Wassermelone: Roman (German Edition)
hättest dich geändert. Was ist damit, wie du mich verletzt und erniedrigt hast?«
»Aber ich wollte doch nie …«
»Auch ich hab dich nicht absichtlich verletzt«, antwortete er. Seine Stimme klang ein wenig ungeduldig. »Es ist einfach so passiert.«
»Aber du hast gesagt, du liebst Denise«, sagte ich in Erinnerung an das, was mir am meisten wehgetan hatte.
»Das hatte ich geglaubt «, sagte er, als erklärte er einem sehr kleinen Kind etwas. »Aber es hat sich gezeigt, dass es nicht so war.«
Dann fuhr er streitlustig fort: »Na schön. Ich soll also zugeben, dass ich einen Fehler gemacht habe. Das tue ich. Einfach um zu zeigen, wie sehr mir daran liegt, unsere Ehe fortzuführen.«
Nach einer Weile sagte er mit einer Singsangstimme wie ein kleiner Junge (die Art von kleinen Jungen, denen man am liebsten den Hals umdrehen würde): »Ich hab ’nen Fehler gemacht. Genügt das?«
»Äh, danke«, sagte ich höflich. Wenn er doch nur ginge .
»Wenn du allerdings nachtragend bist und deinen Groll weiterhin hegst und pflegst, ist es sinnlos, dass ich hierbleibe, nicht wahr?«, fuhr er fort. »In dem Fall fahre ich am besten sofort zum Flughafen, fliege nach London zurück und komm nie wieder auf die Sache zu sprechen.«
»Nein, tu das nicht.« Der Gedanke, dass er mich erneut verlassen würde, versetzte mich in Panik. Der Gedanke, dass er bleiben würde, versetzte mich ebenfalls in Panik.
Erst hatte mich der Scheißkerl aus heiterem Himmel im Stich gelassen, und jetzt kam er zurück und erklärte mir, es sei alles meine Schuld, aber er liebe mich nach wie vor und wolle es noch einmal mit mir probieren.
Verhielt sich so ein vernünftiger Mensch?
»Ich sehe, wie dich das alles überwältigt«, sagte er, jetzt wieder ganz der umgängliche James. »Das ist ja auch durchaus verständlich. Du hast geglaubt, du wärest allein, und merkst jetzt, dass dein altes glückliches Leben wieder da ist. Es muss schwer sein, mit alldem auf einmal klarzukommen.«
»Das kannst du laut sagen«, murmelte ich.
»Ich lass dich jetzt ein paar Stunden allein.«
»Danke.« Vor Erleichterung fiel ich fast in mir zusammen.
»Ich kümmere mich um Flugkarten. Wann würdest du gern nach London zurückfliegen?«
»Ich weiß nicht.« Erneut überfiel mich Panik. Ich wollte nicht nach London zurück. Jedenfalls nicht mit James.
»Am besten gleich, was?« Er zwinkerte mir zu. »Wie lange brauchst du, bis du gepackt hast?«
»Oh, James, ich weiß nicht«, sagte ich, von Entsetzen geschüttelt. »Wahrscheinlich ewig, denk nur an Kates Sachen und das alles.«
»Ach ja, Kate«, sagte er, als sei sie ihm gerade wieder eingefallen. »Für sie muss ich natürlich mitbuchen.«
»Unternimm vorerst bitte nichts«, sagte ich. »Lass mir ein bisschen Zeit, das alles zu verarbeiten.«
»Na schön«, sagte er mit gerunzelter Stirn. »Ich vernachlässige natürlich meine Arbeit, solange ich hier bin, und möchte daher so rasch wie möglich zurück, nachdem wir alles geklärt haben.«
»Darüber können wir später noch sprechen«, sagte ich und begleitete ihn an die Haustür.
»Sieh aber zu, dass es nicht zu lange dauert«, sagte er. »Immerhin …«
»Zeit ist Geld, ich weiß, ich weiß«, beendete ich matt den Satz für ihn.
Ich schloss die Tür hinter ihm, lehnte mich dagegen und blieb eine Weile so stehen. Ich fühlte mich sehr schwach.
»Ist er weg?«, zischte eine Stimme. Es war Mum, die den Kopf aus dem Schlafzimmer steckte und zu mir in die Diele hinabspähte.
»Ja«, sagte ich.
»Stimmt was nicht?«, fragte sie, als sie meinen entsetzten Ausdruck sah.
»Doch, doch«, sagte ich mit matter Stimme.
»Gut«, sagte sie.
»James hat gesagt, dass er mich immer noch liebt«, sagte ich ausdruckslos.
»Was?«, kreischte sie.
»Ich hoffe, du hast ihm gesagt, dass er sich das an den Hut stecken kann«, rief eine Stimme hinter Mum.
»Das ist ja großartig«, sagte Mum und kam im Eilschritt die Treppe herunter. »Komm rein, Kind. Setz dich. Erzähl mir alles.« Sie führte mich in die Küche.
»Wo ist Kate?«, fragte sie.
»Im Esszimmer«, erwiderte ich und setzte mich erschöpft an den Küchentisch.
»Ich hol sie«, sagte Mum und eilte davon. Im nächsten Augenblick war sie zurück, gespannte Neugier auf ihrem Gesicht.
»Was hat er gesagt?«, fragte sie ungeduldig.
»Dass er mich noch immer liebt und mich zurückhaben will«, sagte ich ausdruckslos.
»Ist das nicht großartig?«, rief meine Mutter.
»Vermutlich«, sagte ich
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