Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
Amy dahintersteckte. Wenn sie ihn nicht haben konnte, wollte sie ihm wenigstens das Leben so schwer wie möglich machen. „Sheridan war nicht der Typ für so was“, erwiderte er kühl.
„Vielleicht nicht bei den anderen Jungs.“
„Warum hätte sie bei mir eine Ausnahme machen sollen?“ Das war die große Frage. Eine Frage, die er nie wirklich hatte beantworten können. Er wusste, dass sie für ihn geschwärmt hatte, aber genau das war der Teil, den er nicht verstand. Auf ein anständiges Mädchen wie sie hätte er nicht diese Wirkung haben sollen.
„Vielleicht wollte sie dich. Vielleicht war sie bereit, ihren Rock zu heben, in der Hoffnung, dass du dich in sie verliebst.“
„Hör auf!“ Das klang ein wenig zu sehr nach Amys eigener Geschichte. Die Sache mit Sheridan war ganz anders gewesen. Sheridan hatte nicht versucht, ihn zu manipulieren, und schon gar nicht an jenem Abend. Das, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, war echt und aufrichtig gewesen. Wahrscheinlich war das auch der Grund, weshalb er sie anschließend nie angerufen hatte. Sie war das einzige Mädchen, das eine Bedrohung für die Seite von ihm dargestellt hatte, die er nach dem Tod seiner Mutter zu verbergen versucht hatte. „Ich kannte Sheridan kaum.“
„Du hast also nicht mit ihr geschlafen.“
„Das geht dich gar nichts an.“
Sie hob eine Augenbraue. „Eine ausweichende Antwort lässt dich schuldig wirken, das weißt du doch.“
Amy hatte ihn in die Ecke getrieben. Wenn er log und Sheridan mit der Wahrheit rausrückte, würde es aussehen, als hätte er auch in allen anderen Punkten gelogen – was die Schießerei anging ebenso wie die letzte Nacht. Aber er weigerte sich, das, was zwischen ihnen vorgefallen war, der ganzen Stadt zum Fraß vorzuwerfen. Besonders jetzt nicht, wo Sheridan zurück war und mit dem Getratsche, der Verurteilung und der Missbilligung, die garantiert aufkommen würden, konfrontiert werden würde. „Ich habe nicht mit ihr geschlafen. Bist du jetzt zufrieden?“
Eine dicke Schicht Mascara, viel zu dunkel für ihren hellen Teint, bedeckte Amys Wimpern. „Es fällt mir schwer, dir das zu glauben.“
„Warum?“, fragte er herausfordernd und zog sich hinter seinen Schutzschild aus Unverschämtheit zurück, der ihn in solchen Momenten rettete.
„Weil manche Frauen alles für dich tun würden.“
Die Leidenschaft hinter diesen Worten vermittelte Cain den Eindruck, dass es sich im Grunde um ein Angebot von ihrer Seite handelte. Wenn er sie zurücknähme, würde sie seine glühendste Verteidigerin werden, und alle Verdächtigungen gegen ihn würden verstummen. Aber er war nicht bereit, sich auf diesen Handel einzulassen. Seine Gefühle für Amy hatten sich nicht geändert. Das würden sie niemals.
„So dumm war Sheridan nicht“, sagte er.
Amy sah ihn an. In ihrem Blick lag so viel unterwürfiges Verlangen, dass er schließlich den Blick abwenden musste. In diesem Moment sah er es: ein Stück Holz, verklebt mit einer dunklen, fast schwarzen Substanz. War das getrocknetes Blut?
„Ich habe gerade die Tatwaffe gefunden“, sagte Cain. Es überraschte ihn, wie leicht der Gegenstand plötzlich auftauchte, nachdem die aktive Suche nichts zu Tage gefördert hatte.
Enttäuschung spiegelte sich in Amys Zügen und verwandelte sich in Sekundenschnelle in rasiermesserscharfen, hochkonzentrierten Hass. Aber Cain war ihre abrupten Stimmungsumschwünge gewohnt und interessierte sich mehr für das, was er entdeckt hatte.
Er ging darauf zu, doch Amy war näher dran. Sie erreichte das Stück Holz zuerst und stupste es mit der Fußspitze an. „Damit hat er sie geschlagen?“
Zu Cains großer Erleichterung schien Amy sich und ihre Reaktionen wieder im Griff zu haben. „Er hat mehr als seine Fäuste benutzt.“
„Die Tatsache, dass er sie mit einer zufälligen Waffe angegriffen hat, spricht dafür, dass er nicht vorgehabt hat, sie umzubringen.“
„Er hatte eine Schaufel dabei. Ich habe keine Schaufel in meinem Kofferraum. Du etwa?“
Amy bückte sich, um das Holzstück aufzuheben, doch er hielt sie auf. „Lass es liegen.“
„Warum?“
„Wahrscheinlich hat er es mit der bloßen Hand angefasst und dann weggeworfen, um zu graben. Dann hat er die Hunde gehört.“
„Und warum soll ich es nicht anfassen? Auf dem rauen Holz werde ich keine Fingerabdrücke finden.“
Sie hockte sich hin, zupfte ein langes schwarzes Haar von dem Holzstück und hielt es in die Höhe.
Der Anblick von Sheridans Haar und
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