Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
wusste, dass sie wie eine Wahnsinnige aussah. Sie hatte die Schaufel losgelassen, nachdem sie John damit geschlagen hatte, und versuchte verzweifelt zu entkommen. „Er … er hat versucht mich umzubringen!“, schrie sie „Und Sheridan Kohl wollte er auch umbringen. Ich … ich habe seine Maske gefunden und die … die Schaufel, und gestern Nacht hat er … hat er mich geschlagen!“
Sie platzte mit allem heraus, aber vielleicht ergab das, was sie sagte, auch gar keinen Sinn. Owen wirkte nicht so entsetzt, wie sie erwartet hätte. Stirnrunzelnd warf er einen Blick auf seinen am Boden liegenden Vater, dann ging er zurück zu seinem Truck.
„Komm!“, sagte er. „Ich bringe dich zur Polizei.“
Handgeschreinerte Regale säumten die Wände im Keller, gefüllt mit Wein, eingelegten Tomaten und Essiggurken. Sheridan war ziemlich sicher, dass Cain die Lebensmittel nicht selbst eingemacht hatte. Vermutlich hatte er alles von Ron Piper gekauft, der eine Farm außerhalb der Stadt besaß. Ron baute mehr Lebensmittel an, als seine Familie essen konnte, also verkauften seine Frau und die Kinder die Produkte den ganzen Sommer über an einem kleinen Stand am Highway. Was sie nicht verkauften, kochten Sandy und die Mädchen ein. Manche ihrer Rezepte waren legendär, sodass sie dazu übergegangen waren, die eingemachten Lebensmittel ebenfalls zu verkaufen.
Sheridan nahm eines der Gläser zur Hand und hielt es vor die Taschenlampe. Es trug tatsächlich das Etikett der Piper-Farm. Cain hatte seine Vorräte schon stark geplündert, besonders viel war nicht mehr übrig. Oder, was noch wahrscheinlicher war, die Jungs, die das Gewehr gefunden hatten, hatten nur so zum Spaß ein paar Gläser kaputt gemacht. Hier unten roch es nach verdorbenen Lebensmitteln.
Sheridan leuchtete mit der Taschenlampe in die Ecke und versuchte herauszufinden, wo das Gewehr gelegen hatte. Vielleicht hatte Owen es einfach nur gegen eines der Regale gelehnt. Aber das ergab keinen Sinn. Hätte er nicht viel eher versucht, es zu verstecken?
Dann entdeckte sie eine Stelle im Schmutz, in der jemand gegraben hatte. War das Gewehr verscharrt gewesen? Angesichts der erst kürzlich aufgewühlten Erde schien das durchaus möglich. Aber warum sollten zwei Teenager anfangen, zufällig im Keller herumzugraben?
Der Fußboden über ihr knackte. Oder hatte sie sich das Geräusch nur eingebildet? Sheridan hielt den Atem an und lauschte. Nach allem, was geschehen war, war sie ziemlich schreckhaft geworden. Ihr lief ein kalter Schauder über den Rücken. Hatte sie etwa Gesellschaft bekommen?
Nein. Sie hatte nur eine blühende Fantasie.
Aber dann hörte sie ein weiteres Knarren und dann noch eines.
Jemand ging durch die Küche.
Karen hatte keine Ahnung, dass sie in Schwierigkeiten steckte, bis Owen rechts statt links abbog. Er fuhr aus dem Viertel heraus, in dem sein Vater lebte, und lenkte den Wagen auf die Hauptstraße.
„Wo willst du hin?“, fragte sie.
Er verriegelte die Türen. „Wir haben ein Problem.“
Sie wusste, dass sie ein Problem hatten. Sein Vater war ein Mörder. Sie mussten direkt zum Polizeirevier fahren! Stattdessen fuhren sie raus in die Berge. Warum? In dieser Richtung gab es nichts außer Wildnis.
Und dann beschlich sie ein ungutes Gefühl. Owen hatte seinen Vater auf dem Boden liegen lassen, ohne auch nur den Versuch zu machen, ihm zu helfen. Er hatte nicht mal überprüft, ob John noch atmete! Er hatte sich angehört, was sie zu sagen hatte, ohne es infrage zu stellen, obwohl es sich völlig verrückt angehört haben musste. Stattdessen hatte er seelenruhig die Schaufel aufgehoben und sie auf die Ladefläche des Trucks gelegt.
Karen drehte sich um. Ja, da lag sie. Vielleicht hätte sie das von Anfang an warnen sollen, aber sie war von ihrer Entdeckung so erschüttert gewesen, dass sie geglaubt hatte, Owen erginge es genauso – und er sei davon überzeugt, dass das Beweisstück den Behörden übergeben werden musste.
„Bring mich zurück zur Stadt!“
Er sah sie nicht an. „Ich fürchte, das geht nicht.“
Sie warf erneut einen Blick auf die Schaufel. Sie war sicher, dass man sie benutzt hatte, um Sheridans Grab auszuheben. Sollte sie jetzt dazu dienen, ihr Grab zu schaufeln? „Warum nicht?“, fragte sie.
„Weil du herumgeschnüffelt hast. Das hast du doch, Karen, oder? Du hast deine Nase in Dinge gesteckt, die dich nichts angehen.“
„Das war deine Maske!“
Keine Antwort.
„Du hast die Sachen in der Werkstatt deines
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