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Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Titel: Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gruen
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unverheiratete Paare.«
    »Es ist nicht für uns. Nur für sie.«
    »Aha«, sagt er.
    »Vorsicht, Freundchen«, sage ich. »Mir gefällt nicht, was Sie da
andeuten.«
    »Gehen wir, Jacob«, wiederholt Marlena mit gesenktem Blick. Sie ist
noch blasser als zuvor.
    »Andeuten wollte ich nichts«, sagt der Hotelangestellte.
    »Jacob, bitte«, sagt Marlena. »Lass uns einfach woanders hingehen.«
    Ich werfe ihm einen mörderischen Blick zu, der keinen Zweifel daran
lässt, was ich mit ihm machen würde, wenn Marlena nicht dabei wäre, dann nehme
ich ihren Koffer. Marlena geht zur Tür.
    »Ach, Sie kenne ich doch!«, sagt die Frau auf der Bank. »Sie sind
das Mädchen von dem Plakat! Ja, ganz sicher.« Sie dreht sich zu dem Mann neben
ihr. »Norbert, das ist das Mädchen von dem Plakat! Nicht wahr? Miss, Sie sind
doch der Zirkusstar, oder?«
    Marlena stößt die Tür auf, biegt ihre Hutkrempe zurecht und geht
hinaus. Ich folge ihr.
    »Warten Sie«, ruft der Hotelangestellte. »Ich glaube, wir haben doch …«
    Ich knalle die Tür hinter mir zu.
    Im Hotel drei Häuser weiter zeigt man keine Bedenken,
obwohl mir dieser Rezeptionist beinahe so wenig gefällt wie der vorige. Er
würde nur zu gerne wissen, was passiert ist. Mit glänzenden Augen und
neugierigem, lüsternem Blick mustert er uns von oben bis unten. Mir ist klar,
wovon er ausgehen würde, wenn Marlenas Veilchen die einzige Verletzung wäre,
aber da es mich viel übler erwischt hat, liegt die Geschichte nicht so einfach
auf der Hand.
    »Zimmer 2B«, sagt er, lässt die Schlüssel vom Finger baumeln und
saugt noch immer unseren Anblick in sich auf. »Die Treppe hoch und dann rechts.
Am Ende des Flurs.«
    Als ich Marlena die Treppe hinauf folge, hängt mein Blick an ihren
wohlgeformten Waden. Sie hantiert lange mit dem Schlüssel herum, dann lässt sie
ihn einfach im Schloss und tritt zur Seite. »Ich bekomme die Tür nicht auf.
Versuchst du es mal?«
    Ich rüttle am Schlüssel, und gleich darauf schnappt der Riegel
zurück. Nachdem ich die Tür geöffnet habe, trete ich zur Seite, um Marlena ins
Zimmer zu lassen. Sie wirft ihren Hut aufs Bett und geht zum offenen Fenster.
Ein Windstoß fährt in den Vorhang, weht ihn ins Zimmer und saugt ihn wieder
zurück.
    Das Zimmer ist einfach, aber ausreichend. Die Tapeten und Vorhänge
sind mit Blumen bedruckt, auf dem Bett liegt eine Decke aus Chenille. Die Tür
zum Badezimmer steht offen, es ist groß und mit einer Badewanne auf Klauenfüßen
ausgestattet.
    Ich stelle den Koffer ab und warte unbeholfen. Marlena wendet mir
den Rücken zu. Sie hat eine Schnittwunde im Nacken, wo sich der Verschluss des
Colliers in die Haut gegraben hat.
    »Brauchst du noch etwas?«, frage ich, während ich meinen Hut in den
Händen drehe.
    »Nein, danke.«
    Ich beobachte sie noch einen Augenblick lang. Ich möchte durch das
Zimmer gehen und sie in die Arme schließen, doch stattdessen verlasse ich den
Raum und schließe leise die Tür hinter mir.
    Weil ich nicht weiß, was ich sonst tun sollte, erledige ich
meine üblichen Aufgaben in der Menagerie. Ich schneide, verrühre und verteile
Futter. Ich sehe nach dem entzündeten Zahn des Yaks und führe Bobo an der Hand
mit mir herum, während ich nach den restlichen Tieren schaue.
    Ich bin bereits beim Ausmisten, als Diamond Joe hinter mir auftaucht.
»Onkel Al will dich sehen.«
    Ich starre ihn kurz an, dann lege ich meine Schaufel ins Stroh.
    Onkel Al sitzt im Speisewagen hinter einem Teller mit Steak und
Pommes Frites. In der Hand hält er eine Zigarre, er stößt Rauchringe aus. Sein
Gefolge steht mit ernster Miene hinter ihm.
    Ich nehme den Hut ab. »Sie wollten mich sprechen?«
    »Ah, Jacob«, sagt er und beugt sich vor. »Wie schön, dich zu sehen.
Hast du mit Marlena alles in Ordnung gebracht?«
    »Sie hat ein Zimmer gefunden, falls Sie das meinen.«
    »Das auch, ja.«
    »Ich bin mir nicht sicher, was Sie sonst meinen könnten.«
    Einen Augenblick lang schweigt er. Dann legt er die Zigarre ab, hält
die Hände vor sich und drückt die Fingerspitzen gegeneinander. »Es ist ganz
einfach. Ich kann es mir nicht leisten, einen von beiden zu verlieren.«
    »So weit ich weiß, hat sie nicht vor, die Show zu verlassen.«
    »Er ebenso wenig. Aber stell dir mal vor, wie es wird, wenn beide
bleiben, aber nicht wieder zusammenkommen. August ist wirklich außer sich vor
Kummer.«
    »Sie wollen doch wohl nicht vorschlagen, dass sie zu ihm
zurückgeht.«
    Er lächelt und legt den Kopf schief.
    »Er hat

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