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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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einer Spur von Genugtuung.
    Da kam ein Pfeil um die Ecke gesegelt und verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Er prallte gegen einen Steinvorsprung und stürzte unter Todesrasseln zu Boden.
    »Einer dieser Zentauren kann um die Ecke schießen«, bemerkte Hiatus ehrfürchtig.
    »Diese ständigen Spezialeffekte des Wahnsinns strapazieren me i ne Einbildungskraft«, sagte Mentia, nahm ihre gewöhnliche Gestalt an und preßte den ballonförmigen Kopf zusammen. Doch es bli e ben Streckfalten auf ihrer Stirn.
    Immer mehr Pfeile sausten um die Ecke und schlugen ringsum ein. Doch nur einer davon war echt. Er traf Gayle an der Schulter und zersplitterte. Trotzdem war das eine sehr beunruhigende A n gelegenheit, denn die Pfeile hagelten jetzt so dicht und schnell, daß die Gefährten immer erst feststellen konnten, welcher davon echt war, wenn er bereits ein Ziel getroffen hatte. Einer der Pfeile fuhr Iris voll durch die Nase – und obwohl er nur aus Illusion bestand, zeitigte er doch seine Wirkung.
    »Ach, ich verliere ja meinen Witz!« rief Iris, während ein Schauer weißlich glühender Funken aus ihrem Kopf stob. »Ich bin es ei n fach nicht gewöhnt, meine eigene Medizin zu schmecken zu b e kommen!« Vergeblich griff sie nach den Funken.
    »Ich helfe dir«, erbot Überraschung sich eilfertig. Sie begann zu schielen. Die Funken dehnten sich aus, bis sie so groß waren wie Steinquader; sie lagen durcheinandergewürfelt da, wobei ihr Leuc h ten das Gelände erhellte. »Hoppla. Das ist schiefgegangen.«
    »Warte – die können wir auch so gebrauchen«, warf Mentia ein. »Stapelt sie vor uns aufeinander, um einen geistigen Schutzraum zu schaffen.« Sie packte einen großen Quader und legte ihn unmitte l bar vor Überraschung auf den Boden.
    Gary ergriff einen weiteren Stein und stellte ihn neben den er s ten; dann gesellte sich auch Hiatus zu ihnen. Schon bald hatten sie eine Mauer errichtet, die so hoch war wie sie selbst, und die Pfeile drangen nicht mehr zu ihnen durch.
    »Warum sind einige heller als die anderen?« wollte Hiatus wissen und deutete auf das unregelmäßige Leuchten der Mauer.
    Gary zuckte die Schultern. »Es sind wohl ein paar stumpfsinnige Witze darunter.«
    »Vielen Dank!« warf Iris ätzend ein.
    »Ich habe eine etwas ernstere Frage«, unterbrach Mentia. »W a rum ist Überraschungs Talent nach hinten losgegangen? Sie hat doch versucht, die Witzfetzen einzusammeln. Statt dessen wurden sie größer.«
    »Sie ist eben noch ein Kind«, erklärte Gary. »Sie hat die Sache noch nicht ganz unter Kontrolle.«
    »Hab’ ich wohl«, widersprach Überraschung. »Nur nicht am A n fang, als wir in den Wahnsinn kamen. Aber inzwischen kann ich das berücksichtigen. Irgend etwas hat mir dazwischengefunkt.«
    »Bist du dir ganz sicher, Liebes?« fragte Iris. Sie hatte ihren Witz wieder beisammen. Zwar nicht im Kopf, sondern direkt vor ihr und gut organisiert als Mauer; auf jeden Fall aber wirkte sie wieder völlig in Ordnung. »Könnte es nicht auch sein, daß du durch die ganze Aufregung ein bißchen durcheinander geraten bist?«
    »Nein«, erwiderte das Kind mit Bestimmtheit. »Irgend etwas hat sich eingemischt.«
    »Der Philter?« wollte Mentia wissen. »Wenn der tatsächlich deine Magie verändern kann, stehen wir vor einer noch größeren He r ausforderung, als wir geglaubt haben.«
    »Nein, er kann zwar meine Gedanken lesen, sie aber nicht verä n dern – und auch nicht mein Talent«, sagte Überraschung.
    »Wir brauchen doch nicht wegen so einer Kleinigkeit auf dem armen Kind herumzuhacken«, meldete Hiatus sich zu Wort. »Sie tut doch nur ihr Bestes.«
    »Du glaubst mir nicht«, antwortete Überraschung in vorwurf s vollem Tonfall.
    »Das ist es nicht«, erwiderte Hiatus leicht benommen. »Es ist nur, daß…«
    »Du denkst, ich bin zu jung, um zu wissen, was los ist!«
    »Bitte, Liebes, jetzt reg dich doch nicht auf«, mischte Iris sich b e stürzt ein.
    »Und du auch! Ihr denkt alle, daß ich verstört bin.«
    »Na ja, jung bist du schon«, meinte Gary. »Aber das ist ja kein Makel.«
    »Na, euch werde ich’s zeigen!« empörte sich Überraschung. »Ich mach’ mich jetzt alt!«
    »Nein! Vergeude nicht deine Magie!« rief Mentia, doch ihre Stimme der Vernunft kam zu spät.
    Überraschung hatte bereits zu schielen begonnen. Plötzlich war sie zu einer ausgewachsenen Frau geworden. Zum Glück machten ihre Kleider das Wachstum mit. Nun sah sie aus wie eine anzi e hende Dame von etwa Dreißig, wenn auch auf

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