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Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Titel: Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gruen
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mir
plötzlich sehr klar geworden ist, wie die Dinge tatsächlich stehen.«
    Er kneift die Augen zusammen.
    »Auf August und Marlena«, sage ich und halte das Glas hoch. Der
Brandy schwappt gegen die Seitenwand.
    Al hebt ebenfalls langsam das Glas.
    Ich kippe den Rest Brandy hinunter und lächle. Er setzt das Glas ab,
ohne zu trinken. Ich lege den Kopf schief, das Lächeln immer noch auf den
Lippen. Soll er mich doch mustern. Nur zu. Heute bin ich unbesiegbar.
    Dann nickt er zufrieden und trinkt einen Schluck. »Ja. Gut. Ich muss
zugeben, nach gestern war ich mir, was dich betrifft, nicht sicher. Ich bin
froh, dass du es dir überlegt hast. Du wirst es nicht bereuen, Jacob. Es wäre
für alle das Beste. Und besonders für dich«, sagt er und deutet mit dem
Kognakschwenker auf mich. Dann leert er ihn in einem Zug. »Ich kümmere mich um
jeden, der sich um mich kümmert.« Nach einem leisen Schmatzer fügt er hinzu:
»Und um die anderen kümmere ich mich auch.«
    Am Abend deckt Marlena ihr Veilchen mit Puder ab und zeigt ihre
Freiheitsdressur. Augusts Gesicht dagegen lässt sich nicht so leicht
herrichten, deshalb fällt die Elefantennummer aus, bis er wieder wie ein Mensch
aussieht. Nachdem sie zwei Wochen lang unzählige Poster von Rosie bewundert
haben, auf denen sie auf einem Ball balanciert, sind die Städter äußerst
missmutig, als sie am Ende der Vorführung merken, dass der Dickhäuter, der sich
im Menageriezelt fröhlich mit Süßigkeiten, Popcorn und Erdnüssen füttern ließ,
gar nicht im Chapiteau aufgetreten ist. Die Flicker ziehen ein paar Männer, die
ihr Geld wiederhaben wollen, rasch zur Seite, um sie zu besänftigen, bevor die
Idee um sich greift.
    Ein paar Tage später kommt der Kopfschmuck mit den Pailletten – er
wurde sorgfältig mit rosafarbenem Garn geflickt – wieder zum Einsatz, sodass
Rosie in alter Pracht die Menge in der Menagerie bezaubert. Doch sie tritt
immer noch nicht auf, und nach jeder Vorstellung gibt es Beschwerden.
    Das Leben findet zu einer brüchigen Normalität zurück. Ich erledige
morgens meine üblichen Pflichten und ziehe mich zurück, wenn die Besucher
kommen. Onkel Al findet, arg mitgenommene, matschige Tomaten geben keine guten Aushängeschilder
für die Show ab, und das kann ich ihm nicht verdenken. Meine Wunden werden um
einiges scheußlicher, bevor sie heilen, und als die Schwellung abklingt, ist
klar, dass meine Nase schief bleiben wird.
    Außer bei den Mahlzeiten bekomme ich August nicht zu Gesicht. Onkel
Al hat ihn an Earls Tisch versetzt, aber als sich zeigt, dass er dort nur
herumhockt und schmollend Marlena anstarrt, muss er mit Onkel Al im Speisewagen
essen. Und so kommt es, dass Marlena und ich uns dreimal täglich alleine gegenübersitzen
an diesem so öffentlichen Ort.
    Onkel Al versucht seinen Teil der Abmachung einzuhalten, das muss
ich ihm lassen. Aber August ist zu weit abgedriftet, als dass man ihn unter
Kontrolle halten könnte. Am Tag nach seiner Verbannung aus dem Küchenbau sieht
Marlena, als sie sich umdreht, wie er sich in einem Zelteingang versteckt. Eine
Stunde später verstellt er ihr in der Budengasse den Weg, fällt auf die Knie
und schlingt ihr die Arme um die Beine. Als sie sich losreißen will, wirft er
sie ins Gras, hält sie fest und versucht, ihr den Ring wieder anzustecken,
dabei fleht er sie abwechselnd stammelnd an und droht ihr.
    Walter rennt zur Menagerie, um mich zu holen, aber als ich dort
ankomme, hat Earl August bereits weggeschleppt. Schäumend vor Wut laufe ich zu
den Privatabteilen.
    Als ich Onkel Al erzähle, dass Augusts Ausbruch uns wieder an den
Anfang zurückgeworfen hat, macht er seinem Ärger Luft, indem er eine Karaffe an
der Wand zerschmettert.
    August verschwindet für drei Tage komplett von der Bildfläche, und
Onkel Al fängt wieder an, den Leuten auf den Kopf zu schlagen.
    August ist nicht der Einzige, den der Gedanke an Marlena
auffrisst. Nachts auf meiner Pferdedecke sehne ich mich so sehr nach ihr, dass
es schmerzt. Ein Teil von mir wünscht sich, sie würde zu mir kommen, aber im
Grunde will ich es nicht, weil es zu gefährlich wäre. Ich kann auch nicht zu
ihr gehen, weil sie sich im Jungfernwagen eine Koje mit einer der
Seiltänzerinnen teilt.
    Innerhalb von sechs Tagen schaffen wir es zwei Mal, uns zu lieben –
wir ducken uns hinter irgendwelchen Zeltwänden in einer Art Ringkampf, zu dem
wir unsere Kleidung nur lockern, weil keine Zeit bleibt, sich auszuziehen. Nach
diesen Treffen bin ich

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