Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)
Umweltsünden? Da liegen Sie falsch. Ich habe die Laborwerte der Versickerungsgebiete gesehen. Die sind gar nicht so schlimm! Und die lassen das Zeug auch nicht auf Plejade in den Kanal laufen. Ich habe mich überzeugt, dass die Tanks voll sind, wenn die starten. Voll mit schmutzigem Wasser. Tja, da gucken Sie, Lace! Aber ich bin kein so böser Bube, wie Sie denken. Ich habe das abgeklopft. Was übrig blieb, waren Geldgeschäfte. Und das ist es kaum wert, dafür den Arsch hinzuhalten, oder?“ Er sah auf seine braun verfärbten Hände. „Ich geh mich jetzt ein wenig frisch machen, und Sie sollten nach Ihrem Flug rennen, sonst ist der weg! Ich melde mich in ein paar Tagen bei Ihnen.“
„Ich hoffe nicht!“
Lace war schon die ganze Strecke bis zur Schranke gerannt, als ihm aufging, dass Haller ihn gedrängt hatte, seinen Flug nicht zu verpassen, und dass es dafür unerfreuliche Gründe geben konnte. Er tauschte sein Ticket für New Haven sofort gegen ein anderes um und hoffte inständig, dass niemand seinetwegen ein ganzes Shuttle in die Luft jagen würde.
Eine halbe Stunde später saß er im Zubringer, der ihn nach Morning Glow bringen würde.
Er rief Alisander erst kurz vor der Landung an und verabredete sich mit ihm in der Mensa der Universität, an der Alisander lehrte.
Alisander kam, den Arm mit Klausuren beladen und sichtlich besorgt.
„Ist alles in Ordnung? Das ist ein ziemlich spontaner Besuch.“
„Ich weiß nicht, ob alles in Ordnung ist“, sagte Lace.
Alisander betrachtete ihn, lud seine Klausuren ab, und holte ein Tablett von der Ausgabe, das er mit allem voll geräumt hatte, was es an Snacks gab. Er stellte eine Tasse Kaffee vor Lace auf den Tisch.
„Hier! Das isst du jetzt erst mal alles! Chips. Apfeltasche. Rosinen in Schokolade. Knusperwürstchen. Käseecken. Ringostangen. Schokolade in drei Geschmacksrichtungen. Und nicht zu vergessen: Getrocknete Chilikrabben! Die sind bei den Studenten der letzte Schrei.“
„Sehe ich so verhungert aus?“
„Eher verzweifelt“ Alisander riss die Tüte mit der Apfeltasche auf und hielt sie Lace hin. „Was ist also los?“
Lace zog das fahlbraune Gebäckstück aus der Umhüllung. Der erste Bissen schmeckte kaum mehr als süß, aber nun verlangte der Körper sein Recht, und Lace stopfte die Apfeltasche in sich hinein, ehe er antwortete.
„Die haben mir noch mal ein Angebot gemacht. Irgendetwas sagt mir, dass es das letzte war, das sie sich abringen werden. Und ich kriege langsam Angst um die Leute, die mit mir zu tun haben. Ich habe jemand besucht, um mir Informationen zu holen. Was wäre, wenn ihm etwas passiert? Und Antoia? Vielleicht hätte ich nicht einmal hierher kommen sollen!“
Alisander packte die Knusperwürstchen aus.
„Dein Informant ist sicher. Er hat ja schon geplaudert. Und Antoia – ganz ehrlich, Lace – ich glaube, sie kann besser auf sich aufpassen, als einer von uns beiden. Und sollen wir wirklich damit rechnen, dass sie mehrere von uns umbringen? Das wäre viel zu auffällig. Du bist der Kandidat, der sich dafür anbietet.“
„Danke, Alisander!“
„Und dich dachte, du machst dir um uns Sorgen“ Alisander zwinkerte Lace zu. Er öffnete die restlichen Verpackungen. „Und jetzt erzählst du mir alles der Reihe nach!“, befahl er.
Lace mästete sich mit Snacks und berichtete ausführlich von allem, was er in Erfahrung gebracht hatte und schließlich von Torn Haller.
„Der liebe Torn“, sagte Alisander. „Was der Alkohol doch aus einem Mann machen kann. Oder vielleicht auch die Angst. Er muss begriffen haben, mit wem wir uns da angelegt haben. Da zieht er es vor, nicht unter die Räder zu kommen, sondern lieber eine kleine Provision zu kassieren.“
„Offensichtlich“ , sagte Lace. „Aber was machst du aus dem anderen Zeug? Wohinter sind wir her? Ich verstehe es immer weniger! Das Wasser verlässt Plejade und wird zum Meteoritengürtel spazieren geflogen, auf New Haven versickert und hinterlässt dort Böden, die so schwer belastet sind, dass sie kein Grün mehr tragen. Andererseits sind die Werte der Proben aber gar nicht so hoch. Und das sind nicht nur die offiziellen Proben, sondern auch die, die Umweltorganisationen heimlich nehmen. Die Frau dort sagte, man säe eigens ein, damit die Versickerungsflächen grünen, aber weshalb tun sie das nicht von allein, wenn die Schadstoffbelastung gar nicht so dramatisch ist? Angeblich sind doch immer Samen im Versickerungswasser. Und was laden die am
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