Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)
gelernt habe. Und die Lebensgeschichten dieser Leute – herzzerreißend!“ Naug blinzelte ironisch. „Ganz wie die Geschichte des guten Master Lace. Ich verstehe es, wenn Frauen Gefallen an solchen Männern finden. Aber du wirst ihn aufgeben müssen. Die Aqua-Stellata-Clique macht ihn anscheinend gründlich fertig. Er ist der Typ, der nicht loslassen kann, wenn er die Zähne in etwas geschlagen hat. Aber ein Hund der nicht loslässt, dem kann man in aller Ruhe den Rücken brechen!“
Antoia schauderte.
„Was weißt du denn über Aqua Stellata?“, fragte sie leise.
„Mein liebes Mädchen “, sagte Naug von oben herab. „Ich bin der Commander at Research im Sektor 3. Ich weiß alles über die Geschäfte der Wassermafia. Aber bitte schön: Ich habe ausdrücklichen Befehl, mir lieber die Zunge abzubeißen, als irgendetwas preiszugeben. Und natürlich bin ich dir heute Abend auch nur ganz zufällig über den Weg gelaufen. Natürlich habe ich habe ich dich nicht am Raumhafen gesehen. Natürlich ist mir dabei nicht eingefallen, dass du ja in diesem sonderbar kurzlebigen Ausschuss warst.“
„Natürlich nicht .“
Naug musterte sie offen.
„Du siehst wirklich ganz schön fertig aus. Geh heim, Mädchen! Geh auf deine geliebte S.o.R.D. Comet, und vergiss den Musiker!“ Er deutete Antoias Blick richtig. „Willst du nicht? Na, schön. Aber du wirst dich nur unglücklich machen.“
Antoia starrte ihn ärgerlich an. Naug lachte.
„Kleines, dickköpfiges Mädchen“, sagte er. „Pass auf dich auf! Im Wasser von Aqua Stellata schwimmen fette Haie!“
„Wilb “, zischte Antoia. „Was sind Wasserläufer?“
Er lüpfte spöttisch die Augenbrauen.
„Weißt du nicht? Haben sie dich nicht gegen Wasserschmuggler eingesetzt? Erinnerst du dich nicht? Die saugen das Restwasser der Tanks an und laufen damit, so schnell sie können. Das Wasser, das nach dem Pumpen aus dem Schlauch zurückläuft. Das hast du damals doch bestimmt gesehen. Die kleinen Dinger, mager und runzlig vom Wassermangel. Wie die rennen können! Ja, das sind wahre Wasserläufer.“
Antoia verschluckte sich an prickelnder Flüssigkeit und stellte das Sektglas schnell ab.
„Aber das war damals. Damals hatten die Hilfsorganisationen die Versorgung der Stationen noch nicht übernommen. Jetzt bringen wir ihnen doch Wasser. Die Raumflotte!“
„Auf die Stationen, Mädchen! Nur auf die Stationen.“ Naug deutete mit einer schnellen Bewegung den Gruß an. „Mach‘s gut, Antoia!“, sagte er. „Ich habe dir nichts über meinen Sektor erzählt. Ich habe mich mit dir nur über alte Zeiten unterhalten. Was war das damals doch für eine hässliche Verletzung! Was manche Leute für Wasser aber auch alles machen! Ich fliege jetzt nach Virginia. Da liegt mein süßes, kleines Forschungsgeschwader. Wir kümmern uns nicht um Personen. Nur um Spektrallinien und so. Um Teleskope und Relaisbetrieb. Das ist mir sehr angenehm.“
Er stellte sein Glas neben ihres und ging zu den großen Glastüren.
Antoia kippte den restlichen Sekt herunter. Dann nahm sie sich ein Flugtaxi und gab die Adresse der Cornelsens an.
Auf dem schnellen Flug, der sie an schlanken, fensterlosen Wohntürmen vorbeiführte, warf sie einen Blick in die 24News. Den Finger permanent auf dem Weiter-Feld, ließ sie die Nachrichten durchlaufen, um zu sehen, ob sie etwas Neues über den Entführungsfall Cornelsen brachten, doch alles, was sie dazu finden konnte, bestand aus lustlos gemachten Aufgüssen der schon bekannten Berichte.
Dann blieb ihr Blick an einem Kommentar hängen.
Bürger-Ausschüsse – Ausschuss der Gesellschaft?
Von Uli Magosh
Nicht wenige Stimmen äußerten schon Zweifel an dem so gepriesenen Zufallsverfahren zur Findung repräsentativer Bürgerschaftsvertreter, noch ehe der inzwischen berühmt-berüchtigte Aqua-Stellata-Ausschuss seine Arbeit aufnahm.
Inzwischen sind die Zweifler mehr als gerechtfertigt worden.
Pannen und Fehltritte begleiteten den Ausschuss auf seinem kurzen Weg in die Niederungen jeglicher Peinlichkeit. Nicht nur, dass er sich vom ersten Tag an als verantwortungsloser Haufen partybegeisterter Müßiggänger zeigte! Nicht nur, dass sich der gesamte Ausschuss binnen weniger Sitzungstage als buchstäbliche Fehlbesetzung erwies – auch im Nachhinein wollen die Skandale um den Aqua-Stellata-Ausschuss nicht abreißen.
Master Brian Lace, der seit einem Unfall vor acht Monaten Arm und Arbeit verlor, ver kraftete sein plötzliches Comeback so wenig,
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