Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)

Pferdes persönlich?“
    „Frag nie das Pferd “, sagte Lace. „Frag den Jockey, den Trainer, den Tierarzt, den Besitzer, die Frau des Besitzers, aber nicht das Pferd! Leider kennt es nämlich das Gelände nicht und es ist so eine Art Querfeldeinrennen. Aus den Büschen wird geschossen, es gibt Schlammgruben und versteckte Hindernisse, dem Futter werden Sachen beigemischt, und man versucht die Pferde mit überproportionierten Zuckerstückchen von der Bahn zu locken. Nein, frag das Pferd lieber nicht!“
    „Hört sich schlimm an “, sagte Leuven. „Ich glaube, ich trenne mich von meinen 50 Aktien.“
    „Was hat Antonio bewogen, mich plötzlich beim Vornamen zu nennen und Geld für mich locker zu machen? Hat er nicht noch vor meinem Unfall verbreitet, sein Magen würde das Essen wieder hergeben, wenn er mit mir auftreten muss? Hat er nicht gesagt, Proben mit mir wären genauso, als müsse man einen quengligen Sechsjährigen davon überzeugen, dass er nicht ans Steuer eines Flugwagens gehört?“
    Kilian Leuven lachte. Er lachte schallend und irritierte den Robo, der sich besorgt erkundigte, ob alles in Ordnung sei.
    „Ja, alles in Ordnung“, japste Leuven und wischte sich die Augenwinkel. „Die beiden kannte ich noch nicht“, sagte er zu Antoia, als ginge es um Witze, die man zum Weitererzählen sammelt. „Ich werde sie mir merken.“
    „Erzähl ihr einen von deinen!“, sagte Lace.
    Leuven musterte Antoia, um abzuschätzen, wie viel sie vertragen würde.
    „Nun, was ist der Unterschied zwischen einem schlechten Secondhand-Flugwagen und Brian Lace?“
    „Er sieht besser aus?“, fragte sie lächelnd.
    „Nein. Der Flugwagen lässt sich wenigstens manchmal lenken!“ Leuven kicherte verhalten. „Stammt von Irina Selecz. Oder wir wär‘s mit dem: Warum ist auf einem Tonträger, der mit Brian Lace eingespielt wurde, überhaupt nichts zu hören?“
    Antoia hob nur die Schultern.
    „Weil er sich mit dem Dirigenten nicht darüber einig werden konnte, ob die erste Note als Auf- oder als Abstrich gespielt werden muss.“ Da Antoia nicht lachte, sagte er: „Nun, es ist natürlich ein Musikerwitz. Es heißt, dass man mit Lace ein Konzert nicht in der normalen Aufnahmezeit einspielen kann.“
    „Konnte “, sagte Lace leise.
    „Konnte“, sagte Leuven sachlich. „Du hast Recht. Jetzt kann man gar keine mehr einspielen. Umso interessanter werden die alten. Die müssen dir doch Geld einbringen, alter Junge! Warum kannst du dir den neuen Arm nicht selbst kaufen?“
    „Wird ständig abgeschöpft, um die Schadensersatzforderungen abzudecken“, sagte Lace.
    „Was? Wegen diesem einen Konzert, dass du mittendrin verlassen hast?“
    „Das habe ich schon abbezahlt. Es sind die Schadensersatzleistungen aus dem Unfall, die mich ruinieren. Die Spesen vom Aqua -Stellata-Ausschuss können sie nicht kriegen, die gelten als unpfändbar, aber die Einnahmen aus dem Verkauf und der Ausstrahlung meiner Einspielungen gehen komplett weg. Dazu kommen die Kosten für den Rettungseinsatz, Behandlungskosten und all das. Das Krankenhaus möchte noch 20.000 von mir. Der Einsatz beläuft sich auf 1,5 Millionen. Die brauchten eine Menge Spezialgerät. Meine Anwälte haben sich ihr Honorar gesichert. Das ist bezahlt. Bleiben rund 3,5 Millionen Abfindung für Janinas Tochter – Erziehungskosten – und für den Mann, der mit uns im Lift war. Er hat einen Teil der Ohrkrempe verloren und dazu den Ringfinger der rechten Hand und außerdem spürt er einen therapieresistenten Schmerz im rechten Oberarm. Dazu kommt die psychologische Betreuung, die er braucht, und natürlich musste auch für Gina ein Therapeut gefunden werden. Sind alles in allem 5 Millionen. Da müssen die Leute noch eine ganze Weile fleißig Violinkonzerte kaufen.“
    Leuven kratzte sich an der Schläfe. Dann unter dem Kinn.
    „Oh, je. Das wusste ich nicht. Aber ehrlich, Lace – müssten 5 Mille nicht drin sein, wenn du dich irgendwie geschickt vermarktest? Und gehen die Verkäufe deiner Aufnahmen nicht automatisch hoch, nachdem du jetzt im Ausschuss bist?“
    „Vielleicht. Ich habe nicht mit meinem Agenten gesprochen.“
    „Ein bisschen unfair, die ganze Sache, nicht wahr?“, fragte Leuven unsicher. „Ich meine, du wolltest doch nur helfen und so weiter.“
    „ Ich wollte doch nur ... hat das Urteil im Strafverfahren gerettet, aber die Schadensersatzansprüche werden davon nicht berührt. Und außerdem war es ja meine Schuld“, sagte Lace. „Dann über eine