Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten
über das Gesicht.
Dann blickt sie mir in die Augen. »Bleibst du bei mir, Jacob?«, fragt sie.
»Marlena …«
»Schsch.« Sie rutscht vor bis auf die Stuhlkante und legt mir einen
Finger auf die Lippen. Dann lässt sie sich auf den Boden gleiten. Sie kniet nur
Zentimeter entfernt vor mir, ihr Finger auf meinen Lippen zittert.
»Bitte«, sagt sie. »Ich brauche dich.« Nach einer winzigen Pause
streicht sie mir zögerlich und sanft über das Gesicht, sie berührt kaum meine
Haut. Ich halte den Atem an und schließe die Augen.
»Marlena …«
»Sag jetzt nichts«, murmelt sie. Bebend gleiten ihre Finger mein Ohr
entlang und auf meinen Nacken. Ich erschaudere. Jedes Härchen an meinem Körper
hat sich aufgerichtet.
Als ihre Hände zu meinem Hemd wandern, schlage ich die Augen auf.
Sie öffnet die Knöpfe langsam und bewusst. Ich beobachte sie dabei, ich weiß,
dass ich sie aufhalten sollte. Aber ich kann es nicht. Ich bin ihr
ausgeliefert.
Nachdem sie mir das Hemd aufgeknöpft hat, zieht sie es aus der Hose
und blickt mir in die Augen. Sie lehnt sich vor und streift meine Lippen mit
ihren Lippen, so sanft, dass es nicht einmal ein Kuss ist, nur eine Berührung.
Sie zögert, ihre Lippen sind so nah, dass ich ihren Atem auf meinem Gesicht
spüre. Dann küsst sie mich, es ist ein zarter Kuss, zögernd, aber lang. Der
nächste Kuss ist inniger, der folgende noch inniger, und bevor ich weiß, wie
mir geschieht, küsse auch ich sie, ich nehme ihr Gesicht zwischen meine Hände,
während sie ihre Finger über meine Brust und weiter hinunterwandern lässt. Als
sie an meiner Hose ankommen, schnappe ich nach Luft. Sie zeichnet mit dem
Finger die Kontur meiner Erektion nach.
Dann hält sie inne. Im Knien schwanke ich. Ohne den Blick von meinen
Augen zu lösen, führt sie meine Hände an ihre Lippen. Sie drückt auf jede
Handfläche einen Kuss, dann legt sie sie auf ihre Brüste.
»Berühr mich, Jacob.«
Ich bin hoffnungslos verloren.
Ihre Brüste sind klein und rund, wie Zitronen. Ich umfasse sie,
streiche mit den Daumen über sie und spüre durch das Kleid hindurch, wie sich
ihre Brustwarzen aufrichten. Ich drücke meine geschundenen Lippen auf ihren
Mund und lasse die Hände über ihre Rippen gleiten, über ihre Taille, die
Hüften, die Schenkel …
Als sie meine Hose öffnet und mich in ihre Hand nimmt, zucke ich
zurück.
»Bitte«, keuche ich, mir versagt fast die Stimme. »Bitte. Ich möchte
in dir sein.«
Irgendwie schaffen wir es zum Bett. Als ich endlich in sie gleite,
schreie ich auf.
Nachher schmiege ich mich an sie. Wir liegen still da, bis es dunkel
wird, und dann beginnt sie zögernd zu sprechen. Sie schiebt mir ihre Füße
zwischen die Knöchel, spielt mit meinen Fingerspitzen, und bald sprudeln die
Worte aus ihr heraus. Sie redet, ohne eine Antwort zu erwarten oder ihr auch
nur Platz einzuräumen, also halte ich sie einfach fest und streichle ihr Haar.
Sie erzählt von dem Schmerz, der Trauer und dem Schrecken der vergangenen vier
Jahre; davon, wie sie damit zu leben lernte, mit einem Mann verheiratet zu
sein, der so gewalttätig und unberechenbar ist, dass seine Berührung sie
erschaudern lässt, und dass sie bis vor kurzem dachte, es wäre ihr gelungen.
Und schließlich davon, wie mein Auftauchen sie zu der Einsicht zwang, dass sie
keineswegs damit leben konnte.
Als sie schließlich aufhört zu reden, streichle ich sie weiter, ich
lasse die Hände sanft über ihr Haar gleiten, über ihre Schultern, Arme und
Hüften. Und dann fange ich an zu erzählen. Ich erzähle ihr von meiner Kindheit
und den Aprikosenrugelach, die meine Mutter immer gemacht hat. Davon, wie ich
als Teenager anfing, meinen Vater auf seiner Runde zu begleiten, und davon, wie
stolz er war, als ich in Cornell angenommen wurde. Ich erzähle ihr von Cornell,
von Catherine und dass ich das damals für Liebe hielt. Ich erzähle ihr vom
alten Mr. McPherson, der meine Eltern von der Brücke gedrängt, und von der
Bank, die sich unser Haus geschnappt hat, und auch von meinem Zusammenbruch,
bei dem ich aus dem Prüfungsraum lief, weil alle ihre Gesichter verloren hatten.
Am nächsten Morgen lieben wir uns erneut. Dieses Mal nimmt sie meine
Hand und führt meine Finger. Zuerst begreife ich nicht, aber als sie zittert
und sich meiner Berührung entgegenstreckt, verstehe ich, was sie mir zeigt, und
weine beinahe vor Freude.
Nachher kuschelt sie sich an mich, und ihr Haar kitzelt mein
Gesicht. Ich streichle sie sanft und versuche, mir
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