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Wasdunkelbleibt

Wasdunkelbleibt

Titel: Wasdunkelbleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gibt zwei Stränge: Wir arbeiten einerseits daran, die Identität von x 03 festzustellen.« Hoffentlich habe ich mich nicht getäuscht, dachte Freiflug mit einem Anflug von Panik.
    »Haben Sie Erkenntnisse?«
    »Noch nichts Konkretes.«
    Er lauert, dachte Freiflug. Er will wissen, ob ich etwas weiß. Oder ich rede mir alles nur ein. Verdammt, wie sicher kann ich wirklich sein, dass er mir nichts vorgaukelt? Die reale Welt verwandelte sich zusehends in eine Ansammlung von Kulissen. Wie das Internet. Dort wusste auch niemand, wer sich hinter einem Namen versteckte. Information und Desinformation. Null und eins.
    »Der zweite Weg ist, zu signalisieren, dass unser Intranet und unsere Webseiten zu diesem Zeitpunkt besser geschützt sind als je zuvor. Dass ausschließlich alte Daten abgegraben wurden, die noch auf einem anderen System liefen. Roderick hat das jetzt bestätigt.« Freiflug hatte vorhin die Notiz seines Kollegen auf seinem Schreibtisch gefunden.
    »Okay. Damit nehmen wir ihnen den Wind aus den Segeln!« Woncka zeigte mit dem Finger auf Freiflug. »Sie nehmen an der Pressekonferenz teil. Ich leite sie offiziell, aber Sie übernehmen es, die Fragen zu beantworten. Achten Sie auf mich, ich signalisiere Ihnen, wann es genug ist.«
    Freiflug begann zu schwitzen.
    »Normalerweise hätte ich Keller gebeten, die Journalisten zu besänftigen.« Das tiefe Rot in Wonckas Gesicht verstärkte sich.
    »Für den Fall, dass ein Reporter nach Nero fragt, brauchen wir eine Strategie.«
    »Das ist vertraulich.«
    »Damit lassen die Typen sich ja selten abspeisen.« Freiflug kannte Wonckas Presseallergie und schlug in die entsprechende Kerbe.
    »Dazu sagen wir nichts. Ein Mitarbeiter ist krank geworden. Das ist Privatsache. Diskretion.«
    »In Ordnung. Bis um neun also!« Freiflug spazierte zurück zu seinem Büro. Es war ihm immer zu klein vorgekommen für zwei Leute, aber nun vermisste er Nero. Er riss das Fenster auf und atmete tief die kalte Luft ein. Regentropfen liefen über die Scheibe. Er würde die Bombe hochgehen lassen.

38
    Juliane war zu mir zum Frühstücken gekommen. Wach wie stets saß sie neben mir an der Küchenbar. Ihr Blick tranchierte mich.
    »Also wissen Se, nee. Du bist danach seelenruhig ins Bett gegangen?«
    »Er war ja weg«, murrte ich.
    »Erzähl mir nichts.«
    »Er hat seinen Wagen gestartet und die Fliege gemacht. Verdammt, es ist nichts weggekommen. Ich habe den dämlichen Keller ein ums andere Mal durchsucht. Da fehlt nichts. Wertvolles habe ich ohnehin nicht. Die paar Weinflaschen, Papiermüll von Monaten und staubige, alte Möbel. Bisschen sperrig, um da was wegzutragen.« Hätte der Typ wenigstens das Altglas entsorgt, meine Dankbarkeit wäre ihm gewiss gewesen.
    »Ich schau mich trotzdem um.« Juliane hüpfte vom Barhocker und ging in den Keller. Ich folgte ihr. Erstaunlicherweise kam mir der Einbruch in meinem Haus weniger dramatisch vor als rekinoms Wanze auf meinem Rechner. Cyns Anweisung gemäß lief der Computer schon. Ich hatte einen neuen Text geöffnet und ein bisschen herumgetippt – ein Fantasieprojekt beschrieben, wie ich es mir erträumte. Besuch in Santa Cruz de Tenerife bei einer reichen deutschen Dame adeligen Standes, deren Wurzeln bis in den Widerstand gegen Hitler reichten. Klang abstrus, aber rekinom sollte sein Futter bekommen.
    »Schweinekalt hier unten«, beschwerte sich Juliane.
    »Der Schreiner kommt nachher und baut ein neues Fenster ein.«
    »Wie wär’s mit einer Einbruchsanzeige bei der Polizei?«
    »Meinst du, ich habe Bock auf noch mehr Nervereien?«
    Sie lachte auf. »Niemand hat je Lust auf Papierkram. Jedenfalls niemand, der normal ist. Aber beschwer dich nachher nicht, wenn du wieder Besuch bekommst.«
    »Nee, ist klar.« Ich ließ mich in den Sessel fallen, an dem sich mein Einbrecher letzte Nacht hoffentlich einen blauen Fleck geschlagen hatte.
    Juliane tappte durch sämtliche Kellerräume. »Du sagst, er war in dieser Dienstmädchenkammer?«
    »Hör auf mit deinen kommunistischen Sprüchen.«
    »In so was hat einst die Dienerschaft nächtigen dürfen. Nicht gerade der größte Spaß!«
    »Da lagert nur das Altglas.«
    »Stinkt irgendwie.«
    »In Kellern stinkt es meistens.«
    Juliane kam zu mir zurück. »Da macht sich einer die Mühe und bricht ein. Tigert durch den ganzen Keller. Nimmt aber nichts mit, sondern verduftet.«
    »Die Welt besteht zum größten Teil aus Verrückten.«
    »Warum kommt er, wenn du wach bist? Warum wartet er nicht, bis alles

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