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Wassermanns Zorn (German Edition)

Wassermanns Zorn (German Edition)

Titel: Wassermanns Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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daran emporklettern und sich über den Rand auf die Bohlen wuchten.
    Er schwamm. Da war etwas – eine leichte Berührung an seinem rechten Bein. Zuerst glaubte er noch, sich getäuscht zu haben, doch da – da war es schon wieder. Er schrie auf, riss das Bein zu sich heran, schluckte Wasser und spie es würgend wieder aus. Im nächsten Moment packte es ihn am Fußgelenk und zog ihn unter Wasser. Er konnte gerade noch einatmen und die Lippen fest aufeinanderpressen. Eric versuchte, gegen das Gewicht anzuschwimmen, schaffte es aber nicht. Es zog ihn tiefer hinunter.
    Er trat mit dem linken Bein aus, immer wieder, aber seine Tritte gingen ins Leere. Sein Blick flog nach oben zu der aufgewühlten Wasseroberfläche, von der er sich immer weiter entfernte und die von unten betrachtet wie der stählerne Deckel einer Gruft wirkte.
    Die Luft wurde jetzt knapp. In seinem Brustkorb entstand ein immenser, nach innen gerichteter Druck, dem er kaum noch standhalten konnte. Er musste da hoch, musste atmen, musste das Gewicht an seinem Fuß loswerden.
    Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da verschwand das Gewicht tatsächlich. Aber noch ehe er reagieren konnte, tauchte der Wassermann vor ihm auf und umarmte ihn, presste ihm die eigenen Arme gegen den Körper und schlang seine Beine um ihn, sodass Eric sich nicht mehr bewegen konnte. Der Druck quetschte ihm die Luft aus dem Körper.
    Eric wand und schüttelte sich, verschaffte sich etwas Spielraum und tastete mit der rechten Hand in der Innentasche seiner Jacke. Dort steckte das Küchenmesser. Er fühlte den Griff, legte seine Finger darum, bekam es nur schwer aus dem Futter, konnte dann aber seinen Unterarm nicht bewegen, weil der Wassermann den Druck erhöhte. Eric nahm noch einmal all seine Kraft zusammen, wehrte sich, drehte seine Hand mit dem Messer darin und stach zu. Da er nicht ausholen konnte, war es kein kraftvoller Stich. Er spürte die Klinge ins Fleisch eindringen und an einer Rippe abrutschen.
    Trotzdem ließ der Druck nicht nach. Wie ein Oktopus hielt der Wassermann ihn umschlungen. Sie sanken gemeinsam hinab. Sein Gesicht war ganz nahe.
    In Erics Brustkorb kollabierte etwas. Er spürte einen furchtbaren Krampf, ein Stechen, und sein Körper begann zu zucken, als gehöre er ihm nicht. Sein Kopf flog hin und her, dann sah er noch einmal sehnsüchtig zur blass schimmernden Wasseroberfläche.
    Er riss den Mund auf, dankbar, es endlich tun zu dürfen. Er musste atmen, auch wenn es Wasser war statt Luft.
    Blasen stiegen vor seinem Gesicht auf, seine eigenen widerlichen Würgegeräusche drangen an seine Ohren.
    Und der Wassermann lächelte dazu.

42
    Frank rannte vor bis zum Ende des Stegs. Die Planken bebten unter seinen Füßen, der Wind trieb ihm den Regen ins Gesicht. Beinahe wäre er auf dem nassen Holz ausgerutscht. Er war völlig außer Atem. Sein Herz wummerte hart im Brustkorb, der Puls raste, und er wusste, selbst wenn er es wollte und sämtliche Tricks anwendete, würde er es jetzt nicht mehr schaffen, sich zu beruhigen.
    Als er das Haus umrundet hatte, musste etwas geschehen sein, denn der Mann, der vorn am Steg gestanden und geschossen hatte, war nicht mehr da.
    Frank sah zurück zum Ufer. Manuela stand dort, ruderte mit den Armen und schien irgendwas zu rufen, aber der Wind kam vom See her und trug ihre Worte ungehört in den Wald.
    Verwirrt starrte Frank in das aufgewühlte Wasser hinab. Das kleine Boot, auf das der Mann geschossen hatte, hatte eine Windbö ein Stück weit vom Steg weggetrieben. Frank war sich nicht sicher, glaubte aber, jemanden darin liegen zu sehen.
    «Lavinia!», schrie er gegen das Gewitter an.
    Im selben Moment bemerkte er eine Bewegung im Wasser.
    Knapp unter der Wasseroberfläche schnellte etwas Helles, Schlankes auf das Boot zu.
    Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, sprang Frank ins Wasser. Er spürte sein Herz einen Schlag aussetzen, und in seinem Inneren machte sich ein merkwürdiges, aber nicht unbekanntes Gefühl breit.
    O nein! Bitte nicht! Nicht jetzt!
    Und dann war er da, der kataplektische Anfall.
    Alle Muskeln an seinem Körper erschlafften. Er wurde zu einem schweren Sack voll Knochen. Die Augen fielen ihm zu, durch die geöffneten Lippen drang Wasser in seinen Mund, und das Letzte, was Frank dachte, war, dass ihn die Scheißkataplexie schon wieder zum falschen Zeitpunkt erwischte.
    Aber wenigstens würde es die letzte sein.

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    Zwei Tage später
    43
    Es war die Badewanne,

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