Was wir unseren Kindern in der Schule antun
selbst wenn die Inhalte an sich sich ändern oder erweitern: Weder sind die Rechenregeln für jedes Kind anders noch die Daten und Werke berühmter Künstler oder historische Ereignisse, und selbst die Rechtschreibregeln gelten zumindest für einen überschaubaren Zeitraum. In diesen Bereichen ist Anleitung sinnvoll und notwendig, denn hier ist das Ziel, dass alle Kinder diese Inhalte und Fertigkeiten sicher beherrschen, Grundprinzipien verstanden und Kategorien angelegt haben, auf die sie verlässlich zurückgreifen können. Es ist ein vorherbestimmtes Lernen, das erfolgreich ist, wenn das Kind diese Befähigungen erworben hat.
Für das schöpferische Tun hingegen braucht es in erster Linie Raum und Zeit, es entspringt dem Kind selbst und lebt ja gerade dadurch, dass Neues und Eigenes entsteht. Aber auch für das kreative, schöpferische Arbeiten sind Fertigkeiten, Fähigkeiten und das Beherrschen grundlegender Werkzeuge nötig, für die es oftmals Anleitung bedarf. Um komponieren zu können, muss man zunächst das Klavierspiel lernen, um kreative, eloquente Blogeinträge zu verfassen, muss man mit dem PC
umgehen können sowie das Schreiben und Formulieren geübt haben, am besten auch noch das Tippen im Zehnfingersystem. Wenn die Voraussetzungen nicht geschaffen wurden, ist weder ein weiterführendes Lernen noch ein kreatives Arbeiten möglich. Die Kunst besteht also darin, die Voraussetzungen beim Kind zu schaffen und dabei den schöpferischen Gedanken, die schöpferische Idee zu bewahren oder gar erst entstehen zu lassen. Gleichzeitig soll das Kind erleben, dass seine schöpferischen Gedanken Raum bekommen und es sich in diesem freien Tun ausprobieren kann. Kinder erschaffen zunächst aus Unbekümmertheit und natürlicher Freude an den Dingen und an ihren Fähigkeiten. Es gilt nun diese Verbundenheit mit den Dingen und die schöpferischen Ideen beizubehalten und dazu das nötige Wissen und die nötigen Fertigkeiten zu vermitteln.
Lernen und Leistung
Um Kindern gerecht zu werden, müssen all diese Aspekte beachtet und sinnvoll miteinander arrangiert werden. Unsere Kinder werden Leistung erbringen und sich in unserer zunehmend globalen Welt neben zahlreichen Konkurrenten behaupten müssen. Sie werden in verschiedensten Berufen arbeiten, die es teilweise heute noch gar nicht gibt. Sie werden überall auf der Welt unterwegs sein. Sie werden mit einer Flexibilität und Unsicherheit konfrontiert sein, die wir uns nur ansatzweise vorstellen können. Unsere Kinder müssen dafür auf fundierte Grundkenntnisse zurückgreifen können, aber zunehmend wird von ihnen auch Kreativität, Selbstständigkeit und die Zusammenarbeit mit Menschen verschiedenster Gesinnungen und Kulturen gefordert werden. Es ist unsere Aufgabe, Kinder zu befähigen, hoch qualifiziert den Anforderungen der Zukunft entgegentreten zu können.
Der Leistungsgedanke ist bei der Entwicklung von Kindern also keineswegs unangebracht. Falsch ist an unseren Schulen aber zum einen das Verständnis von Leistung, zum anderen auch der Weg, der eingeschlagen wird. Statt Leistung zu ermöglichen, ja gar zu bedingen, wird sie oft lediglich gefordert. Und nicht selten nimmt man in Kauf, dass Kinder an dieser
Forderung zerbrechen. Statt Freude an Leistung und an ihren Fähigkeiten zu haben, resignieren Kinder und verweigern sich zunehmend dem Lernen.
Dabei gilt der Leistungsgedanke als der zentrale Aspekt an den Regelschulen, er prägt die Vorgaben zum Unterricht. An der Universität und auch in der zweiten, bereits praxisnahen Phase der Lehrerausbildung wird gelehrt, wie Unterricht aufgebaut gehört. Sehe ich mir die Aufzeichnungen heutiger Lehramtsanwärter an, scheint dies nach wie vor so zu sein wie zu meiner Ausbildungszeit. Bei der vorgesehenen Planung von Unterricht ist der grundlegende Gedanke: Wenn wir wollen, dass alle Kinder alles können, müssen wir dafür sorgen, dass alle Kinder am Ende der Stunde alles verstanden haben. An sich ein lobenswertes Ziel, es funktioniert nur nicht. Ganz im Gegenteil, diese Vorgaben führen zu unserer zu Recht sogenannten Gleichschrittschule, die nur Mittelmaà hervorbringt.
Eine Unterrichtsstunde muss aus einer Hinführung bestehen, die die Kinder motiviert mitzumachen, dann im Hauptteil aus zwei oder drei Lernzielen und abschlieÃend einer Sicherung, die gewährleistet, dass jeder Schüler die
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