein Unloch bleibt. Trotz vier bis fünf sehr eindrücklicher,
     minutenlanger, wilder Grabattacken.
    Teddy braucht keine Ausrede für eine

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