Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)
wollte Cornelsen klar machen, dass es zu gefährlich wurde und er keine Lust hatte, unter diesen Umständen in Terrels Nähe zu kommen, aber es war wohl nicht ratsam, das über eine Fernverbindung zu sagen, die vielleicht abgehört wurde. Und er hing hier ohnehin fest.
„Wie kommt man nach Virginia?“, fragte er.
„Es gibt eine kleine Linie, nur fliegt die lediglich einmal in der Woche. Ich schicke Ihnen ein Freshwater-Schiff.“ Cornelsen lachte. „Keine Sorge“, sagte er. „Ich darf das. Das ist ausdrücklich in meinen Verträgen geregelt, dass ich die kleineren Freshwater-Schiffe auch privat nutzen kann.“
„Ic h freue mich also, Sie zu sehen“, sagte Lace.
Virginia war eine kleine Transferstation, die sich im Lauf der Jahre zu einer Siedlung entwickelt hatte. Serviceunternehmen und Treibstoffreservoirs hatten den Anfang gemacht. Inzwischen war Virginia zu einem Zwischenstopp für Reisende geworden. Es gab Hotels, einen Vergnügungsboulevard, Geschäfte und sogar einen winzigen Zoo, der auf nur 150 Quadratmetern die bekannteste Schildkrötenzucht des Sonnensystems beherbergte.
Lace traf nur acht Stunden nach seinem Gespräch mit Cornelsen im Hotel ein.
Die Cornelsens waren im teuren Beachblue untergebracht und natürlich hatten sie auch für Lace ein Zimmer dort gebucht. Echte Palmen schmückten die Eingangshalle und der Service wurde von Menschen anstatt von Robos erledigt.
Terrel wartete schon auf Lace. Er saß neben einer Säule, Kopfhörer auf den Ohren und einen Teller Cornflakes mit Milch auf den Knien.
Lace schnalzte tadelnd und nahm ihm den Teller ab.
„Was hörst du?“, fragte er.
„Revilar. Opus 9. Du hast gesagt, ich soll es mir besorgen.”
„Ich dachte nicht, dass du so schnell sein würdest.“
Lace stellte den halbleeren Teller auf eins der Marmortischchen, hob sich Terrel auf den Arm und fuhr mit ihm nach oben. Auf dem Weg zum Lift bemerkte er erst den Leibwächter, der ihnen folgte.
Cornelsen schien sich wirklich zu freuen, Lace zu sehen. Er klopfte ihm leicht auf die Schulter und sein Lächeln wirkte echt. Lace setzte Terrel ab.
„Geh mal für einen M oment zur Mama!“
„Was darf ich denn nicht hören?“
„Geschäftliches“, sagte Lace.
Terrel gehorchte nur widerwillig. Als er durch die Zwischentür verschwunden war, sagte Lace: „Ich fürchte, wir sollten in Zukunft auf diese Treffen verzichten. Die Verantwortung ist mir zu groß. Man hat mir wieder ein Angebot gemacht und diesmal ist es so hoch, dass es mir wirklich Angst macht. Was weiß ich und merke es nicht? Oder wie dicht stehe ich vor einer gefährlichen Entdeckung?“
Cornelsen spitzte die Lippen.
„Dicht, hoffe ich! Und es wäre eher auffällig, wenn wir Sie nicht mehr einladen würden. Ich erzähle jedem, der es wissen will, wie stolz ich bin, eine Kapazität wie Brian Lace gegen nicht mehr als freie Kost und Logis als Privatlehrer für Terrel bekommen zu haben. Ich brüste mich mit meinem unfehlbaren Geschäftssinn. Da wäre es komisch, wenn wir plötzlich die Verbindung abreißen ließen. Und so dicht wie durch mich können Sie ja auf anderem Weg gar nicht herankommen. Machen Sie sich keine Sorgen.“
„Mache ich mir aber! Man beobachtet mich. Ich habe jemanden besucht und es wurde sofort registriert. Man legte unmittelbar darauf ein Angebot nach.“
„So lange man Ihnen noch Angebote macht ... “
„Das wundert mich ohnehin.“
„Man möchte einen Master Brian Lace nicht so gern umkommen lassen. Das wäre zu auffällig“, sagte Cornelsen schlau. „Ich schlage vor, Sie verhandeln ein bisschen über dieses Angebot. Damit entschärfen Sie die Situation fürs erste.“
„Das könnte ich machen “, gab Lace zu. Der Gedanke, mit Torn Haller freundschaftlich ein paar Gläschen zu kippen, behagte ihm aber nicht sonderlich. Er ging in sein Zimmer, um sich umzuziehen und fand dort auf dem Bett einen maßgeschneiderten Freizeitanzug aus braunem Fliree, einem hochmodernen dezenten Glanzstoff, der mit allen Sondereigenschaften ausgerüstet worden war, die sich nur denken ließen. Er verfärbte sich bei Fieber, hielt Regen ab, war natürlich atmungsaktiv, hatte Poren, die sich den Umgebungsbedingungen anpassten, besaß Manschetten, die den Blutdruck und die Atemfrequenz bei sportlichen Aktivitäten überwachten, verfügte über Geheimtaschen für Barkarten und einige andere Besonderheiten, die Lace dem beiliegenden Prospekt hätte entnehmen können. Er wollte das Ding sofort zu Cornelsen tragen
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