Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
beeindruckte sie, denn sie selbst wäre am liebsten auf Robert losgegangen. „Wie du meinst.“ Er wandte sich ab und ließ seinen Bruder stehen, ohne sich zu verabschieden. Doch als Robert auf die Tür des Pflegeheims zusteuerte, wirbelte Cain herum.
„Was, zum Teufel, tust du da?“
Einen Augenblick lang blitzte Furcht in Roberts Augen auf, was bei einem so großen Mann fehl am Platze wirkte. Doch eine Sekunde später schaffte er es, seine anfängliche Reaktion unter einem frischen Schub falschen Mutes zu verstecken. „Das haben wir doch bereits geklärt. Ich brauche einen Kredit. Mein Wagen ist nicht fahrtüchtig, und ich habe nicht genug Kohle, um ihn reparieren zu lassen.“
„Ich sagte dir, dass du Grandpa in Ruhe lassen sollst!“
Robert streckte sein Kinn vor. „Ich lasse mir von dir nichts befehlen.“
„Dann tu es um seinetwillen. Du besuchst ihn immer nur dann, wenn du etwas von ihm willst. Er muss es langsam leid sein.“
„Halt dich da raus, das geht dich nichts an! Er ist nicht einmal dein Grandpa!“ Schnell betrat Robert das Gebäude, wo er von Menschen umgeben war – nur falls Cain ausrasten und ihm nachsetzen sollte.
Cain starrte Sheridan an, aber sie wusste, dass er sie nicht wirklich sah. Er kämpfte mit dem Verlangen, Robert davon abzuhalten, Marshall Wyatt auszunutzen. „Es gibt Tage, da hasse ich ihn“, gab er zu, als er sie schließlich wirklich ansah.
„Ich staune, dass es Tage gibt, an denen du es nicht tust. Wird dein Grandpa ihm Geld geben?“
„Wahrscheinlich“, erklärte er seufzend. „Normalerweise tut er es.“
Sheridan stand aus dem Rollstuhl auf, um in Cains Truck zu klettern. Doch er hatte die Beifahrertür geöffnet und sie hineingehoben, ehe sie einen einzigen Schritt machen konnte.
Nachdem er den Rollstuhl zurück in die Lobby zurückgebracht hatte, setzte er sich hinters Lenkrad und startete den Motor. Als er den Rückwärtsgang einlegte, berührte sie ihn am Arm. „Robert fühlt sich von dir eingeschüchtert. Und er ist neidisch. Das ist dir doch klar, oder?“
„Robert ist total fertig. Das ist mir klar“, erwiderte Cain. Auf der ganzen Fahrt nach Hause sprach er kein einziges Wort mehr.
Amy musste irgendetwas tun, um Cain aus der Reserve zu locken. Wenn er sie schon nicht lieben konnte, dann sollte er sie zumindest hassen. Alles war besser als diese absolute Gleichgültigkeit, mit der er sie inzwischen behandelte. Seit drei Jahren hatte er mit keiner Frau mehr geschlafen, und trotzdem verspürte er keinerlei Verlangen, sie anzufassen? Was sollte das denn? War sie jetzt nicht einmal mehr gut genug für eine gelegentliche Nummer?
Sie schloss die Augen, lehnte den Kopf zurück und dachte daran, wie es früher gewesen war. Zum ersten Mal hatte er sie draußen hinter der Scheune ihrer Eltern geküsst. Er hatte seine Notizen für einen Test, den er unbedingt bestehen musste, vergessen und rief sie an, um nach ihren zu fragen. Sie lud ihn natürlich nach Hause ein, erklärte den Eltern, sie würden zum Lernen rausgehen. Und im Schuppen hatte Amy ihm dann gezeigt, was sie ihm zu geben bereit war … Danach nahm sie ihn während der Schulstunden mit nach Hause, wenn ihre Eltern arbeiteten. Sie rief ihn sogar manchmal mitten in der Nacht an oder weckte ihn auf, damit sie sich durch sein Fenster hineinschleichen konnte.
Wenn sie nur das Baby nicht verloren hätte …
Offensichtlich hasste Gott sie. Sonst hätte er doch niemals zugelassen, dass sie einen Teil von Cain verlor – den einzigen Teil, den er ihr nie mehr hätte wegnehmen können. Es brachte sie um, nichts von ihm zu haben. Es brachte sie schon seit Jahren um. Wann würde der Schmerz endlich aufhören?
Sie konnte so nicht weitermachen.
„Was ist los?“, wollte Tiger wissen.
Amy schob ihre nackten Zehen unter die Decke. Draußen war es heiß und feucht, aber sie hatte ihre Klimaanlage so weit aufgedreht, dass sie sich zudecken musste. Es war zu schwül, um ohne frische Luft nahe bei Tiger und der Hitze zu sitzen, die sein Körper produzierte. „Nichts. Warum?“
„Dann zappel nicht so rum“, beschwerte er sich. „Sitz still, damit ich den Film sehen kann.“
Verständnislos starrte sie auf den Bildschirm. Seit vielleicht fünfzehn Minuten lief der Actionfilm, den Tiger ausgesucht hatte, aber sie hatte keinen Schimmer, worum es eigentlich ging. Ständig wurden irgendwelche Leute und Autos in die Luft gesprengt, aber das war’s dann auch schon. Nach dem Film würde Tiger mit ihr
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