Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
theatralischen Seufzer konzentrierte er sich erneut auf Sheridan. „Hat Cain dir gegenüber je erwähnt, dass er und Jason irgendwelche Probleme hatten?“
„Nein“, antwortete sie. „Soweit ich weiß, sind sie gut miteinander ausgekommen.“
„Und du hattest nicht das Gefühl, dass es zwischen den beiden Brüdern zum Streit kommen könnte, wenn du erst mit dem einen und dann mit dem anderen schläfst?“
Wut blitzte in Cains Augen auf. „Verdammt, Ned! Benimm dich, oder du fliegst auf der Stelle raus!“
„Ich habe nicht mit Jason geschlafen“, sagte Sheridan.
„Du warst an einer Stelle, die bekannt dafür ist, dass man da ungestört sein kann. Und laut einer Zeugenaussage waren die Scheiben von innen beschlagen. Niemand konnte ins Auto hineinsehen.“
„Das bedeutet noch lange nicht, dass wir Sex hatten!“
„Wenn du mit Cain gleich in der ersten Nacht geschlafen hast, was hat dich davon abgehalten, es mit Jason genauso zu halten?“
Sheridan presste die Handballen gegen ihre Augen. „Jason war ein Freund. Wir haben nur geredet.“
„Über…“
„Das Leben. Die Schule. Unsere Eltern.“
„Das war alles?“
Sie versuchte ein Achselzucken. Sie wollte ihn nicht wissen lassen, wie viel Kraft es sie kostete, aber über Jason zu sprechen verursachte ihr Übelkeit. Warum hatte sie ihn in ihren albernen Versuch, Cains Aufmerksamkeit zu erregen, mit hineingezogen? Wie oft hatte sie sich schon gefragt, ob Jason heute noch leben würde, wenn sie nicht so naiv und unreif gewesen wäre und der Tatsache ins Auge hätte blicken können, dass Cain sie nur benutzt hatte?
„Wusste er, dass es dir nur um seine Freundschaft ging?“
Nein. Er hat auf mehr gehofft. Das war es, was sie am meisten erschaudern ließ. „Er … er wollte mich küssen“, gab sie zu.
Ned rutschte näher an sie heran. „Kannst du ein bisschen lauter sprechen?“
Mühsam hob sie die Stimme. „Ich sagte, er wollte mich küssen, aber ich habe ihn nicht gelassen.“
„Warum nicht?“
Noch mehr Argwohn. Wie erwartet glaubte Ned, er hätte eine Heuchlerin enttarnt. Sie war nicht die gewesen, die sie zu sein schien, also musste sie das genaue Gegenteil davon sein. „Weil ich eigentlich gar nicht mit ihm dort sein wollte.“
„Und warum bist du mit ihm dorthin gefahren?“
Sie hatte sich verzweifelt danach gesehnt, Cain zu sehen, und gedacht, dass er vielleicht am Rocky Point sein würde. Mit Jason zusammen zu sein lieferte ihr eine ausgezeichnete Ausrede, ebenfalls dort aufzutauchen. Von dem Moment an, wo Jason sie abgeholte, bis der Schuss losging, konnte sie einzig und allein an Cain denken. „Cain hat mich nach … der Geschichte im Wohnmobil nicht angerufen. Ich glaube, ich … habe versucht, ihn irgendwie zu ärgern, indem ich mit jemand anders ausgehe.“
Sie spürte Cains Blick auf sich, weigerte sich jedoch, ihn anzusehen.
„Du hast also versucht, ihn mit seinem eigenen Bruder eifersüchtig zu machen?“
„Ned …“, warnte Cain.
Sheridan schluckte hart und hoffte, das entsetzliche Brennen in ihrer Kehle lindern zu können. Sie bewegte sich, um Cain zu verstehen zu geben, dass er ihr nicht zur Seite zu springen brauchte. So hässlich es auch sein mochte, aber Ned hatte die Wahrheit ausgesprochen, und sie musste die Verantwortung dafür übernehmen. „Genau das habe ich getan“, erwiderte sie. „Ich war mit Jason am Rocky Point, weil ich alles getan hätte, um eine Reaktion von Cain zu erzwingen.“
Ned gab sich keine Mühe, seine Geringschätzung für ihr Verhalten zu verbergen, aber das spielte keine Rolle. Seine Verachtung war nichts im Vergleich zu dem, wie sie selbst ihre Handlungsweise empfand.
„Wusste Jason, dass er nur eine Schachfigur war?“, fragte er.
„Das reicht!“ Mit einer raschen Bewegung packte Cain den Polizeichef von Whiterock am Hemdkragen und zog ihn vom Stuhl hoch.
Der Stuhl kippte um, als Ned strampelnd versuchte, sich zu befreien. „Was, zum Teufel, machst du da?“
Quixote knurrte, und Koda und Maximilian sprangen auf, die Ohren zurückgelegt, als versuchten sie abzuschätzen, ob Cain in Gefahr sei.
Cain ließ Ned los, stieß ihn jedoch in Richtung Tür. „Verschwinde!“
„Du kannst doch keinen Polizeibeamten angreifen!“
„Ich habe dich nicht angegriffen. Noch nicht.“
Neds Blick huschte zwischen Cain und seinen Hunden hin und her. „Du steckst ziemlich tief in der Scheiße. Ist dir das eigentlich klar? Ich werde dafür sorgen, dass du endlich bekommst, was du
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