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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sich über einen Mann hinwegzutrösten, die ist, unter einen anderen zu kommen!«
    Zu spät. Ich merkte, was ich gesagt hatte. Ich hätte mir die Zunge abbeißen können.
    Meine Mutter sah mich mit zusammengezogenen Brauen an.
    »Ich weiß wirklich nicht, woher du diese ordinäre Ausdrucksweise hast«, zischte sie. »In deinem Elternhaus hast du das nicht gelernt. Redet man in London so?«
    »Tut mir leid, Mum«, murmelte ich, zutiefst beschämt und peinlich berührt, aber zumindest wieder auf vertrautem Gelände.
    Ich saß auf dem Sofa neben ihr und fühlte mich grauenvoll. Wie hatte ich nur so etwas Hartes sagen können? Besser gesagt, wie hatte ich etwas so Hartes in Hörweite meiner Mutter sagen können? Das war wirklich dumm von mir.
    »Ich schlage vor, dass wir nicht mehr über das sprechen, was du gerade gesagt hast«, sagte sie nach einer Weile in versöhnlichem Ton.
    »In Ordnung«, sagte ich erleichtert.
    Gott sei Dank! Ich hatte gerade meine Sachen packen wollen, um nach London zurückzukehren.
    »Übrigens«, sagte sie. »Er ist vierundzwanzig.«
    »Woher weißt du das?«, fragte ich sie verblüfft.
    »Tja«, zwinkerte sie mir zu. »Ich habe so meine Quellen.«
    »Willst du sagen, dass du ihn gefragt hast?«, sagte ich. Schließlich kannte ich meine Mutter schon lange.
    »Möglich«, sagte sie neckisch, ohne etwas zu verraten.
    »Also ist er keineswegs zu jung für dich«, fuhr sie fort.
    »Mum«, stieß ich gequält hervor. »Was soll das? Immerhin bin ich fast dreißig. Auch mit vierundzwanzig ist er immer noch viel zu jung für mich.«
    »Papperlapapp«, sagte meine Mutter munter. »Sie treiben es doch alle. Sieh dir diese Britt Ekland an, die wird immer wieder mit einem Kerl fotografiert, der ihr Enkel sein könnte. Vielleicht ist er es ja auch. Dann das andere Flittchen, die nackt rumläuft. Wie heißt die noch?«
    »Madonna?«, tastete ich mich heran.
    »Nein, die nicht. Du weißt, wen ich meine. Die mit dem tätowierten Hintern.«
    »Ach, du meinst Cher«, sagte ich.
    »Ja, die«, sagte meine Mutter. »Die ist bestimmt mindestens so alt wie ich, und sieh sie dir an! Keiner von ihren Kerlen ist auch nur einen Tag älter als sechzehn. Von allen Männern, mit denen sie zusammen war, war Ike wohl der letzte, der älter war als sie.«
    »Ike?«, fragte ich leicht benommen.
    »Ja, ihr Mann«, sagte meine Mutter ungeduldig.
    »Nein, Mum, ich glaube nicht, dass Cher mit Ike verheiratet war. Sie war mit Sonny verheiratet und Ike mit Tina«, setzte ich sie ins Bild.
    »Wer ist Tina?«, fragte sie. Es klang verwirrt.
    »Tina Turner«, erklärte ich geduldig.
    »Was hat denn die damit zu tun?«, fragte meine Mutter ärgerlich und sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Überhaupt nichts«, versuchte ich zu erklären. Ich hatte den Eindruck, dass mir das Gespräch entglitt. »Es ist nur, weil du gesagt hast, dass Cher und Ike … ach was soll’s. Lass gut sein.«
    Mürrisch brummelte meine Mutter vor sich hin, dass es keinen Grund gäbe, es gut sein zu lassen, denn schließlich hätte ich Tina Turner aufs Tapet gebracht.
    »Sei doch nicht böse, Mum«, bat ich sie. »Ich verstehe, was du sagen willst. Adam ist nicht zu jung für mich.«
    Kaum hatte ich das gesagt, sah ich nervös zur Tür, weil ich mehr oder weniger damit rechnete, dass Helen hereinplatzte und brüllte: »Ich hab doch gleich gewusst, dass du scharf auf ihn bist, du widerliche Oma.« Woraufhin sie versuchen würde, mich zu erwürgen.
    Sie kam nicht. Aber die Furcht blieb.
    »Sehen wir mal ganz von der Altersfrage ab«, fuhr ich fort. »Vergisst du da nicht ein paar andere wichtige Punkte, wie beispielsweise die unbedeutende Tatsache, dass Adam Helens Freund ist?«
    »Aha«, sagte sie, wobei sie den Zeigefinger hob und mich betrachtete wie eine weise Frau, die im Begriff stand, mir eine Lehre zu erteilen. Ich sah sie richtig mit einem schwarzen Tuch auf dem Kopf mir zuzwinkern. »Ist er das?«
    »Warum wäre er sonst hier gewesen?«, fragte ich, wie ich meinte, durchaus vernünftig.
    »Um ihr bei einem Referat zu helfen«, sagte meine Mutter.
    »Und warum sollte er das tun, wenn er nicht ihr Freund wäre? Oder zumindest nicht so täte, als ob er es wäre?«, fuhr ich fort. Wieder, wie ich glaubte, vernünftig.
    »Weil er nett ist?«, antwortete meine Mutter. Das klang ein bisschen unsicher.
    »Auf jeden Fall konnte man deutlich sehen«, sagte ich, »dass er scharf auf sie ist.«
    »Konnte man das?«, fragte sie. Es klang ehrlich

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