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Wassermanns Zorn (German Edition)

Wassermanns Zorn (German Edition)

Titel: Wassermanns Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Schreck und weil ihre nach hinten überdehnten Schultern schmerzten. Im grellen Sonnenlicht musste sie wieder die Augen schließen. Durch einen Tränenschleier sah sie über sich einen großen Schatten aufragen. Nach und nach schälte sich ein klares Bild aus dem Nebel.
    Seine Haut war schwarz und ledrig, wie die eines Reptils.
    Ein Wasserdämon! , schoss es Lavinia durch den Kopf. Er ist gar kein Mensch!
    Doch dann gewöhnten sich ihre Augen an das grelle Licht, und sie bemerkte ihren Irrtum. Er war sehr wohl ein Mensch, nur trug er einen schwarzen Neoprenanzug, der bis auf Hände, Füße und Gesicht den kompletten Körper bedeckte. Der Anzug saß eng wie eine zweite Haut und glänzte nass, so, als wäre er gerade im Wasser gewesen.
    Die langen Arme hingen wie Tentakel an seinen Seiten. Er hatte eine dünne, drahtige Figur und schulterlanges blondes Haar, das nass an seinem Schädel klebte. Große Ohren standen davon ab. Die Wangen waren eingefallen, eine hakenförmige Nase dominierte das Gesicht. Die Lippen darunter waren schmal und blutleer. Aus wässrigen Augen starrte er auf sie herab. Es war ein wilder, wirrer Blick, mehr der eines Tieres als der eines Menschen.
    Die Angst fror Lavinias Muskeln ein. Noch vor ein paar Minuten hatte sie vorgehabt, ihn zu provozieren, aber sein Blick und die dämonische Ausstrahlung spülten ihren Mut fort wie reißendes Wasser Treibholz.
    Auf seinem Gesicht erschien so etwas wie ein Lächeln. Er sah sie ununterbrochen an, aber sein Blick war entrückt, so als sähe er etwas ganz anderes.
    «Wie meine Schwester», murmelte er. «Dein Haar, deine Haut … Wie meine kleine Schwester.»
    «Wo ist sie?», fragte Lavinia schnell, ohne darüber nachzudenken. «Ist sie hier? Kann ich mit ihr reden?»
    «Sie badet», sagte er mehr zu sich selbst, hob den Blick und sah auf den See hinaus. In seinen Augen spiegelte sich das Sonnenlicht, und für einen Moment sah es so aus, als würden sie von innen heraus strahlen.
    «Ruf sie doch bitte her. Ich würde deine Schwester gern kennenlernen. Wir würden uns sicher gut verstehen, sie und ich.»
    Die Worte sprudelten nur so aus Lavinia heraus. Sie hatte längst begriffen, dass sie sich körperlich nicht mehr gegen ihn wehren konnte, aber vielleicht auf einer anderen Ebene. Sie musste zu ihm durchdringen, ihm bewusst machen, dass sie ein Mensch aus Fleisch und Blut war und leben wollte. Leider hatte sie nicht den Eindruck, dass er sie überhaupt hörte. Er wirkte, als lebte er in einer anderen Welt.
    «Bitte», setzte Lavinia nach. «Ich will sie unbedingt kennenlernen. Wie heißt denn deine Schwester?»
    Er senkte den Blick und sah auf sie herab. Seine Augen wurden dunkler und die Pupillen enger.
    «Oh, das wirst du», sagte er. «Du wirst sie sogar schon sehr bald kennenlernen.»
    Lavinia spürte, dass die Stimmung kippte. Diesen Blick kannte sie nur zu gut. Beinahe alle Männer, mit denen sie für Geld geschlafen hatte, hatten ihn irgendwann gehabt. Es lag Gier darin, gepaart mit Macht. Eine unheilvolle Mischung.
    «Hör zu», begann sie, aber da ging er schon auf die Knie. Plötzlich war sein Gesicht ganz nah, und seine Hände lagen auf ihrem Bauch.
    «Pst!», machte er. «Wir wollen sie doch nicht stören.»
    Dabei blickte er sich um, so, als müsse er sich vergewissern, allein zu sein.
    Jetzt konnte sie sich nicht mehr zurückhalten. Die Angst überwältigte sie wie eine riesige Welle. «Hilfe!», brüllte sie. «Helfen Sie mir! Hilfe!»
    Er schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht, und ihr Kopf flog herum.
    «Du sollst ruhig sein! Ein Wort noch, und ich schneide dir die Zunge heraus!»
    Der heftige Schlag hatte sie betäubt. Ihre Wange brannte, und in ihrem linken Ohr piepte es laut und durchdringend. Hände schoben sich unter ihre Bluse. Er entblößte ihren Bauch, tastete an den Rippen entlang und zu den Brüsten hinauf.
    «Sie schläft, weißt du, deshalb dürfen wir sie nicht stören. Aber später werden wir mit ihr baden, wir beide. Freust du dich schon darauf?»
    Mit einem Ruck riss er die Bluse auseinander. Die Knöpfe sprangen leise klickend über die Holzplanken.
    «Bitte nicht … Lass das, ich will das nicht!», presste Lavinia mit tränenerstickter Stimme hervor.
    Er griff zu und quetschte ihre Brüste.
    «Hör auf!», schrie Lavinia ihn an. «Hör sofort auf damit!»
    Abermals schlug er ihr mit der flachen Hand ins Gesicht, stärker als zuvor. Der Schmerz schoss heiß in ihren Kopf. Ihr wurde schwarz vor Augen. Sie verlor

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