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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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separierend und nimmt damit den Kindern die Möglichkeit, Menschen verschiedener Herkunft, Überzeugungen und Erfahrungen zu begegnen und dadurch reichhaltige und wertvolle Erfahrungen zu machen.
    Auf Basis dieser Kompetenzen setzt nun die fachliche Kompetenz an, angefangen beim Lesen, Schreiben und Rechnen über naturwissenschaftliche Grundkenntnisse, das Beherrschen von mindestens einer Fremdsprache bis zu einer fundierten Allgemeinbildung in geografischen, historischen, gesellschaftspolitischen und künstlerischen Themenbereichen. Unsere Schulen widmen sich bislang vorrangig dieser Kompetenz, allerdings müssen Schüler für die andauernd anstehenden Proben hauptsächlich Fakten auswendig lernen - häufig ohne echtes inneres Verständnis für das Gelernte.
    Wenn wir nicht die Schulen hätten, die wir heute haben, sondern noch einmal von vorn anfangen könnten — würden wir wirklich dieselbe Art Schulen wieder erschaffen?
    Eine Schule für unsere Kinder — wie sie aussehen sollte
    Wenn wir Kinder beobachten, fällt uns sofort auf, dass alle unterschiedlich sind. Völlig. Vom Aussehen her, vom Charakter, von den Vorlieben, von den Neigungen — schon als Babys und Kleinkinder. Mit zunehmendem Alter prägt sich ihre Individualität weiter aus: Das eine Kind ist schon sehr geschickt im Klettern, ein anderes interessiert sich für Schiffe, Nils berechnet mit seinem Papa die notwendige Länge der Bretter für das Gartenhaus, Paul schreibt bereits seine ersten Computerprogramme,
Susi hat sich von Oma alles über das Häkeln abgeschaut und Mona möchte alles über Pferde wissen. Und all diese Kinder stecken wir in eine Schule, in der sie fortan alle das Gleiche lernen und können müssen, und zwar nur einen sehr engen und begrenzten Ausschnitt des Wissens und Könnens, nur einen winzigen Bruchteil von der Vielfalt, die sie in sich tragen.
    Die richtige Frage muss daher lauten: Wie sollte ein Schulsystem sein, das allen unseren Kindern gerecht wird? Ihren Bedürfnissen, ihrer Individualität, aber auch den Anforderungen, die zukünftig an sie gestellt werden? Die in Deutschland derzeit bestehende Struktur ist dafür definitiv nicht geeignet. Eine optimale Ausbildung unserer Kinder für die Welt von morgen ist aus zwei Gründen nur in einer heterogenen Gemeinschaft möglich, in der sich Kinder ganzheitlich bilden und entwickeln können. Zum einen bietet nur eine solche die Vielfalt, an der die Persönlichkeit der Kinder zu einem fähigen, verantwortlichen Menschen ausreift. Zum anderen liegt nur dort der Schwerpunkt nicht mehr auf der Leistungsmessung und erst dadurch wird echtes Lernen möglich. Wir müssen verstehen, dass unser derzeitiges Schulsystem aufgrund seiner Systematik den Kindern schadet, trotz aller Teilreformen, Fördermaßnahmen und Unterstützungsprogramme. Durch die Selektion verhindert unser Schulsystem aktiv nachhaltiges, entgrenztes und individuelles Lernen, weil es unweigerlich auf kurzfristige, gleichförmige Ergebnisse ausgerichtet ist und einen lieblosen Blick auf die Kinder hat, der ausschließlich nach Defiziten sucht statt nach dem reichen Potenzial in jedem Kind.
    Wir müssen gar nicht so viel anders machen — wir dürfen nur eines nicht mehr tun: selektieren. Der ganze Druck, der ganze Stress, dem unsere Schüler ausgesetzt sind, entsteht nicht durch das Lernen an sich, sondern durch den Geist der Selektion, der unsere Schulen regiert. Die Auswirkungen der Selektion, die auch die Verteilung der Schüler auf die verschiedenen Notenstufen beinhaltet, verhindern modernen, zeitgemäßen Unterricht und nehmen unseren Kindern die natürliche Lernfreude.
    Die Schule der Zukunft stellt das Kind in seiner Individualität in den Mittelpunkt. Nicht die Kinder werden der Schule
angepasst, sondern die Schule den Kindern. Das fachliche Lernen hat einen hohen Stellenwert, doch wird in der Schule der Zukunft anders gelernt. Es wird darum gehen, Prinzipien und Grundlagen anhand eigener Erfahrungen tatsächlich zu verstehen, und nicht darum, Fakten auswendig zu lernen. Da die Unterrichtszeit nicht mit der Vorbereitung auf selektionswirksame Proben vergeudet wird, bleibt genügend Zeit für selbstständiges Ausprobieren, für Projekte, Versuche und erforschendes Lernen. Es geht um echtes „Be—Greifen“. Große Bedeutung in der Schule von morgen kommt der

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