Was wir unseren Kindern in der Schule antun
übergeordneten Personalrat, an den man sich rein theoretisch wenden kann. Doch besteht der oft auch zu groÃen Teilen aus Schulleitern, die wiederum dem Schulamt unterstellt sind und in vielen Bereichen, etwa bei der Zuteilung von Lehrern für eine Schule oder bei der Vergabe von Ersatzlehrern bei Erkrankungen, von dessen Gunst abhängen. So kann es durchaus geschehen, und ich berichte hier aus mehrfacher eigener Erfahrung, dass man auch aus diesen Reihen beraten wird, lieber zu schweigen und zu dulden, oder dass der Personalrat unsinnigen Anweisungen der Schulleitung stattgibt. Und ich habe es obendrein sogar erlebt, dass Inhalte aus vertraulichen Gesprächen zwischen mir und dem Personalrat an meine Vorgesetzten ausgeplaudert wurden â mit den zu erwartenden Konsequenzen.
Lehrer erwarten vonseiten der Behörden schon vielfach gar keine Wertschätzung ihrer Arbeit mehr. Manchmal erlebt man es noch, dass die Schulleitung die Arbeit der Lehrer anerkennt. Aber ansonsten ist man als Lehrer eher dadurch definiert, wie viele Wochenstunden man unterrichtet und welche Fächerkombination man studiert hat. Die Zuteilung an eine Schule erfolgt zum Beispiel nahezu ausschlieÃlich unter dem Gesichtspunkt der unterrichteten Wochenstundenzahl. Nach eigenen Wünschen wird man höchst selten gefragt, meist können diese ohnehin nicht berücksichtigt werden. So kann es durchaus geschehen, dass ein Lehrer sich an seiner Schule sehr engagiert und Projekte begonnen hat, die er gern weiterführen und auch erfolgreich abschlieÃen würde, dann aber zum Beispiel als Mobile Reserve zur Krankenvertretung eingesetzt wird und seine Schule verlassen muss. Nachhaltig und wertschätzend wird hier nicht gedacht. Auf persönliche Umstände wird selten Rücksicht genommen. Selbst dass eine Lehrerin ein behindertes
Kind daheim zu betreuen hat, hält die Vorgesetzten nicht davon ab, diese Lehrerin im Nachmittagsunterricht einzusetzen, obwohl sie nur Teilzeit arbeitet und es andere Möglichkeiten der Stundenplanung gegeben hätte.
Weitere Themen im Lehrerleben
Das Fortbildungsangebot wirkt sehr reichhaltig und vielfältig. Aber es gibt nur wenige tatsächlich qualifizierte Angebote. Die meisten Fortbildungen werden auf Landkreisebene angeboten und von normalen Lehrkräften gehalten. Wesentlich Neues erfährt man dort meist nicht. Und oft ist diesen Fortbildungen anzumerken, dass der Lehrer diese vor allem hält, um seine Beurteilungsstufe aufzubessern oder seine gute Beurteilung davon abhängig gemacht wurde â so erging es beispielsweise mir selbst.
Die wenigen Plätze bei externen Fortbildungen, die von wirklichen Fachkräften gehalten werden, sind heià begehrt. Dort ergattert man aber aufgrund der starken Nachfrage nur selten einen Platz. Gerade die Wochenkurse, bei denen man sich intensiv mit einer Thematik beschäftigen könnte, genehmigen aber zudem die Vorgesetzten oft nicht, da in den Schulen keine Unterrichtsvertretung ermöglicht werden kann. Der gleiche Grund verhindert auch durchaus sinnvolle Vorhaben, wie die kollegiale Hospitation, also das gegenseitige Besuchen des Unterrichts, um den eigenen Horizont etwas zu erweitern. Hat man das Glück, dass ein Zweitageskurs genehmigt wird, kann es dennoch sein, dass einem der Fortsetzungskurs untersagt wird, mit der Begründung, in diesem Bereich hätte man doch schon eine Fortbildung gemacht, das würde genügen. Dass eine Vertiefung der Inhalte, bis sie der Lehrer verinnerlicht hat, oder gar das reine Interesse des Lehrers wichtige Gründe für die Genehmigung wären, wird aus bürokratischen Gesichtspunkten übergangen.
Für sehr bedauerlich halte ich auch eine weitere Entwicklung, die ich nur aus subjektiver Sicht wiedergeben kann. In den letzten Jahren habe ich mehrfach erlebt, dass gerade diejenigen Lehramtsanwärter eine schlechte Prüfungsnote erhielten
oder sogar ihre bis dahin schon jahrelange Ausbildung ohne Abschluss abbrachen, die in meinen Augen eine sehr gute pädagogische Grundhaltung hatten. Sie scheiterten daran, dass die nachzuweisenden Schriftstücke nicht in perfekter Form vorlagen, oder wollten sich bewusst nicht zu einem Bürokraten verbiegen lassen. Sie wollten Lehrer sein, im ursprünglichen Sinne des Wortes, fanden jedoch â so habe ich mehrfach in persönlichen Gesprächen erfahren â an den Schulen ganz andere Zustände vor.
Als Lehrer,
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