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Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Titel: Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gruen
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ihren Körper einzuprägen.
Ich will, dass sie mit mir verschmilzt, dass wir eins werden. Ich will sie in
mich aufnehmen und den Rest meines Lebens mit ihr verbringen.
    Ich will.
    Reglos genieße ich die Berührung ihres Körpers. Ich wage kaum zu
atmen, weil ich fürchte, es könnte den Zauber brechen.

Einundzwanzig
    Plötzlich bewegt Marlena sich. Sie schreckt hoch und
schnappt sich meine Uhr vom Nachttisch.
    »So ein Mist«, sagt sie, lässt sie fallen und schwingt die Beine aus
dem Bett.
    »Was? Was ist denn?«, frage ich.
    »Es ist schon Mittag. Ich muss zurück.«
    Sie läuft ins Badezimmer und schließt die Tür. Gleich darauf höre
ich die Toilettenspülung und Wasser laufen. Dann stürmt sie ins Zimmer und
liest hektisch ihre Kleidung vom Boden auf.
    »Marlena, warte.« Ich stehe ebenfalls auf.
    »Ich kann nicht. Ich muss arbeiten«, sagt sie, während sie mit ihren
Strümpfen kämpft.
    Ich stelle mich hinter sie und lege ihr die Hände auf die Schultern.
»Marlena, bitte.«
    Sie hält inne und dreht sich langsam zu mir um. Sie blickt erst auf
meine Brust, dann zu Boden.
    Als ich sie ansehe, fallen mir die Worte plötzlich schwer. »Letzte
Nacht hast du gesagt ›ich brauche dich‹. Das Wort ›Liebe‹ hast du nicht
ausgesprochen, deshalb weiß ich nur, was ich fühle.« Ich schlucke schwer und
betrachte blinzelnd ihren Scheitel. »Ich liebe dich, Marlena. Ich liebe dich
von ganzem Herzen, und ich will mit dir zusammen sein.«
    Sie blickt weiter zu Boden.
    »Marlena?«
    Dann hebt sie den Kopf. Ihr stehen Tränen in den Augen. »Ich liebe
dich auch«, flüstert sie. »Ich glaube, ich habe dich schon geliebt, als ich
dich zum ersten Mal sah. Aber verstehst du denn nicht? Ich bin mit August
verheiratet.«
    »Das können wir ändern.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Ich will mit dir zusammen sein. Wenn du das auch willst,
finden wir eine Lösung.«
    Nach langem Schweigen sagt sie schließlich: »Ich habe noch nie etwas
so sehr gewollt.«
    Ich nehme ihr Gesicht zwischen die Hände und küsse sie.
    »Wir müssen die Show verlassen«, sage ich, dabei wische ich mit den
Daumen ihre Tränen fort.
    Sie nickt schniefend.
    »Aber erst in Providence.«
    »Warum dort?«
    »Weil wir uns da mit Camels Sohn treffen. Er nimmt ihn zu sich.«
    »Kann Walter sich bis dahin nicht um ihn kümmern?«
    Ich schließe die Augen und lehne meine Stirn gegen ihre. »Ganz so
einfach ist das nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Onkel Al hat mich gestern zu sich bestellt. Ich soll dich
überreden, zu August zurückzukehren. Er hat mir gedroht.«
    »Natürlich hat er das. Er ist Onkel Al.«
    »Nein, ich meine, er hat gedroht, Walter und Camel aus dem fahrenden
Zug zu werfen.«
    »Ach, das ist nur Gerede«, sagt sie. »Hör nicht darauf. Er würde nie
jemanden aus dem Zug schmeißen.«
    »Sagt wer? August? Onkel Al?«
    Bestürzt sieht sie auf.
    »Weißt du noch, wie in Davenport die Leute von der Eisenbahnbehörde
zu uns gekommen sind? In der Nacht davor sind sechs Männer von der Fliegenden
Vorhut verschwunden.«
    Sie runzelt die Stirn. »Ich dachte, diese Behördenleute wären da
gewesen, weil jemand Onkel Al Ärger machen wollte.«
    »Nein, sie waren da, weil ein halbes Dutzend Männer aus dem Zug
geworfen wurde. Camel hätte einer von ihnen sein sollen.«
    Einen Moment lang starrt sie mich nur an, dann schlägt sie die Hände
vors Gesicht. »Großer Gott. Großer Gott, ich war so dumm.«
    »Du warst nicht dumm. Überhaupt nicht. Es ist schwer, sich etwas so
Böses vorzustellen«, sage ich und schließe sie fest in die Arme.
    Sie drückt das Gesicht gegen meine Brust. »Jacob, was sollen wir nur
tun?«
    »Ich weiß es nicht«, antworte ich und streichle ihr übers Haar. »Wir
lassen uns etwas einfallen, aber wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein.«
    Nacheinander stehlen wir uns wieder auf den Zirkusplatz. Ich
trage ihren Koffer bis zur letzten Kreuzung und beobachte dann, wie sie den Platz
überquert und in ihrem Garderobenzelt verschwindet. Ich bleibe eine Weile in
der Nähe, falls August im Zelt sein sollte. Da es keine Probleme zu geben
scheint, gehe ich zum Pferdewagen.
    »Aha, der Kater kehrt heim«, bemerkt Walter. Er schiebt die Truhen
vor die Wand, um Camel zu verstecken. Der alte Mann liegt mit geschlossenen
Augen und offenem Mund da und schnarcht. Walter hat ihm wohl gerade erst
Schnaps gegeben.
    »Das ist nicht mehr nötig«, sage ich.
    Walter richtet sich auf. »Was?«
    »Du musst Camel nicht mehr verstecken.«
    Er starrt mich an.

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