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Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Titel: Watch Me - Blutige Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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hübsch – nicht mit den ganzen Abschürfungen und Prellungen –, aber sie fühlte sich gesünder als seit Langem.
    „Er hat sich als sehr guter Freund erwiesen.“ Sie wich Cains Blick aus. Seit er sie mit der Salbe eingecremt hatte, konnte sie ihn nicht anschauen, ohne heftige Sehnsucht zu empfinden. Als sie sechzehn war, hatte er genau diese Wirkung auf sie ausgeübt, und jetzt, mit achtundzwanzig, war es nicht anders. Sie konnte das Verlangen nicht unterdrücken, also blieb ihr nichts anderes übrig, als es zu verbergen.
    „Du weißt nicht, wer dir das angetan hat?“, fragte Marshall.
    „Nein.“ Als Cain in ihr Zimmer gekommen war und einen kurzen Ausflug vorgeschlagen hatte, war Sheridan für die Gelegenheit dankbar gewesen, einmal rauszukommen. Sie war froh, dass sie mitgekommen war. Sie hatte Marshall Wyatt gerade erst kennengelernt, und sie mochte ihn bereits.
    „Es ist eine Tragödie“, sagte er. „Ich kann das verstehen.“ Dann schaute er Cain an und wackelte mit dem Finger. „Und du? Was fällt dir ein, mir diesen Tee zu schicken, den du immer zusammenschüttest? Ich trinke das eklige Zeug nicht. Ich bin achtzig Jahre ohne das Gesöff zurechtgekommen, und für den Rest gehe ich eben das Risiko ein.“
    „Ich kann genauso dickköpfig sein wie du!“ Cain hielt Marshalls Blick fest.
    Einen Moment lang stand es unentschieden, dann grinste der alte Mann. „Ich liebe diesen Jungen“, erklärte er Sheridan. „Ist ganz egal, dass er nicht mein eigener ist. Wenn mein John nur für einen halben Dollar Grips hätte, würde er erkennen, was er an ihm hat. Was er immer an ihm hatte. Aber John ist ein großer Trottel, lebt immer noch in der Vergangenheit und trauert Jason hinterher. Wegen dieses Schmerzes lässt er niemanden mehr an sich heran.“
    „Wir sind nicht hierhergekommen, damit du sie mit Familiengeschichten langweilst“, brummte Cain, aber das Glitzern in seinen Augen nahm seinen Worten die Schärfe. Sheridan spürte, wie sehr er diesen Mann respektierte.
    „Warum bist du dann gekommen?“, wollte Marshall wissen. „Du hast hoffentlich noch mehr für mich außer dem Süßkram und den Zeitschriften. Wo sind meine Zigaretten?“
    Jetzt wurde Sheridan der wahre Grund klar, warum sie auf dem Weg hierher an dem kleinen Tante-Emma-Laden Halt gemacht hatten.
    „Du hast John erzählt, dass ich dich damit versorge, und er versucht mir deswegen zu verbieten, dich zu besuchen.“ Cain zog ein Päckchen aus der Tasche und warf es zu den anderen Dingen auf das Bett seines Großvaters. „Das ist dir doch klar, oder?“
    „John?“, schrie Marshall fast. „So nennst du ihn jetzt?“
    „Komm schon, fang nicht damit an!“, sagte Cain. „Sei froh, dass ich dir deinen Stoff reinschmuggle. Es gefällt mir genauso wenig wie ihm, gegen die Befehle deiner Ärzte zu handeln.“
    „Es ist mir egal, ob es John gefällt oder nicht! Und was du sagst, ist mir auch wurscht. Ich bin ein erwachsener Mann.“ Marshall stieß einen Daumen gegen seine Brust. „Ich habe das Recht, selbst zu entscheiden, ob ich rauchen will oder nicht.“
    Cain lächelte schief. „Darum kaufe ich dir ja auch Zigaretten. Deswegen und weil ich dir nichts abschlagen kann“, fügte er leise hinzu. „Ist das liebevolle Strenge genug?“
    „Das ist genau die Liebe, die mir gefällt“, erwiderte der alte Mann lachend. „Wie kommt es, dass ich der Einzige bin, der das sieht?“
    „Der was sieht?“, fragte Sheridan.
    „Dass der Junge das weichste Herz von allen hat.“ Marshall sammelte sein Zigarettenpäckchen ein und stopfte es stolz in die Brusttasche. „Ah, das brauche ich“, sagte er und klopfte zufrieden dagegen.
    „Zum Glück ist es ihm wichtiger, sie zu haben, als sie zu rauchen“, flüsterte Cain Sheridan zu, und sie konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Es ging hier nicht ums Rauchen. Für Marshall ging es darum, den Menschen die Stirn zu bieten, die sagten, er dürfe das nicht. Er wollte seinen Willen durchsetzen, egal, welche Entscheidungen andere für ihn trafen.
    „Was werden denn die Krankenschwestern sagen, wenn sie Sie damit erwischen?“, fragte Sheridan.
    „Ach, die werden schimpfen und zetern, aber ich lasse mich von denen doch nicht ärgern. Die wissen, wer hier der Boss ist.“ Ein Geräusch an der Tür erweckte ihre Aufmerksamkeit. „Stimmt doch, oder?“, sagte er zu der Schwester, die dort aufgetaucht war.
    „Was stimmt?“, fragte sie und kam ins Zimmer.
    „Dass ich hier der Boss bin.“
    Sie

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