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Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Titel: Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gruen
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irgendwann
wiegen wir uns stumm vor und zurück.
    Ich würde gerne glauben, dass es nichts geändert hätte, hätte ich
Walters Messer nicht gehabt. Aber ich habe es ihm genommen, und damit auch jede
Chance.
    Ich würde gerne glauben, dass sie überlebt haben. Ich versuche, mir
vorzustellen, wie die beiden sich wüst fluchend auf dem moosigen Waldboden
abrollen. Walter ist wahrscheinlich längst auf der Suche nach Hilfe. Er hat es
Camel in einem geschützten Eckchen bequem gemacht und holt Hilfe.
    In Ordnung. In Ordnung. Es ist nicht so schlimm, wie ich dachte. Ich
gehe sie holen. Morgen früh schnappe ich mir Marlena, fahre mit ihr in die
nächste Stadt zurück und frage mich zum Krankenhaus durch. Vielleicht sogar zum
Gefängnis, falls man sie für Landstreicher gehalten hat. Es sollte ein Leichtes
sein, die nächste Stadt zu finden. Sie muss ganz in der Nähe der …
    Das haben sie nicht getan. Das können sie nicht getan haben. Niemand
wirft einen verkrüppelten Alten und einen Zwerg aus dem Zug, wenn man über eine Brücke fährt. Nicht einmal August. Nicht einmal Onkel
Al.
    Während der restlichen Nacht male ich mir die unterschiedlichsten
Arten aus, auf die ich die beiden umbringen könnte, ich wälze die Gedanken
genussvoll in meinem Kopf umher, so als würde ich glatte Steine zwischen den
Fingern reiben.
    Das Kreischen der Bremsen reißt mich aus meiner Trance. Noch
bevor der Zug steht, springe ich auf den Schotter und marschiere vor zu den
Schlafwagen. Beim ersten, der schäbig genug aussieht, dass in ihm Arbeiter
schlafen könnten, erklimme ich die Eisenstufen und reiße die Tür so heftig zur
Seite, dass sie wieder zuspringt. Ich öffne sie erneut und stiefle hinein.
    »Earl! Earl! Wo bist du?« Vor Hass und Wut klingt meine Stimme
kehlig. »Earl!«
    Ich stampfe den Gang hinunter und spähe in die Kojen. Keines der
überraschten Gesichter gehört Earl. Auf in den nächsten Wagen.
    »Earl! Bist du hier?« Ich bleibe stehen und frage einen perplexen
Mann, der in seiner Koje liegt: »Wo zum Teufel steckt er? Ist er hier?«
    »Meinst du Earl vom Wachdienst?«
    »Ja. Genau den meine ich.«
    Er deutet mit dem Daumen über die Schulter. »Zwei Wagen in die Richtung.«
    Auf meinem Weg durch den nächsten Wagen versuche ich, den Armen und
Beinen, die aus den Kojen oder unter ihnen hervor in den Gang ragen,
auszuweichen.
    Ich reiße krachend die Tür auf. »Earl! Wo zum Teufel steckst du? Ich
weiß, dass du hier bist!«
    In überraschtem Schweigen drehen sich auf beiden Seiten des Gangs
Männer in ihren Kojen herum, um einen Blick auf diesen lauten Eindringling zu
werfen. Weiter hinten entdecke ich Earl. Ich stürze mich auf ihn.
    »Du Scheißkerl!«, sage ich und will ihn an der Kehle packen. »Wie
konntest du das machen? Wie konntest du nur?«
    Earl springt aus seiner Koje, er hält meine Arme zur Seite. »He,
schön langsam, Jacob. Beruhig dich mal. Was ist los?«
    »Du weißt genau, wovon ich rede, verdammte Scheiße!«, kreische ich,
drehe meine Unterarme nach außen und reiße mich los. Ich werfe mich auf ihn,
aber bevor ich ihn berühre, hält er mich wieder auf Armeslänge.
    »Wie konntest du das tun?« Tränen strömen mir übers Gesicht. »Wie
konntest du nur? Ich dachte, du wärst Camels Freund! Und was zum Teufel hat
Walter dir getan?«
    Earl wird blass. Er hält meine Handgelenke umklammert und erstarrt.
Er sieht so schockiert aus, dass ich aufhöre zu kämpfen.
    Wir blinzeln einander entsetzt an. Sekunden verstreichen.
Erschrockenes Gemurmel geht durch den Wagen. Earl lässt mich los und sagt:
»Komm mit.«
    Wir steigen aus dem Zug, und sobald wir ein Dutzend Schritte
entfernt sind, dreht er sich zu mir um. »Sind sie verschwunden?«
    Ich suche in seinem Gesicht nach Antworten. Da sind keine. »Ja.«
    Earl holt tief Luft. Er schließt die Augen. Einen Moment lang glaube
ich, er fängt an zu weinen.
    »Soll das heißen, du wusstest nichts davon?«, frage ich.
    »Nein, verdammt. Wofür hältst du mich? So was würde ich nie machen.
Scheiße. Verdammt. Armer, alter Kerl. Moment mal …«, unterbricht er sich und
heftet plötzlich den Blick auf mich. »Wo warst du denn?«
    »Woanders.«
    Earl starrt mich an, dann senkt er den Blick. Er stemmt die Hände in
die Hüften, seufzt und nickt nachdenklich. »In Ordnung«, sagt er. »Ich finde
erst mal raus, wie viel arme Teufel sie noch rausgeworfen haben, aber eins will
ich dir sagen – Gaukler werden nicht rausgeworfen, nicht mal einfache. Wenn es
Walter

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