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Wasser

Wasser

Titel: Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Tvedt
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Wassers kann ich ein weiteres Mal erkennen, wie Veränderungen in der Wasserlandschaft zu Katalysatoren für umfassende historische Wandlungsprozesse wurden und einige zu Gewinnern, andere hingegen zu Verlierern machten.
    Als ich etwas später am Ufer des Golfs von Mexiko sitze und die tosenden Nachmittagswellen beobachte, versuche ich mir vorzustellen, wie die Maya wohl reagiert haben mögen, als im 9. Jahrhundert das Regenwasser, von dem sie lebten, einige aufeinanderfolgende Jahre ausblieb. Hätten sie ihre Städte retten können, wenn sie besser vorbereitet gewesen wären? Welche Auswirkungen hatte die Katastrophe auf ihr Weltbild und ihre Vorstellungen von Entwicklung? Und in welchem Maße sind unsere heutigen, viel komplexeren Gesellschaften dazu in der Lage, solch radikale Änderungen in der Wasserlandschaft zu bewältigen?
    Wieder einmal wird mir klar, dass es für einen rückwärts blickenden Historiker durchaus möglich ist, über die Zukunft desWassers zu schreiben, weil Wasser viel mit der Tiefenstruktur der Geschichte und der menschlichen Entwicklung zu tun hat. Denn mehr als sonst gilt für dieses Forschungsfeld, dass der gestrige Tag bis in das Morgen hineinreicht und der morgige Tag bereits vor tausenden von Jahren begonnen hat. Die Senkbrunnen und die unterirdischen Flüsse in Yucatán, umgeben vom verblichenen Glanz der Mayaruinen, erinnern stets daran, dass der Mensch nicht weit gekommen ist, wenn es darum ging, das Wasser in seiner natürlichen Unberechenbarkeit unter Kontrolle zu bringen und dass die Maya letztlich unsere Zeitgenossen sind.

Das Zeitalter der Wasserfürsten
    »Was löst Kriege aus? Kämpfe um das Wasser, Veränderungen bei den Niederschlagsmengen, Kämpfe um die Produktion von Lebensmitteln. Hier geht es um etwas, das den Frieden und die Sicherheit auf der ganzen Welt bedroht.«
    (Margaret Beckett, britische Außenministerin, 2007)
    »Auf der ganzen Welt
gibt es nichts Weicheres und Schwächeres als das Wasser.
Und doch in der Art, wie es dem Harten zusetzt,
kommt nichts ihm gleich.«
    (Laozi, »Tao te king«) 28
    Seit Entstehung der ersten Gesellschaften ist Wasser ein Quell für Konflikte und Machtkämpfe. Auch in den kommenden Jahrzehnten wird die Gefahr von Auseinandersetzungen stark wachsen. Zwar ist noch nicht sicher, ob wir in einem Jahrhundert der Dürren oder der großen Überschwemmungen leben werden, aber die Frage nach der Macht über die Wasserressourcen ist bereits ins Zentrum der strategischen Erörterungen von Politikern und Ökonomen gerückt.
    Wachsende Bevölkerungen und durch globale Erwärmung hervorgerufene Wasserknappheit können zu Unruhen und Kriegen führen, befürchtet die britische Regierung. Sie bereitet ihre Landsleute darauf vor, dass britische Soldaten innerhalb der nächsten 20 bis 30 Jahre überall auf der Welt an regionalen Kriegen um das Wassereingesetzt sein werden. Der Klimawandel im Laufe der nächsten zwei Jahrzehnte kann zu Naturkatastrophen führen, bei denen Millionen von Menschen ihr Leben verlieren. Zahlreiche Kriege werden entstehen – um Nahrung, um Energie und nicht zuletzt um Wasser. Diese wiederum werden massive Migrationswellen hervorrufen und weitere Kriege auslösen, in denen es um das Überleben ganzer Länder gehen kann: Dies sind Aussagen von zwei Politikexperten, die in einem Geheimbericht für das Pentagon im Jahr 2004 zu finden sind. 29 Und in Indien stellte der damalige Minister für Wasserwirtschaft, Priya Ranjan Dasmunsi, lakonisch fest: »Ich bin nicht der Minister der Wasserressourcen, aber der Minister der Wasserkonflikte.« 30
    Gewiss hatte die britische Außenministerin Margaret Beckett recht, als sie Anfang 2007 sagte, dass der Kampf um das Wasser früher oder später zu einer Bedrohung von Frieden und Sicherheit führen werde. Allerdings drückt diese Behauptung eine vereinfachte und mechanische Sicht auf die Gesellschaft aus und unterschätzt die Erfindungsgabe und die Anpassungsfähigkeit des Menschen sowie seine Bereitschaft zu Kompromissen. Ebenfalls einseitig und oberflächlich ist auch die Gegenposition, wenn der mögliche Ausbruch von Kriegen und Konflikten, in denen Süßwasser einer von vielen relevanten Faktoren ist, abgestritten oder behauptet wird, dass es keine konfliktauslösende Dynamik zwischen Ressourcenknappheit und Migration gäbe.
    In der Presse ist häufig zu lesen, dass Wasser künftig den Stellenwert des Öls als Ursache von Konflikten übernehmen werde. Doch der Vergleich hinkt. Der

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