Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)
Klärschlamm. Aber welche Firma läuft schon ohne die eine oder andere kleine Schweinerei? Die Frage ist eher, kriegen wir die Brüder? Oder wird es am Ende so ein Wischiwaschi, das keinem weh tut?“
Torn Haller schüttelte den Kopf.
„So sollten wir nicht an die Dinge herangehen, Alisander.“
„Doch. Genau so“, sagte Alisander. „Und damit wir hier mal die übliche Tünche für einen Augenblick weglassen: Mindestens drei von uns haben Drohungen oder verlockende Angebote bekommen, damit wir aus dem Ausschuss aussteigen. Falls einer von uns verschwinden, erkranken oder bei einem Unfall umkommen sollte, dann erwarte ich, dass die anderen wach werden! Glotzt mich nicht so an! Ich habe keine Wahnvorstellungen. Ich sage das hier, damit im Fall eines Falles alle wissen, dass die Kuschelstunde vorbei ist!“
Es folgte ein kleiner Tumult, der ganz plötzlich endete, als York unter der Tür erschien. Haller verließ den Raum. Alisander setzte sich sichtlich zufrieden. Elester flüsterte mit ihm.
„Was ist denn?“, fragte York verwundert.
Lace ging zu ihr.
„Wir haben über das Abendprogramm diskutiert“, behauptete er. „Und wir möchten dagegen ein wenig rebellieren. Ich für meinen Teil möchte einfach auch mal meine Ruhe.“
„Er spricht mir aus der Seele “, rief Alisander.
Sofort kam von allen Seiten Zustimmung. Nur Bette schien enttäuscht.
„Aber das hat doch gigantischen Spaß gemacht!“
„Mäuschen “, erinnerte sie Mira. „Ein paar von uns haben auch noch andere Verantwortlichkeiten. Ich darf mein eigenes Unternehmen nicht ganz aus den Augen verlieren und Torn, Elester und Alisander werden bestimmt regelmäßig Kontakt nach Hause brauchen.“
„Ich verstehe das als Aufforderung, heute einen freien Abend vorzusehen. Ist das richtig?“, fragte York.
Es wurde also beschlossen, den Abend zur freien Verfügung zu geben, zumal am kommenden Tag Besichtigungen anstanden.
„A ber bitte, bitte, Pünktlichkeit“, sagte York und Bette tat, als sei sie mit ihrer Wasserflasche beschäftigt.
Die folgenden zwei Stunden erzählte ihnen ein Mittvierziger noch einmal, was sie am Vormittag von Dr. Kuiper gehört hatten. Da er dazu ebenfalls Bilder zeigte, nickte Lace irgendwann ein. Er träumte, er habe eine Umschulung zum Flötisten gemacht und Tossadori sagte zu ihm, eine Flöte sei ja auch ein so viel besseres Instrument für jemand mit nur einer Hand. Lace erwachte von seinem eigenen Lachen.
Alle Köpfe wandten sich ihm zu.
„Ja, Master Lace?“, sagte der Referent. Es klang gekränkt.
„Nichts “, beteuerte Lace. „Nichts. Ich war einen Moment abgelenkt.“
Als der Vortrag beendet war, kam York zu ihm. Sie setzte sich neben ihn und betrachtete ihn wie eine Ärztin, die überlegt, wie sie die schlechte Nachricht überbringen soll.
„Sie sind ein großartiger Mensch“, sagte sie schließlich. „Alle Welt ist sich einig, dass Sie nicht nur ein großer Solist waren, sondern auch sehr intelligent sind. Ich frage mich, warum Sie sich anscheinend in den Kopf gesetzt haben, hier Schwierigkeiten zu machen.“
„Ich?“, fragte Lace müde.
„Brian“, sagte York geduldig. „Alle haben gemerkt, wie Sie da eben versucht haben, den armen Mann zu provozieren. Er macht doch nur seine Arbeit. Er gehört nicht mal zu den Aqua-Stellata-Leuten.“
„Es war keine Absicht “, sagte Lace. „Ich muss kurz eingedöst sein.“
York seufzte.
„Man hat mir im Vorfeld signalisiert, dass Sie eines der problematischen Mitglieder sein könnten. Ehrlich gesagt dachte ich, als ich Sie sah, dass das eine Fehleinschätzung wäre. Sie waren so ruhig. Ein stiller und höflicher Mann. Fast hätte ich es unauffällig genannt. Inzwischen haben Sie mich eines Besseren belehrt.“ Sie suchte seinen Blick. „Sie haben eine schwere Zeit hinter sich. Ich verstehe das. Aber es nutzt uns allen doch nichts, wenn Sie sich hier in etwas verbeißen und die Gruppe polarisieren. Versuchen Sie, das Ganze nicht persönlich zu nehmen, sondern eben als Aufgabe wie jede andere auch.“
Lace wusste nicht, was er sagen sollte. Er war sehr dankbar, als ihm Antoia zu Hilfe kam.
„Lace! Hatten Sie mich nicht zum Essen eingeladen?“
„Verzeihung. Ich komme schon “, sagte Lace schnell und schob seinen Stuhl zurück.
„Denken Sie drüber nach “, rief York und er nickte.
Mit Antoia lief er zum Lift.
„Das war Rettung in letzter Not“, sagte er. „Anscheinend hat mich York als Epizentrum all ihrer Probleme
Weitere Kostenlose Bücher