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Wassermusik

Wassermusik

Titel: Wassermusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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erinnert an platzende Kastanien im Feuer.
    Smirke erschlafft in Neds Armen, die große, feuchte Masse des Mannes lastet auf ihm wie ein Ungetüm und drückt ihn auf die Planken nieder, während Martyn Kommandos brüllt und seine Pfeife trillern läßt. Jetzt nähern sich donnernd Schritte auf dem Deck, und Ned Rise beginnt seine Lage neu zu überdenken, wobei er sich mit leisem Bedauern an seinen Strohsack drüben auf Goree erinnert; er denkt jetzt, daß es womöglich ein Fehler war, daß sich die Sache, von nahem betrachtet, doch nicht ganz so rosig darstellt wie erwartet.

ENTTÄUSCHUNG IN PISANIA
    Die erste Enttäuschung ist noch gering – die Folge eines kleineren Mißgeschicks, unvorhersehbar, unvermeidlich   –, trotzdem hat sie etwas von einem bösen Omen an sich, etwas Deprimierendes, weil es einfach abgeschmackt und häßlich ist, wenn ein so historisches Abenteuer auf diese Weise beginnt. Schlimmer noch aber ist, daß sie den ersten Toten fordert.
    Leland Cahill hatte, wie die meisten der Rekruten aus der Garnison, mächtig dem Rum zugesprochen, um seine Rettung aus dem sicheren Verderben von Goree zu feiern, einen Schluck auf den Erfolg der Expedition, einen auf den ehrenhaften Mungo Park, einen auf den Mut seiner Gefährten und auf alles mögliche andere, was ihm so einfiel. Cahill war ein pickelnarbiger Achtzehnjähriger von harmlosem, einnehmendem Wesen, wegen Kirchenschändung, öffentlichen Urinierens und Diebstahls von Wollbekleidung aus den Spannrahmen einer Weberei zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Nüchtern war er wenig mehr alswertlos; im Rausch aber brachte er nicht mehr zustande als ein schieläugiger Katatoniker im Bethlehem-Irrenhaus. Als die
Crescent
vor Pisania Anker warf, bekam er dennoch – zusammen mit Mitchell Mewshaw – den Befehl zum Sichern des Fallreeps.
    Da der Fluß zu dieser Jahreszeit wenig Wasser führte, mußte der Kapitän etwa 120   Meter vom Ufer entfernt vor Anker gehen. Zum Glück hatte Mungo für diesen Fall Vorkehrungen getroffen und im voraus ein Floß in Pisania angefordert, das die Mannschaft, Packtiere und Ausrüstung vom Schiff an Land bringen sollte. Das Floß wartete bereits, als sie die letzte Flußbiegung nahmen und die Nebengebäude der Faktorei in Sicht kamen.
    Nach einstimmiger Ansicht der Offiziere sollten die Esel – deren Gestank auf so engem Raum und bei der Hitze unerträglich war – als erstes evakuiert werden. Als wären sie sich ihres Privilegs bewußt, wurden die Esel immer lebhafter, als die beiden geschmeidigen Neger aus Pisania das Floß längsseits des Schiffs steuerten. Leider bemerkten Cahill und Mewshaw, die sich über einer Flasche Gin dreckige Witze erzählten, die Stimmungsänderung der Tiere nicht. Als das Floß vertäut war, traten sie nur ein paar Schritte zurück, banden die Stricke fest und schoben das hölzerne Fallreep über die Bordwand in Stellung. Das war ein Fehler. Sobald das Fallreep in die Höhe ging, begannen die Esel voller Ungeduld über das Gedränge und das Schwanken des Schiffs zu stampfen und zu schnauben; als es das Floß berührte, brach die Stampede los: in einem Chaos aus donnernden Hufen, infernalischem Schreien und wildem Getrampel raste die graue Masse über die Reling und die schmale Laufplanke hinunter. Achtzehn Esel platschten sofort ins Wasser. Die übrigen schafften es bis auf das Floß – völlig durcheinander und mit rollenden Augen   –, wo sie sich verbissen balgten, um dem Druck der Nachkommenden standzuhalten. Dies jagte den Negernzwangsläufig Angst ein, und das Floß kenterte. Insgesamt verlor man sechs Esel. Was den Gefreiten Leland Cahill angeht, so sah man ihn zuletzt der Länge nach auf die schräge Rampe des Fallreeps stürzen, wo einhundertachtzehn Hufe nacheinander ihre Abdrücke auf ihm hinterließen.
     
    Die zweite Enttäuschung ist weniger faßlich, mehr als die erste ist sie geistig-moralischer Natur. Eher eine Enttäuschung im buchstäblichen Wortsinn – mehr das Scheitern einer Erwartung als eine abrupte tragische Wende der Ereignisse.
    Sobald der Entdeckungsreisende Mannschaften und Esel wieder geordnet und einen Trupp angewiesen hatte, mit Dreggankern nach Cahills Leiche zu suchen, dachte er als erstes an Dr.   Laidley. Es waren nun fast acht Jahre vergangen. Und doch – dachte er an Afrika, dachte er immer an Laidley. Der alte Mann hatte ihn für jene erste Mission ausgerüstet und beraten – hatte ihm Mandingo beigebracht, nützliche Tips über

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