Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
Blut an dem Holzscheit erinnerte ihn daran, wie sie dort auf dem Boden gelegen hatte – und wie sie sich an seiner nackten Brust angefühlt hatte, als sie schlaff in seinen Armen gelegen hatte. „Sein Geruch könnte noch daran haften.“
„Ihrer aber auch“, wandte Amy ein. „Wie können die Hunde die beiden Gerüche auseinanderhalten?“
„Genau so, wie sie alle anderen Gerüche unterscheiden können.“ Cain kniete sich neben sie, rief seine Hunde und ließ
sie ausgiebig am Holz schnüffeln. Dann gab er ihnen den Befehl „Such!“ und schickte sie in den Wald.
Koda nahm sofort die Fährte auf. Er führte die anderen den Hügel hinauf, was Cain überraschte. Er hatte erwartet, sie würden sich nach Osten in Richtung Straße wenden.
Er rannte den Hunden nach, Amy joggte hinterher. Sie holte ihn erst ein, als er stehen blieb, um mehrere Fußspuren im matschigen Ufer des Old Cache Creek zu untersuchen. „Hier hat er den Bach überquert“, sagte er und befahl den Hunden dasselbe.
Maximilian mochte kein Wasser. Er wartete bis zum letzten Moment, doch schließlich sprang er hinein, als er sah, dass selbst Cain hindurchwatete.
„Was hat er hier oben gemacht?“, rief Amy ihm nach.
Cain antwortete nicht. Nachdem er den Bach hinter sich gelassen hatte, suchte er die Gegend ab und versuchte, sich in den Mann hineinzuversetzen, der mit dem Holzstück zugeschlagen hatte.
„Vielleicht war es ein Landstreicher, der hier irgendwo in den Bergen campiert“, schlug Amy vor und beantwortete damit ihre Frage selbst.
Nein. Es war jemand aus Whiterock. Cains Bauchgefühl sagte ihm das. Die Schießerei, das Gewehr, die Schläge … das hing alles zusammen. „Das ist kein Camper. Er ist hier langgelaufen, weil er dachte, ich würde ihm folgen.“
„Hast du es getan?“
„Nein, ich habe Hilfe geholt. Als er feststellte, dass ich nicht hinterherkam, hat er sich wahrscheinlich zur Straße durchgeschlagen und ist weggefahren.“
„Vielleicht ist er gestürzt und liegt immer noch verletzt irgendwo hier draußen.“
Cain erschauderte bei dem Gedanken, dass Amy das Beste war, was die Polizei von Whiterock zu bieten hatte. „In diesem Fall wäre er kaum zurückgekommen, um die Schaufel zu holen.“
Ihre Wangen röteten sich, bis ein paar ihrer Sommersprossen verschwunden waren. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und ging ein Stück am Bachufer entlang. „Dann verschwenden wir hier unsere Zeit. Ich denke, wir sollten runter zur Straße gehen und nach Reifenspuren Ausschau halten, ehe zu viele andere Fahrzeuge darüberfahren und alles zerstören.“
Während sie sich in Richtung Straße wandte, rief er nach den Hunden, doch nur Maximilian und Quixote kamen zu ihm. Cain pfiff, doch es dauerte noch ein, zwei Minuten, bis der schwarzbraune Koda endlich auftauchte. Mit gesenktem Schweif und Schnauze blieb er fünf Schritte vor Cain stehen, doch Cain begriff, dass es einen Grund für seinen Ungehorsam gab.
„Was ist los, Junge?“
Den Kopf immer noch gesenkt, kroch Koda vorwärts und ließ einen glänzenden Gegenstand vor Cains Füßen fallen.
Cain blickte über die Schulter Amys sich entfernender Gestalt nach. Er hoffte, dass es sich um einen Gegenstand handelte, der Sheridans Angreifer gehörte, und dass er sie zu seinem Besitzer führen würde.
Doch als er sah, was es war, klappte seine Kinnlade nach unten. Es war seine Uhr, die er auf den Nachttisch gelegt hatte, bevor er gestern Abend zu Bett gegangen war.
„Kommst du?“, rief Amy.
Cain schob die Uhr in seine Tasche. Während er Sheridan ins Krankenhaus gebracht hatte, war der Mann, der sie fast umgebracht hatte, in seinem Haus gewesen.
4. KAPITEL
Sheridan konnte ihre Augen nicht öffnen. Das Licht war zu hell und grell. Aber sie war sich ziemlich sicher, keine Nahtoderfahrung zu durchleben. Sie sah keinen Tunnel, keine liebevolle christusgleiche Gestalt, die darauf wartete, sie in die Arme zu schließen. Die Luft war kühl, in der Ferne nahm sie Bewegungen und Geräusche wahr, und sie roch die Desinfektionsmittel und einen Hauch von … Rasierwasser?
Vorsichtig hob sie die Lider und sah zwischen den Wimpern hindurch auf eine Wand mit gelb-blauer Tapete. In ihrem Arm steckte ein Infusionsschlauch, der Fernseher war an der Decke befestigt, das Bett war mit Gitterstäben versehen, und am Fußende entdeckte sie einen metallenen Schrank auf Rollen. Aus all dem schloss sie, dass sie sich in einem Krankenhaus befand. Aber in welchem? Diese Frage
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