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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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bislang anspruchsvollen Aufgaben lösen könnten? Ist hier vielleicht auch der Grund dafür zu finden, warum Lehrer innerlich quittieren, da ein engagiertes Unterrichten sinnlos wird, sondern ganz im Gegenteil noch mehr Probleme aufwirft? Das ist durchaus denkbar. Denn wenn die Kinder bei einem Lehrer mehr lernen, muss er ja auch schwierigere Proben stellen, um den Vorgaben zu genügen. Und auch hier kenne ich aus eigener Erfahrung und aus Erzählungen mir bekannter Kollegen, was man dann von den Eltern zu hören bekommt: „Die Proben Ihrer Kollegen sind aber viel einfacher. Das, was bei Ihnen die Vier ist, ist dort eine Zwei.” Eltern interessiert es aus verständlichen Gründen wenig, wie viel ihr Kind im Unterricht tatsächlich lernt, wenn es am Ende nur um die Noten geht. Wie lange wird sich ein Lehrer so was anhören und sich weiterhin um ein hohes Niveau seiner Schüler bemühen? Jede Probe steht in Relation zum Unterricht und es wird nicht das absolute Können von Kindern getestet. Ganz im Gegenteil ist manchen Eltern dann oft ein Lehrer lieber, der ein eher niedriges Niveau im Unterricht hat. Denn durch häuslichen Fleiß hat man dann eine größere Chance, sein Kind noch zu einer guten Note zu befördern. Das Engagement eines Lehrers ist damit
völlig unsinnig — den gewünschten Schnitt kann man jederzeit sehr einfach produzieren. Ob ein Lehrer faul und desinteressiert ist oder hochengagiert — aufgrund der Vorgaben wird das Ergebnis immer in etwa das Gleiche sein. Und: Es wird somit auch immer „schlechte” Kinder geben.
    Das erinnert mich an die Lehrerin einer fünften Klasse auf einer weiterführenden Schule, die genau das bestätigte. Die Note im Übertrittszeugnis, so meint sie, sagt wenig über das tatsächliche Können aus. Dieses sei vielmehr davon abhängig, welche Lehrkraft die Kinder unterrichtet hat. Deutlich würde das besonders, wenn Kinder aus verschiedenen Grundschulen zusammentreffen. Denn die Gleichmacherei ist über mehrere Schulen hinweg in der Form ja nicht durchzuhalten. Werden in allen Parallelklassen die gleichen Proben geschrieben, geht das so lange gut, wie alle Kollegen das gleiche Unterrichtsniveau haben — was ja zunehmend durch die immer mehr verpflichtende Teamarbeit und die Einigung auf gleiche Inhalte und gleiches Vorgehen gesichert ist. Mehrere Kollegen haben mir diesbezüglich erzählt, dass sie sich, seitdem sie zur Zusammenarbeit gezwungen werden, teilweise gar nicht mehr wagen, engagiert zu arbeiten und gut zu üben, damit ihre Klassen auch ja in etwa den gleichen Schnitt erzielen wie die Parallelklassen. Sie möchten einfach ein gutes Auskommen mit ihren Kollegen haben und es sich auch nicht mit ihrem Rektor verscherzen.
    Für mich war nach der Recherche allerdings klar: Egal, was ich tun würde, ich würde nie eine Möglichkeit haben, sehr gute Noten in der Klasse zu rechtfertigen. Man würde mir immer vorwerfen können, die Proben seien zu einfach gewesen.
    In diesem System ist es nicht einmal theoretisch möglich, dass alle Kinder sehr gute Leistungen erbringen. Das ist der große Fehler.
    INFORMATIONSKAPITEL „NOTEN”
    Wozu Noten?
    Mögliche Bewertungs- und Dokumentationsformen
    â€¢ Ziffernnote
    â€¢ Buchstaben-„Note“
    â€¢ Punktesystem
    â€¢ verbale Beurteilung (mündlich und schriftlich)
    â€¢ Lernentwicklungsbericht
    â€¢ Portfolio
    â€¢ Mischformen (zum Beispiel Bewertungsbogen mit Noten und verbalen Bemerkungen)
    In Deutschland sind Ziffernnoten die häufigste Form formeller Leistungsbewertung. Sie sind „die quantifizierende Reduktion einer Leistungsbewertung am Ende eines Beurteilungsprozesses auf eine Zahl” 1 und gelten als traditionsreich, eindeutig, leicht verständlich, vertraut, justiziabel. Bei Schülern und Eltern sind sie generell akzeptiert.
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    Leistungsmessung
    Noten basieren auf Leistungsmessungen und deren Bewertung. Beide Aspekte müssen in einer einzigen, gemeinsamen Zahl ausgedrückt werden. Das ist schwierig und fragwürdig, weil die Ziele der notenmäßigen Beurteilung in unserem Schulsystem unterschiedlich und oft widersprüchlich sind. Die widersprüchlichen Ziele der Noten beschreibt etwa Pädagogik-Experte Hans Brügelmann: „Als Beschreibungen orientieren sie über den individuellen Leistungsstand und über Möglichkeiten zu dessen gezielter

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