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Wasser zu Wein

Wasser zu Wein

Titel: Wasser zu Wein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Sie mir.« Karen schaute auf. Die Frau lächelte sie schüchtern an. Karen lächelte zurück.
    »Ich bin auch davon runter«, sagte sie schließlich. »Bestimmt.« Und plötzlich wußte sie, wo sie Elisabeth finden würde.

6
    Karen Stark, Staatsanwältin aus Frankfurt. Ausgerechnet. Michael ließ den Wagen auf den Parkplatz neben dem Weinprobierstand rollen. »Zigarettenpause?« Er sah Kosinski nicht an. Der Alte hatte sich bislang zurückgehalten. Und Michael dachte nicht daran, irgend etwas zu erklären. Oder sich zu rechtfertigen. Außerdem hatte man ihm unter Garantie sowieso alles angesehen. Er hatte sich ja kaum losreißen können von ihrem Anblick.
    Eine Staatsanwältin. Auch das noch. Und wahrscheinlich längst verheiratet. Mit dem schmalen, weißhaarigen Freund vom Alten? Sah nicht so aus. Der war ja mindestens zwei Kopf kleiner als sie. Michael grinste in sich hinein. Er nicht. Aber das interessierte sie vielleicht gar nicht. Als Michael von seinen Schuhspitzen aufsah, die er konzentriert beobachtet hatte, blies ihm der Alte eine Schwade Rauch entgegen und musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. Michael wedelte mit der Hand nach dem Rauch.
    »Also sag’s schon.«
    »Und was soll ich sagen?« Kosinski schnippte Asche von seiner Zigarette.
    »Ich hab mich unmöglich gemacht!«
    »Unmöglich?« Der Alte tat wieder so, als ob er nichts verstünde.
    »Sie ist seit Jahren glücklich mit einem erfolgreichen Immobilienmakler verheiratet und hat drei Kinder!«
    »Wer?«
    »Na wer schon!«
    »Du meinst …?«
    »Wen soll ich denn wohl meinen?«
    Wieder kniff Kosinski die Augen zusammen. »Karen Stark ist solo, wenn mich nicht alles täuscht.« Michael mimte Erleichterung und atmete hörbar aus. Dabei freute ihn die Nachricht wirklich.
    »Sie ist – ein paar Jahre älter als du.« Michael merkte seiner vorsichtigen Ausdrucksweise an, daß er ihn nicht kränken wollte. Aber was waren schon ein paar Jahre?
    »Und vielleicht steht sie nicht auf Bullen …«
    Michael zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich nicht.
    »Aber vor allem: Wir sollten uns mal wieder um unseren Fall kümmern.«
    Michael musterte wieder seine Schuhspitzen.
    »Weshalb wir jetzt zur ›Traube‹ fahren.«
    Das war eine Anordnung. Die Privataudienz war vorbei. Der Alte trat seine Kippe aus, während Michael den Wagen anließ.
    »Die Klars? Aber was ist mit – ›Für Eva‹?«
    »Einbildung«, knurrte Kosinski. »Oder eine falsche Spur.«
    »Und wieso?« Er bog vom Parkplatz ab zur Uferpromenade.
    »Nur Sebastian Klar hat ein Motiv für den Mord an dem einzigen Toten, von dem wir wirklich wissen, daß er umgebracht worden ist. Und zwar aus dem einzigen Grund, der seit Menschengedenken zu Mord und Totschlag führt: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.«
    Kosinski glaubte also an materielle Motive.
    »›Für Eva‹ ist Maximilian von der Lotte nicht gestorben. Vielleicht aber für den Ruf der ›Traube‹ – und für das Renommee von Panitz.«
    Michael parkte direkt vor der »Traube«. Er war schnell genug aus dem Auto gesprungen, um dem Alten den Schlag aufzureißen. Kosinski grinste und neigte huldvoll den Kopf.
    Im Hotel war Klar nicht – und auch seine Frau war nicht da. »Er hat sie verzweifelt gesucht.« Die junge Frau an der Rezeption wirkte besorgt. »Und dann ist er Hals über Kopf davongerannt. Ohne Sakko.«
    »Ohne Sakko, aaaha«, machte Kosinski.
    »Ist Frau Stark zu sprechen?« fragte Michael.
    »Die ist kurz vorher gegangen. Auch ziemlich eilig.«
    Kosinski drehte sich um. Michael schlug ihn um Längen auf dem Weg zum Ausgang. Draußen knurrte der Alte, ohne ihn dabei anzusehen: »Sie mischt sich gerne ein. Das ist vielleicht das Wichtigste, was du über sie wissen mußt.«
    Egal – solange alles gut geht dabei, dachte Michael und drehte den Zündschlüssel um. Seltsamerweise war er sich mit Kosinski sofort darüber einig gewesen, wo sie zuerst suchen sollten.
     
    Wenn Kosinski nicht das Fenster heruntergedreht hätte, um den drei kichernden alten Weibern, die bei Rot über die Straße gingen, »es ist rot, ihr Schachteln!« zuzubrüllen, hätte Michael es wahrscheinlich nicht gehört, das hysterische Hundebeilen im Wohnzimmer des alten Wallenstein.
    »Hörst du das?«
    Kosinski hörte gar nichts.
    Trotzdem fuhr Michael um die Ecke vor den Eingang zu Wallensteins Haus. Die Haustür stand eine Handbreit offen. Er war wie ein Blitz aus dem Auto. »Ist da wer?« rief er in den dunklen Flur. Das Hundebeilen hatte

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