Wassermelone: Roman (German Edition)
ruhig, dass ich altmodisch bin, aber ich fahre auf nichts so sehr ab, wie wenn man mir sagt, ich sei schön, denn dann fühle ich mich schön.
Das ganze Herumgemache mit der Zunge und raffinierte Hüftschwünge sind meine Sache nicht. Mit fünf Minuten Schmeichelei erreicht man bei mir eine ganze Menge mehr.
Nachdem wir einander noch eine Weile geküsst und uns besser kennengelernt hatten, wenn Sie das so nennen wollen, wurde klar, dass die Sache in eine ganz bestimmte Richtung lief. Adam zog sich von mir zurück.
»Gott im Himmel«, sagte er. »Du bist eine richtige Hexe. Du machst mich verrückt, du bist einfach toll.«
Ich setzte mich ein wenig auf und sah zu ihm hinab, während seine Hände meinen Bauch streichelten. Ich war froh, dass ich nichts gegessen hatte.
Er war wunderbar. So ein schöner Körper. Und so ein strahlendes Gesicht. So ein netter Kerl. Womit hatte ich das verdient?
Meine Augen liefen über seine Brust und bewunderten seinen Bauch, aber als sie ein bisschen weiter nach unten wanderten, wandte ich den Blick ab.
Wie soll ich schildern, was sich unterhalb seiner Taille abspielte, ohne zu sehr in Einzelheiten zu gehen oder zu puritanisch zu sein?
Eine Beschreibung dessen, was im Bett stattfindet, ist ziemlich schwierig, denn entweder drücke ich mich dabei so derb aus, dass es wie Pornographie klingt, oder ich bin so zurückhaltend, dass ich mich wie eine verklemmte viktorianische Romanautorin anhöre, die ständig an Vaginismus leidet und ihren Mann noch nach siebenundzwanzig Ehejahren siezt.
Wie wäre es, wenn ich einfach sagte, dass aus kleinen Anfängen oft Großes wird? Ist das nicht gut? Diskret und dennoch voller Anspielungen? Es kränkt niemanden und macht gleichzeitig klar: »Adam hatte einen Steifen, mit dem konnt’ er Diamanten schleifen.«
Ui je. Pfui, wie ordinär!
Da wir gerade beim Thema sind, kann ich noch rasch hinzufügen, dass mich die Größe des besagten Gliedes um die Deckenlampe fürchten ließ, für den Fall, dass sich Adam plötzlich bewegte. Genau das aber wünschte ich von ganzem Herzen.
Nur ein Scherz. Ganz so groß war er nicht. Eher mittelgroß. Weder beunruhigend groß noch bedrückend klein. Eigentlich genau richtig.
Natürlich gibt es gewissenlose Frauen, die jedem Mann, mit dem sie zusammen sind, einreden, er habe den gewaltigsten Penis, den sie je gesehen hätten. Einfach so, als wäre das die größte Selbstverständlichkeit.
Ängstlich drücken sie sich auf die Matratze, starren den Betreffenden mit geweiteten Augen und gespieltem Entsetzen an und kreischen: »Ach je! Komm mir mit dem Riesending bloß nicht nahe. Was hast du vor? Willst du vögeln oder die Tür einschlagen?« Eine ganz hinterhältige Taktik.
Natürlich sind die Männer davon begeistert. Da sie sich im Besitz eines Gliedes wähnen, für das sie eigentlich einen Waffenschein brauchten, fühlen sie sich unbesiegbar und ungeheuer männlich. Daher besorgen sie es den Frauen in einer Weise, die die nicht so schnell wieder vergessen werden.
Mich würde man nie bei so was ertappen. Auf keinen Fall! Na ja, nur höchst selten.
Ich kann aber auch deshalb nicht beschreiben, was sich unterhalb von Adams Taille abspielte, weil mir kein angemessenes Wort einfällt, um sein, nun ja, Sie wissen schon, sein … zu beschreiben. Wie kann ich Ihnen sagen, was ich nicht beschreiben kann, weil mir das Wort dafür fehlt!
Das richtige Wort dafür ist natürlich Penis. Aber das klingt so klinisch.
Ich glaube nicht, dass es mir gefallen würde, wenn mir jemand sagte: »Hast du aber eine hübsche Vagina.«
Das ist nicht unbedingt ansprechend oder romantisch. Was meinen Sie? Es dürfte auch kaum die Sprache der Liebenden sein.
In ähnlicher Weise erinnert mich das Wort Penis viel zu sehr an den Biologieunterricht in der Schule und daran, dass ein Aushilfslehrer mit rotem Gesicht in einem Raum voller kichernder Halbwüchsiger hastig und nur andeutungsweise das Fortpflanzungssystem des Menschen erklärt.
Der Begriff ist nicht menschlich genug. Aber was könnte ich sonst sagen?
Ich weiß, dass es Hunderte von Wörtern gibt, aber keines von ihnen scheint angemessen.
Wie wäre es mit »Schwanz«?
Sagt heute jeder. Ich weiß nicht recht. Mir klingt das ein bisschen zu sehr nach Tierreich. Andererseits, warum nicht?
Pimmel? Gefällt mir auch nicht. Irgendwie lässt mich das an alternde Rockstars mit entsetzlichen stonewashed Jeans und langen grauen Haaren denken.
Noch schlimmer ist es, wenn der Mann
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