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Wasser

Wasser

Titel: Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Tvedt
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wie es einige Pläne vorsahen.Einige wollten auch eine Abschaffung der Wasseruhren durchsetzen, die den Verbrauch des Wassers messen. Die Demonstrationen zeitigten Erfolge: Die Behörden legten die Zusammenarbeit mit den internationalen Großkonzernen auf Eis und setzten durch, dass alle Haushalte eine bestimmte Menge Wasser kostenlos erhalten. Verbraucht ein Haushalt jedoch mehr als diese vorherbestimmte Quote, muss er bezahlen. Die Behörden meinen, die Bewohner so von Wasserverschwendung abhalten zu können, da die Stadt nun einmal zu wenig Wasser habe. Die Initiative wird von den Behörden als Erfolg betrachtet, als nachahmenswertes Modell, weil sich der Verbrauch dadurch reduziert hat und nun mehr Menschen als zuvor über sauberes Wasser verfügen.
    Gleichwohl gibt es ein Dilemma: Der drohende Klimawandel und die breiter werdende Kluft zwischen vorhandenem Angebot und steigender Nachfrage wird in den kommenden Jahrzehnten Investitionen in Milliardenhöhe erfordern – doch wer soll diese aufbringen? Reichen die Steuereinnahmen der Staatshaushalte oder bedarf es privater Investitionen? Oder soll es hierfür eine internationale Umverteilung geben? Wie lässt sich die Idee vom Menschenrecht auf Wasser mit einem wie auch immer geordneten Tarifsystem vereinen? Wird die mitunter dogmatisch geführte Diskussion um menschliche Grundrechte die Durchführung von Reformen und die Entwicklung eines praktikablen und finanzierbaren Wassersystems eher verhindern?
    Wie in vielen anderen Großstädten gehört in Johannesburg der Kampf ums Wasser zur Auseinandersetzung mit dem internationalen Großkapital. Einige der weltweit größten Unternehmen bemühen sich seit Jahren darum, die Kontrolle über die Wasserversorgung in Großstädten auf der ganzen Welt zu erlangen. Die Unternehmen heben stets hervor, dass sie eher in der Lage seien, den meisten Menschen in armen Ländern sauberes Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen, als bürokratische öffentliche Institutionen. Im Allgemeinen treffen diese Unternehmen jedoch auf Widerstand, besonders bei Globalisierungsgegnern.Adam Smiths Theorien über das Wasser, wie er sie in seinem Buch »Wohlstand der Nationen« im Jahre 1776 beschreibt, sind noch immer hochaktuell. Demnach ist Wasser ein Gut, das aufgrund seiner Eigenschaften nicht den prinzipiellen Gesetzen der Ökonomie – dass also Preise danach bestimmt werden, was die Konsumenten für knappe Waren zu zahlen bereit sind – unterworfen werden könne. Die Aktivisten in Soweto im südwestlichen Johannesburg werden Smith kaum gelesen haben, doch sie stehen auf seinem Standpunkt und wollen für Wasser nichts bezahlen, weil sie es nicht als Ware betrachten.
    Bei allen Auseinendersetzungen genießt die Region um Johannesburg jedoch auch einen örtlichen Vorteil. Nur ein paar hundert Kilometer von Soweto, Alexandra und dem Wirtschaftszentrum des Landes entfernt liegt, inmitten von Südafrika, ein kleines Gebirgsland: Lesotho. Von hier beziehen Johannesburg und seine Randsiedlungen ihr Wasser. Lesotho ist ein armes Land, kann jedoch mit einem besonderen Reichtum aufwarten, nämlich dem »blauen Gold«.
    Nie zuvor hatte ich das Gefühl, so unvermittelt die Grenze zwischen zwei Welten zu überschreiten, wie in dem Augenblick, als ich von Südafrika nach Lesotho fuhr. Auf der einen Seite Modernität, Hochtechnologie, schöne Gebäude, gepflegte Gärten und angenehme Restaurants. Auf der anderen Seite des Flusses Caledon dagegen Armut, Lehmhütten, Esel mit allzu schwerer Last und Kinder als Hirten. Die Vereinten Nationen stufen 40 Prozent der Bevölkerung des Landes als »extrem arm« ein, und nur wenige Länder auf der Welt haben mehr AIDS-Kranke. Die hier lebenden Basuto (Sotho) kamen Anfang des 19. Jahrhunderts auf der Flucht vor den Voortrekkers – Nachkommen niederländischer Siedler, die in das südafrikanische Flachland vordrangen – hierher und ließen sich bei den Maluti-Bergen nieder, die heute als »Königreich im Himmel« bezeichnet werden.
    Während sich unser Wagen langsam die steil ansteigenden Haarnadelkurven hinaufmüht, schließlich das mächtige Felsplateau in3000 Metern Höhe erreicht und unter uns leichte Wolken zwischen den mit Grün überzogenen Felswänden schweben, wird schnell deutlich, wieso das Land immer eng mit Südafrika verbunden war und warum Südafrika an diesem Land stets ein großes strategisches Interesse haben wird. Lesotho lässt sich am besten als Südafrikas Wasserturm begreifen,

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