Wassermanns Zorn (German Edition)
nicht völlig das Bewusstsein, sondern fiel nur in einen Zustand absoluter Wehrlosigkeit.
Er riss ihren BH entzwei. Dann rutschte er auf ihren Beinen hinunter und zog ihr Hose und Slip aus.
«Willst du mit mir tanzen?», fragte er. Es klang fast zärtlich.
31
… Ich werde sie finden … Ich werde sie finden …
Er riss die Augen auf. Fremde Häuser, hohe Hecken und Tannen. Die Sonne schien direkt auf die Windschutzscheibe, es war unerträglich heiß im Wageninneren.
Manuela Sperlings Stimme hallte in seinem Kopf wider.
… Ich werde sie finden …
Wen meinte sie?
Frank schüttelte den Kopf. Sie hatte natürlich Lavinia gemeint. Er hatte an die Polizistin gedacht, war eingeschlafen und hatte wild durcheinandergeträumt.
Sofort kehrte die Erinnerung zurück. Frank richtete sich auf, sein Blick flog zum Haus hinüber. Erleichtert stellte er fest, dass der silberne Toyota noch vor der Einfahrt parkte. Er hatte vorhin nicht auf die Uhr geschaut, aber wahrscheinlich war er nur ein paar Minuten weg gewesen. Er hatte gar nicht registriert, wie sehr ihn das alles anstrengte, denn solange er etwas tun konnte und gefordert wurde, funktionierte er wie eine Maschine – aber wehe, es kam eine Ruhephase. Dann war es, als würde jemand den Stecker herausziehen.
Frank wollte gerade aussteigen, um sich ein bisschen die Füße zu vertreten, da öffnete sich auf der anderen Straßenseite die Haustür. Zuerst trat Manuela Sperling heraus, dann Nielsen und schließlich der dünne Mann, den Frank nicht kannte. Er rutschte tiefer in den Sitz, um darin zu verschwinden. Zwar parkte er gut geschützt in dem zugewachsenen Weg, aber dieser Nielsen blieb einen Moment auf dem Treppenabsatz des Hauses stehen und sah sich um.
Schließlich folgte er den anderen beiden.
Manuela Sperling stieg in den silbernen Toyota. Der dünne lange Kerl stieg auf der Beifahrerseite des Mercedes ein, Nielsen auf der Fahrerseite. Das Zuschlagen der Türen drang bis zu Frank herüber.
Kurz darauf rollten die beiden Wagen an ihm vorbei.
Er startete den Motor und folgte ihnen.
32
Manuela kochte vor Wut, und das war nicht einfach nur so dahergesagt. Ihre Wangen glühten, Schweiß stand ihr auf der Stirn, rann ihr das Gesicht und den Hals hinab und sammelte sich zwischen den Brüsten. Immer wieder pustete sie sich eine hartnäckige Strähne aus der Stirn, aber ihr Atem brachte keine Kühlung. Im Wagen war es heiß und stickig, er hatte fast eine halbe Stunde in der prallen Sonne gestanden. Es war heute wirklich unerträglich schwül und drückend, aber daran lag es nicht. In ihr kochte das Feuer der Wut, und die Flammen wollten und wollten nicht kleiner werden.
Stiffler wusste, wo sich der Täter aufhielt.
Unmittelbar bevor Nielsen und sie vor seinem Haus aufgetaucht waren, hatte ihn der Wassermann offenbar angerufen und ihm einen Hinweis darauf gegeben, wo er Lavinia Wolff finden würde. Der Ablauf war ähnlich wie bei der Toten aus dem Fluss, deshalb hielt Manuela das für glaubhaft. Worüber sie sich so aufregte – neben Stifflers unerträglich arrogantem Benehmen –, war, dass er die ganze Zeit über, während sie sich in seinem Wohnzimmer unterhalten hatten, kein Wort davon gesagt hatte. Beinahe zwanzig Minuten hatte sie mit ihrem Gespräch verplempert; zwanzig Minuten, die für Lavinia Wolff über Leben und Tod entscheiden konnten.
Und dieser Stiffler hatte nur mit den Schultern gezuckt und gesagt:
«Sie ist längst tot, so wie die andere Nutte auch, sonst hätte er mich nicht angerufen.»
Am liebsten hätte sie Stiffler die Augen ausgekratzt, aber da das natürlich nicht möglich war, hatte sie nur dagestanden, ihn angestarrt, alle Abscheu, zu der sie fähig war, in ihre Stimme gelegt und gesagt:
«Dafür werden Sie büßen, und wenn es das Letzte ist, was ich im Dienst tue … Sie werden nicht davonkommen.»
Und Eric Stiffler hatte gelächelt. Er hatte tatsächlich gelächelt und ihren Blick erwidert, ohne mit der Wimper zu zucken.
Nielsen war dazwischengegangen. Er hatte Stiffler in den Flur hinausgeschubst, Manuela beiseitegenommen und auf sie eingeredet:
«Wir fahren sofort dorthin, vielleicht ist es ja noch nicht zu spät. Wir fahren mit beiden Autos, du nimmst wieder meinen und folgst uns. Während der Fahrt werde ich alles aus Eric herausquetschen, was er sonst noch weiß, das verspreche ich dir.»
Dann hatte er freundschaftlich seine Hand auf ihren Oberarm gelegt.
«Und noch etwas verspreche ich dir. Eric wird seine
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