Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
nächsten Morgen fand Sheridan einen Topf mit Salbe auf dem Nachttisch. „Was ist das?“, rief sie.
Das Klappern der Töpfe und Pfannen in der Küche verriet ihr, dass Cain wach war und das Frühstück zubereitete. „Was ist was?“, rief er zurück.
„Dieses … Zeug.“
Koda und Maximilian stießen mit der Schnauze die Tür auf und bellten ihr ein „Guten Morgen“ zu. Quixote musste bei Cain geblieben sein, denn Sheridan entdeckte ihn nirgends.
„Es ist eine Salbe, die ich gemacht habe.“ Einen Moment lang war es still, als das Wasser lief, dann fügte Cain hinzu: „Zieh dich aus, und creme dich überall damit ein. Es wird gegen die Schmerzen und die Prellungen helfen.“
Sie drehte den Deckel auf und schnupperte. „Igitt! Das werde ich mir nirgendwohin schmieren. Das riecht ja fürchterlich!“
Er antwortete nicht. Das Telefon hatte geklingelt, und sie hörte seine Stimme, die zu ihr herüberwehte. Er schien nicht besonders glücklich über den Anruf zu sein.
Vielleicht war es Amy? Sie stellte die Salbe zur Seite und wartete ab, was passieren würde. Schließlich tauchte Cain in der Tür auf.
„Schlechte Nachrichten?“, fragte sie.
Frisch geduscht, mit nassem Haar und sauber rasiertem Kinn, lehnte Cain sich an den Türrahmen. „Zumindest keine gute. Ned kommt vorbei. Er will dir ein paar Fragen stellen.“
Sie runzelte die Stirn. „Über die Nacht im Wohnmobil?“
„Er sagte, über die Nacht, in der Jason erschossen wurde, aber wir wissen beide, dass er sich dem Thema über die Geschichte mit dem Wohnmobil nähern wird. Das ist die einzige neue Information, die er hat. Ich hätte ihm fast gesagt, er solle wegbleiben, aber …“
„Aber wenn wir kooperieren, macht er vielleicht nicht so eine große Sache draus.“
„Genau. Im Moment ist es am besten, wenn wir zugeben, was passiert ist, und so tun, als hätte es keine Rolle gespielt, damit er und Amy nichts in der Hand haben.“
Und wenn ihre Kooperationsbereitschaft Amys Eifersucht nicht besänftigte? War Sheridan vorbereitet auf die Reaktionen in Whiterock auf ihre vergangenen Sünden? Ihre Eltern würden demnächst von ihrer Kreuzfahrt zurückkommen.
Cain stieß sich von der Wand ab und kam näher. „In ein paar Tagen geht es dir vielleicht wieder gut genug, damit du nach Hause fliegen kannst.“
Sie öffnete den Topf und begann die Salbe trotz des Geruchs auf die hässlichen gelben Flecken an ihren Beinen aufzutragen. „Du schlägst vor, dass ich die Stadt verlasse?“
„Auf diese Weise könntest du dem üblen Gerede aus dem Weg gehen.“
Sie hob die Augenbrauen. „Bist du es leid, den Babysitter für mich zu spielen?“
„Ich will nur, dass du in Sicherheit bist.“ Er nahm den Topf in die Hand. „Zieh dein Shirt aus, und leg dich hin. Ich creme dir den Rücken ein.“
Sie wandte sich ab, zog ihr Top aus und tat wie geheißen. Vor allem weil sie glauben wollte, dass eine Berührung von Cain mehr bedeutete als von jedem anderen Mann. „In Kalifornien laufen vermutlich Dutzende gefährliche Leute herum, die mich am liebsten tot sähen“, sagte sie und lächelte ihm über die entblößte Schulter zu. „Ich scheine diesen Wunsch in den Menschen hervorzurufen.“
Er berührte ihren Rücken und massierte die Salbe in ihre angespannten Muskeln ein. „Du willst also bleiben?“
„Bis ich hier fertig bin.“
„Du bist echt verrückt!“
„Kann sein.“ Sie unterdrückte ein Stöhnen, als seine kräftigen Finger sich auf einen harten Punkt an ihrem Hals konzentrierten. „Aber es ist sinnlos, sich den Kampf für einen anderen Tag aufzuheben. Die Spuren, die der Angreifer hinterlassen hat, werden nur kälter werden.“
„Du weißt, dass Amy tun wird, was sie kann, um dich zu demütigen.“
Es war so leicht, seine Berührungen zu genießen. Es war Ewigkeiten her, seit sie mit einem Mann zusammen gewesen war – und Cain war schließlich nicht irgendein Mann. „Ich habe es verdient. Ich war so naiv.“
Er hielt seine Hände still. „An Unschuld ist doch nichts Falsches.“
„Bis auf die Blödheit, die so oft damit einhergeht. Du wirst die Lacher auf deiner Seite haben.“
Seine Stimme wurde tiefer. „Meinst du, mir gefällt es, dass ich dich verletzt habe?“
„Du bist nicht rachsüchtig wie Amy. Aber es muss dich doch amüsiert haben, dass eine Musterschülerin so leichtgläubig sein kann.“
Er begann erneut, ihren Rücken zu massieren. „Es amüsiert mich, dass du glaubst, du seist heute so viel
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