Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)

werde bald ein Techniker kommen. Ich hatte einen Termin und wenig Geduld. Ich baute die Sensortafel aus, um die Türverriegelung außer Kraft zu setzen, denn wir standen genau richtig, um auszusteigen, wenn wir nur die Sicherheitstür wegbekommen konnten. Natürlich habe ich keine Ahnung von Technik. Ich benutzte ein Feuerzeug, um in dem Kabelsalat herumzuleuchten. Dann explodierte das ganze Ding. Die ausgebaute Tafel flog wie ein riesiges Messer herum. Teile fielen von der Decke. Na, ja. Und eine Stunde später kamen dann die Leute vom Notdienst.“
    Antoia nötigte Lace, seinen Kir Royal zu trinken.
    Auf dem Rückflug sagte sie: „Weshalb haben die die Wartungsfirma nicht drangekriegt?“
    „Das Gericht war der Meinung, in einer Hauptstadt müsste jedem klar sein, dass es ein wenig dauert, bis man aus einem steckengebliebenen Lift befreit wird. Und wir hatten ja immer wieder Kontakt zur Zentrale, die uns aufforderte, ruhig zu warten. Techniker seien unterwegs. Es bestand keine Notlage, der ich abzuhelfen versuchte. Und es gab ein Schild, auf dem stand, das offenes Feuer nicht erlaubt sei.“
    „Und weshalb kamen die erst eine volle Stunde nach der Explosion?“
    „Die Zentrale hörte nichts mehr von uns und dachte, die Sache sei erledigt.“
    „Deine Anwälte waren ja ausgewachsene Scharlatane!“, sagte Antoia. „Ich verstehe, dass du Schuldgefühle hattest, aber du hättest ihnen nicht erlauben dürfen, den Fall derart zu verpfuschen! Sind da noch Fristen offen? Könntest du noch in die Revision gehen? Oder, anders gefragt: Warum solltest du nicht deinerseits die Firma verklagen?“
    „Kein Geld “, sagte Lace. „Klare Sache.“
    „Hör mal, Lace! Ich habe umständehalber erwähnt, dass ich eine technische Ausbildung habe. Und ich kenne die Rechtsvorschriften über den Betrieb von personenbefördernden Anlagen. Ich kann dir aus dem Stand drei Vorschriften nennen, die deinen Fall berühren ... “
    „Nein!“, sagte Lace. „Bitte tu das nicht! Spiele nicht die Samariterin! Lass meinen Fall in Ruhe und ich verspreche dir, dass wir Aqua Stellata komplett trockenlegen werden!“
    Antoia trank ihr Glas leer.
    „Na, schön! Klären wir also eins nach dem anderen.“

 
Oberflächenwasser
     
    Am nächsten Morgen erzählte Bette jedem, der es hören wollte, und natürlich auch allen anderen, dass sie mit dem netten Journalisten unterwegs gewesen war, der sie am ersten Tag zum Parlament geflogen hatte. Sie schwärmte in aller Ausführlichkeit von seinen blauen Augen und ersparte es Lace und Antoia auf diese Weise, über ihre Gestaltung des freien Abends Rechenschaft ablegen zu müssen.
    In ausgesprochener Katerstimmung setzte sich Lace auf seinen Platz, stellte den Kaffeebecher neben die Notiztafel und spürte nichts von seiner Entschlossenheit, der Aqua-Stellata-Affäre auf den Grund zu gehen.
    Mira von Moran begrüßte alle mit einem: „Guten Morgen, meine Lieben! Wir wollen anfangen.“
    Ein Klicken auf der Fernbedienung und schon erschien vor den Tischen eine vorläufige Tagesordnung in der Luft. Die Buchstaben zitterten ein wenig, als habe man sie auch zu früh aus dem Bett geholt.
              Diskussion der bisherigen Erkenntnisse
              Beratschlagung über die weitere Vorgehensweise
              Einsetzung von Arbeitsgruppen?
              Aufgabenverteilung
    „Was haben wir denn für Erkenntnisse?“, fragte Bette.
    „Gute Frage“, sagte Alisander.
    „Bevor wir uns dem widmen, möchte ich erst wissen, ob ihr diese Tagesordnung akzeptiert?“
    „Ja, bei Vulkan“, schnaubte Elester, der mindestes so verkatert aussah wie Lace. „Wollen wir jetzt auch noch darüber diskutieren, ob wir darüber diskutieren wollen? Lasst uns einfach anfangen!“
    Da die anderen nickten, ging Mira sofort zum ersten Punkt über.
    „Dann sollten wir jetzt versuchen, kurz zusammenzufassen, was wir über Aqua Stellata erfahren haben.“
    „Das ist leicht “, sagte Alisander. „Nämlich so gut wie nichts. Man speist uns mit Füllmasse ab, damit wir gar nicht erst auf die Idee kommen, Fragen zu stellen. Hat uns Dr. Kuiper weitergebracht? Ist einem von euch bei den Erklärungen der Wirtschaftswissenschaftler ein Licht aufgegangen?“
    Bette widersprach sofort.
    „Dr. Kuiper ist doch total süß! Und außerdem brauchen wir all diese Informationen wahrscheinlich noch. Man sie sich nur schwer merken, aber einige von euch machen sich ja Notizen. Da wird schon nichts verloren