Wassermelone: Roman (German Edition)
meine Ehe zurückhaben, musste aber zuvor einsehen, dass ich unreif, schwierig, egoistisch und für James eine Last gewesen war. Das fiel mir ungeheuer schwer. Sicher, es musste wohl stimmen, denn es gab für ihn keinen anderen Grund, mich zu verlassen. Aber wenn ich nicht einmal wusste, was ich falsch gemacht hatte – wie zum Teufel konnte ich dann verhindern, dass sich das wiederholte?
Ich fühlte mich noch immer sehr gedemütigt und verletzt, weil er es mit der dicken blöden Kuh getrieben hatte. Aber er wollte nicht zulassen, dass ich ihm das sagte. Ich schien mich nicht darüber beklagen zu dürfen, weil ich dann einen egoistischen und unreifen Eindruck gemacht hätte. So oder so – ich konnte nicht gewinnen.
Ich wusste, dass ich ihn liebte, konnte mich aber nicht richtig erinnern, was ich an ihm eigentlich liebte. Er war so … so … so aufgeblasen, humorlos und kalt. War er schon immer so gewesen?
Und wie würde die Zukunft aussehen? Würde ich Angst haben, vorlaute Bemerkungen zu machen und ihm lustige Geschichten zu erzählen? Würde ich Angst haben, mich bei ihm anzulehnen und mich geborgen zu fühlen, so wie früher, wenn er sich allein und unverstanden fühlte? Unsere Rollen hatten sich umgekehrt.
Ich wusste nicht, wie wir uns zueinander verhalten sollten. Alles würde ich neu lernen müssen. Das machte mir wahnsinnig Angst. Was war dagegen einzuwenden, wie es früher gewesen war? Offensichtlich alles, wenn man James hörte.
Mir aber hatte es so gefallen. Und ich war nicht sicher, dass es anders funktionieren könnte.
Allerdings gab es nur eine Möglichkeit, das herauszufinden: zu ihm zurückkehren und es noch einmal versuchen. Das würde ich tun müssen, und sei es nur um Kates willen. Es war denVersuch wert, denn es war sehr schön gewesen. Aber jetzt war es entsetzlich.
Ich war immer noch wütend, fühlte mich nach wie vor so gekränkt und erniedrigt, dass ich ihm am liebsten jedes Mal einen Schlag versetzt hätte, wenn er sagte, wie kindisch ich sei.
Es nützte nichts. Tief durchatmen. Brust raus und Schultern straffen.
Ich würde mit ihm nach London zurückkehren. Kate hatte einen Anspruch auf ihren Vater. Und ich würde die Dinge richtig machen können.
Merkwürdig. Man möchte etwas unbedingt haben. Wenn man es dann bekommt, muss man so viel daran in Ordnung bringen und renovieren – Zwischenwände herausnehmen, elektrische Leitungen und Armaturen erneuern –, dass man sagt, was soll’s, ich will’s nicht mehr. Ich nehm mit was viel Kleinerem vorlieb, auch wenn es keinen Garten hat, vorausgesetzt, es ist fertig .
Mum saß nach wie vor da und sah mich besorgt an.
»Es ist schon in Ordnung. Ich gehe zu ihm zurück. Ich versuch’s noch mal.« Ich wusste wirklich nicht, was ich sonst hätte sagen sollen.
Seufzend stand ich auf. »Am besten ruf ich James an und sag ihm, dass ich zurückkomme.« Ich ging mit dem Gefühl zum Telefon, als stellte ich mich einem Erschießungskommando. Ich rief in seiner Pension an.
»Ich hab mir überlegt, was wir besprochen haben«, sagte ich, als ich ihn am Apparat hatte, »und ich hab mich entschieden.«
»Und zwar wie?«, fragte er kurz angebunden.
»Ich komme mit zurück. Ich versuch’s noch mal.«
»Gut«, sagte er. Ich konnte das leichte Lächeln in seiner Stimme hören. »Gut. Diesmal geben wir uns mehr Mühe, was?«
»Und keine Denise mehr?«, fragte ich.
»Niemand mehr, wenn alles wunschgemäß verläuft«, sagte er. Mir gefiel die verhüllte Drohung nicht, die darin lag.
»Du weißt, dass mir das nicht leichtfällt«, sagte ich unruhig. »Ich fühle mich immer noch verraten und verletzt. Das geht nicht von einem Tag auf den anderen vorbei.«
»Natürlich nicht«, stimmte er in seinem überaus vernünftigen Ton zu. »Aber du musst dir Mühe geben, diese Gefühle zu überwinden, nicht wahr. Wenn du mir nicht verzeihen kannst, hat das Ganze keine Zukunft.«
»Ich weiß«, sagte ich. Fast tat es mir leid, dass ich ihn angerufen hatte. Dann holte ich tief Luft.
»Du hattest auch unrecht, oder nicht?«
»Das hab ich bereits zugegeben«, sagte er kalt. »Wollen wir das den Rest unseres Lebens jeden Tag wieder aufwärmen?«
»Nein … aber«, sagte ich.
»Aber nichts«, sagte er. »Das ist jetzt vorbei. Wir müssen es vergessen und den Blick auf die Zukunft richten.« Für dich ist das viel einfacher als für mich, dachte ich. Aber ich sagte nichts. Es war sinnlos. Es würde zu nichts führen.
»Für wann soll ich den Flug zurück
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