Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)

ist er?“, fragte Lace.
    „Einer unserer Praktikanten. Ruhiger Junge. Arbeitet im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Ich erinnere mich, dass er ganz aufgeregt war, als er die Formulare für Sie fertig gemacht hat. Er war wohl auf Konzerten, die sie gegeben haben. Er stammt von irgendeiner Station am Meteoritengürtel und hat am Programm für besonders benachteiligte Jugendliche teilgenommen, das auch ein Praktikum in Behörden oder Ämtern vorsieht.“
    „Ich ha be nie gerne Autogramme gegeben“, sagte Lace und griff wieder nach seinem Löffel. Nach dem Essen fuhr er nach oben ins Sitzungszimmer und notierte sich schnell Tertiärwasser, Wasserläufer und Aquway .
    Er erschrak, als er neben sich ein Knacken hörte. Antoia war ihm nach oben gefolgt und hatte ihre eigene Notiztafel eingeschaltet.
    „Sie können es mir auch gleich verraten, wenn Sie möchten“, sagte sie.
    Er starrte sie an.
    „Ich kenne Sie schon ein bisschen, Lace. Mir fiel auf, wie zahm Sie ihr Autogramm gegeben haben, ja, sogar noch etwas dazugeschrieben! Und kaum war das Essen vorbei, stürzten sie hier herauf, als könnten Sie gar nicht erwarten, weiter zu machen. Also, was war es?“
    Er reichte ihr seine Tafel.
    „Hoffentlich hat York nicht dieselben Schlussfolgerungen gezogen!“
    „Ich glaube nicht, dass ihr klar ist, wie ungern Sie an Ihre Karriere erinnert werden“, sagte Antoia und übertrug die drei Begriffe. „Im Übrigen dürfte es geschickter sein, wenn ich diese drei Themen anspreche, oder noch besser: Alisander! Spielen wir einen Ball an ihn weiter! Er wird ihn gerne aufnehmen. Sie selbst sollten im Hintergrund bleiben.“
    „Gern “, sagte Lace.
    Vorerst war das auch ganz einfach. Sofort nach dem Ende der Mittagspause wurde die Beleuchtung gelöscht und York legte den Info-Trailer ein. Eine Stunde lang rauschten in der Mitte des Sitzungszimmers Wasserfälle herab und Lace runzelte mehrmals die Stirn über die Unterlegung mit Häppchen aus klassischen Musikstücken. Eine gewinnende Frauenstimme führte durch die virtuelle Welt der Wasserhaltung.
    In der Pause, die ihnen York danach gewährte, sagte Alisander: „Wenn man das so sieht, sollte man annehmen, Aqua Stellata sei ein florierendes Unternehmen, das all seine Aufgaben zu 100% im Griff hat. An der Börse lief es erstklassig. Die Halbjahresberichte wiesen steigende Gewinne aus. Ich hatte selbst 300 Aktien. Habe sie immer noch, um genau zu sein. Falls wir die Firma hier endgültig ruinieren sollten, wird mir das also selbst wehtun.“ Er lachte. „Sähe komisch aus, wenn ich die jetzt verkaufen würde!“
    Haller, der sich von seiner Enttäuschung erholt zu haben schien, nickte interessiert.
    „So könnten Sie das Unternehmen leicht innerhalb weniger Tage zu Grunde richten. Wenn bekannt würde, dass ein paar von uns Aqua-Stellata-Aktien haben und wir sie alle verkaufen würden, fielen die Kurse über Nacht in den Keller.“
    „Prima “, sagte Bette. „Dann kaufe ich über Strohmänner ein paar tausend für uns. Wir rehabilitieren den Laden, die Aktien steigen und wir sind reich!“
    „Leider ist das eine Vorgehensweise, die uns ins Gefängnis bringen würde“, erklärte ihr Haller.
    „Mist!“
    „Das ist Thema, zu dem ich nichts in unseren Tagungsunterlagen gesehen habe“, sagte Mira. „Wer wird uns über die Börsenperformance informieren?“
    „Sehen wir uns die Kurse an“, schlug Haller vor. Er holte seinen Kommunikator. „Sie stehen heute bei 98,88 WE.“, sagte er. „Der Jahreshöchstkurs war 127,43 WE. Der Tiefstkurs ist überwunden. Das waren 89,90 WE, direkt nach dem Selbstmord des Vizepräsidenten, als jeder dachte, es gäbe Probleme mit dem letzten Halbjahresbericht. Als unsere Kommission eingesetzt wurde, erholte sich der Kurs erheblich, denn nun sah es aus, als könnte Aqua Stellata die Schwierigkeiten aussitzen. Natürlich werden wir nun auf den Kurs Einfluss nehmen, ob wir wollen oder nicht. Jedes Stirnrunzeln, jedes Lachen wird man als Indikator betrachten.“
    „Und runzeln wir die Stirn, oder lachen wir?“, fragte Bette.
    „Keins von beidem, natürlich. Ich dachte, das sei klar geworden.“
    „Ja, aber was denken wir?“, beharrte Bette. „Ich meine, es ist doch letztlich eine Sache des Gefühls! Ist was faul bei Aqua Stellata oder hatte der Typ einen Anfall von Depression oder Liebeskummer?“
    Alisander grinste, als er Hallers Miene sah.
    „Meiner Meinung nach ist bei Aqua Stellata einiges faul. Und damit meine ich nicht nur