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Wassermanns Zorn (German Edition)

Wassermanns Zorn (German Edition)

Titel: Wassermanns Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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freigehalten.»
    «Was soll das heißen?», fragte Manuela und erschrak selbst, weil es so heftig klang.
    Es klang, als hätte die Frau nicht freiwillig Sex mit ihm gehabt, sondern sich damit eine Art Schutz erkauft. Das war Zuhälterei. Dafür würde er seinen Job verlieren. Und sie würde dafür sorgen, dass das auch passierte.
    Stiffler sah weiter aus dem Fenster. Er stützte sich mit den Händen auf der Fensterbank ab, sein Kopf hing tief zwischen den Schultern.
    «Was soll das schon heißen? Es ist eben ein Geben und Nehmen da draußen. Klar habe ich auch bezahlt, aber nicht jedes Mal.»
    Plötzlich fuhr er herum und zeigte mit dem Finger auf Nielsen.
    «Ich werde mich hier nicht verteidigen, das habe ich nicht nötig. Jeder soll erst mal vor seiner eigenen Haustür kehren.»
    Manuela sah, dass seine Hand zitterte.
    «Du sollst uns von dem Täter erzählen», sagte Nielsen ruhig und souverän. «Warum ist er so sauer auf dich? Was ist damals passiert?»
    Als er herumgefahren war, war Stiffler rot geworden und hatte die Augen zu schmalen Schlitzen verengt. Jetzt fiel seine ganze Gestalt praktisch in sich zusammen, und sein Blick rückte in weite Ferne.
    «Diese Susan», begann er, «die rief mich damals an und bat um Hilfe. Irgendein Irrer hatte versucht, sie in einem See zu ertränken, aber sie kam davon. Sie fragte mich, ob ich den Typen ausfindig machen und ihm eine Lektion erteilen könnte. Die beiden hatten Angst, dass er es noch einmal versuchen würde, offiziell anzeigen wollten sie ihn aber nicht. Welche Nutte macht das schon? Wenn du in der Branche den Ruf weghast, mit den Bullen zusammenzuarbeiten, kannst du den Laden gleich dichtmachen.»
    Manuela schluckte ihre Wut hinunter. Warum musste er sie immer wieder Nutten nennen? In seinem Weltbild schienen diese Frauen keine gleichwertigen menschlichen Wesen zu sein.
    «Ich hab mich an diesem See umgeschaut und ein paar Tage in der Szene umgehört, aber nichts Brauchbares erfahren. Für mich war die Sache damit erledigt. Ich hatte sowieso gerade den Arsch voll Arbeit und keine Lust, mich auch noch mit Problemen von Nutten zu beschäftigen.»
    Manuela spürte Blut heiß in ihre Wangen schießen. Sie bohrte sich die Nägel in die Handflächen, um nicht zu explodieren. Auf keinen Fall durfte sie Stiffler unterbrechen, jetzt, wo er endlich mal die Wahrheit sagte.
    «Du wusstest zu dem Zeitpunkt also nichts über den Täter?», fragte Nielsen.
    Stiffler schüttelte den Kopf.
    «Tja, und dann wurde diese Susan in ihrer Badewanne ertränkt. Und weil ich es nicht riskieren konnte, dass meine Verbindung zu ihr publik wurde, übernahm ich den Fall.»
    «Und warum wurde der Täter nicht ermittelt? Es muss doch Spuren gegeben haben», bohrte Nielsen nach.
    «Keine Spuren. Sie muss ihn hereingelassen haben, also hat sie wohl einen Kunden erwartet. Ihr wurde ins Gesicht und gegen den Kopf geschlagen, aber es fanden sich nirgends Hautpartikel des Täters. Außer Hämatomen im Nacken und am Gesäß gab es keine weiteren Verletzungen, sie wurde auch nicht vergewaltigt. Es hätte jeder sein können. Ein Kunde, dem sie zu viel abgeknöpft hatte, vielleicht jemand von der Konkurrenz, du weißt doch am besten, wie es in dem Gewerbe zugeht.»
    «Du hattest also nichts?», fragte Nielsen argwöhnisch.
    «Absolut nichts. Okay, ich gebe es zu, ich habe mich nicht voll reingehängt, wollte den Ball in der Sache flach halten.»
    «Was ist mit dem Kennzeichen?», platzte es aus Manuela heraus, die genug hatte von dieser Farce. Das hier war doch kein Geständnis, sondern wieder nur eine Lügengeschichte.
    «Was für ein Kennzeichen?», fragte Stiffler, und sein Blick flog zu Nielsen hinüber.
    «Das vom Fahrzeug des Täters. Er ist zusammen mit Frau Hoffmann in seinem Wagen zum See hinausgefahren und wurde dabei von Frau Wolff verfolgt. Sie muss doch das Kennzeichen gesehen haben.»
    Zum ersten Mal seit Beginn des Gespräches sah Stiffler Manuela wirklich an. Seine Augen waren plötzlich hellwach und glitzerten bösartig.
    «Was ist das für ein Quatsch? Frau Hoffmann wurde von Frau Wolff zum See gebracht. Ich weiß nichts darüber, dass sie von dem Täter mitgenommen wurde.»
    Manuela schüttelte den Kopf.
    «Wir haben eine Aussage.»
    «Aussage? Was für ein Aussage?»
    Wieder flog Stifflers Blick zu seinem Kollegen hinüber.
    «Von jemandem, der Frau Wolff noch gestern getroffen hat», erklärte Nielsen. Dann drückte er sich vom Türrahmen ab und ging zwei Schritte auf Stiffler

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