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Wasdunkelbleibt

Wasdunkelbleibt

Titel: Wasdunkelbleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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circa 15 Minuten haben sie es dann leichter, hinter die Firewalls zu kommen.«
    Ein Journalist fragte genauer nach. »Haben die Programmierer Ihrer Sicherheitspatches Backdoors eingebaut?«
    Freiflug spürte, wie das Haar an seiner Stirn klebte. Sein Thema! Er kannte den Reporter vom Sehen. Ein Typ, der im Gedächtnis blieb: groß, breit und athletisch, blond wie ein Wikinger, mit durchdringenden, blauen Augen. Er arbeitete für ein großes Computermagazin.
    »Was ist eine Backdoor?«, rief jemand.
    »Eine Backdoor ist eine Hintertür, die ein Programmierer zwischen die Programmzeilen setzt, um zu einem späteren Zeitpunkt erneut ins System zu kommen, wobei er aber die Zugriffssicherung umgeht«, erläuterte Freiflug.
    Nervöses Murmeln im Saal.
    »Vermutlich gab es da keine Backdoor«, wehrte Freiflug ab.
    »Vermutlich? Was heißt das?«
    »Was es aussagt. Im Augenblick spricht nicht viel dafür. Wir ermitteln weiter.«
    »Soweit wir wissen, sollte einer Ihrer Mitarbeiter einen Sicherheitspatch entwickeln. Warum kam er zu spät?«
    Verdammt, es sind überall Ritzen, durch die die Ratten ihre Neuigkeiten verbreiten, dachte Freiflug ärgerlich.
    »Unser Team arbeitet permanent an neuen Patches«, ging Woncka dazwischen. »Das gehört routinemäßig zu unserer Arbeit und steht nicht in Relation zu dem Defacing.«
    »Vorsicht vor dem Wort ›Routine‹«, höhnte jemand.
    »Haben Sie denn Hinweise auf die Identität des Hackers?« Eine Frau mit einem dunklen Pagenschnitt, die neben einer Kamera Position bezogen hatte, sah Freiflug herausfordernd an.
    Jetzt, dachte Freiflug. Jetzt ist es soweit.
    »Dazu machen wir derzeit keine Angaben. Aus ermittlungstaktischen Gründen. Aber wir haben festgestellt, dass x 03 kein Unbekannter ist.«
    Die Stifte flogen über das Notizpapier.
    »Was heißt das?«
    »Wer ist es?«
    »Ist er schon einmal in Erscheinung getreten?«
    »Wie lautet sein Klarname?«
    Die Fragen prasselten auf die Ermittler am Podium ein.
    Woncka starrte Freiflug an. Roderick von der anderen Seite ebenso. Sie nahmen ihn in die Zange.
    »Ein Klarname ist nicht bekannt.«
    »Ist es jemand, der bereits verurteilt wurde?«
    »Auch dazu kann ich nichts sagen.« Fuck. Er hatte es verbockt.
    Woncka schaufelte seine Papiere zu einem Haufen zusammen. »Die Pressekonferenz ist beendet.«
     
     

40
    Cyn erschien in einem verbeulten Transporter. Sie trug Thermohosen und ein Flanellhemd. Das kurze Haar hatte sie mit Gel verwuschelt.
    »Scheiße, ist das kalt!«, klagte sie, als sie ins Haus schlüpfte. »Bei uns lag Schnee auf den Dächern. Habt ihr Kaffee parat?«
    Ich braute Espresso, während sie ungeniert durchs Haus spazierte und alles in Augenschein nahm. Im Arbeitszimmer überprüfte sie meinen Router, klickte ein bisschen am Rechner herum und murmelte dabei unaufhörlich vor sich hin.
    »Woher kennst du Cyn eigentlich?«, fragte ich Juliane, die in der Zwischenzeit zum Bäcker gefahren war und Semmeln geholt hatte.
    »Sie ist die Tochter meiner Putzfrau.«
    »Mach mich nicht schwach. Du hast eine Putzfrau?«
    »Warum nicht? Denkst du, ich habe Bock, die Zeit, die mir bleibt, mit Putzen zu verbringen?«
    Ich lachte trocken. »Warum putze ich eigentlich selbst? Vielleicht sterbe ich früher als du!«
    »Ich frage sie, ob sie noch Kapazitäten frei hat.«
    Cyn kam zu uns. »Also, was ist das für ein Modem?«
    Ich führte sie in den Keller. Sie tastete über das Kästchen, verschwand in ihrem Transporter und kam mit einer riesigen Logstoff-Tasche zurück. Während sie eine Honigsemmel vertilgte, baute sie auf meiner Küchenbar ihr Büro auf.
    »Okay«, meldete sie eine halbe Stunde später. »Das Gerät ist ein kleines Wireless-Teil. Ein superstarkes Modem.«
    »Ich habe aber einen Internetzugang«, protestierte ich lahm. »Falls der Knilch von der Telekom war …«
    »Das ist ja das Eigenartige. Es könnte zum Beispiel sein«, Cyn spülte den Rest ihrer Semmel mit einem Espresso hinunter, »dass er will, dass du über diesen Zugang ins Netz gehst. Dadurch käme er ganz einfach auf deine Platte.«
    »Aber rekinom ist schon auf meiner Platte.«
    »Genau. Außerdem hätte er dann an deinem Notebook ein paar Veränderungen vornehmen müssen, damit dein Rechner sich automatisch bei diesem ungeschützten Anschluss einwählt und nicht bei deinem, den du ja nicht schlecht gesichert hast.«
    »Den Spaß habe ich ihm vereitelt«, sagte ich.
    Juliane schüttelte den Kopf. »Nein. Er hat doch nicht versucht, rauf ins Haus zu

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