Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
Zeit mit dem lieben alten Grandpa, Cain?“
„Wir haben ihn kurz besucht.“
Robert legte den Kopf schräg, damit er an seinem Stiefbruder vorbeischauen konnte, der sich allerdings nicht die Mühe machte, zur Seite zu treten. „Sieht aus, als hättest du jemanden mitgebracht.“
„Das ist Sheridan Kohl.“
„Ich weiß.“ Robert machte eine rasche spöttische Verbeugung. „Ihr Ruf eilt ihr voraus.“
Er könnte sich auf eine Menge Dinge beziehen – die Schießerei, den Überfall, selbst auf ihre Arbeit für The Last Stand. Die Organisation war innerhalb weniger Jahre ziemlich bekannt geworden, vor allem dank Jasmine, die als forensische Profilerin arbeitete und zur Lösung mehrerer aufsehenerregender Fälle beigetragen hatte. Aber Sheridan spürte, dass Robert sich nicht auf die Anschläge auf ihr Leben oder auf ihre Arbeit bezog. In Whiterock war sie berühmt – oder besser berüchtigt – für ihre geheime Liaison mit Cain vor zwölf Jahren.
„Man merkt es dir an, dass du weißt, wie man eine Frau beeindruckt“, sagte sie als Entgegnung auf seinen Sarkasmus.
Er schlug sich mit der Hand auf die Brust. „Oh, nein! Nicht so wie Cain.“
Robert war schon als Junge ein kleiner Riese gewesen, und er war größer als die meisten Männer. Sein sandfarbenes Haar war fettig, und er hatte sich nicht rasiert. In Kombination mit dem fliehenden Kinn, den eingesunkenen Augen und der gelbstichigen blassen Haut wirkten seine Bartstoppeln jedoch schmuddelig und hässlich, nicht gepflegt und smart. „Nein“, stimmte sie zu. „Nicht so wie Cain.“
Seine Augen wurden schmal, als sie so ehrlich antwortete, aber Cain sprach, ehe er etwas erwidern konnte. „Owen lässt dich mit einem seiner Wagen fahren?“
Robert schaute zu dem Geländewagen hinüber, den er gerade geparkt hatte. „Irgendeinen fahrbaren Untersatz brauche ich schließlich. Ohne finde ich keine ,einträgliche Beschäftigung’.“
Cain hakte die Daumen in seine Taschen, aber Sheridan spürte, dass er nicht so entspannt war, wie er wirken wollte. „Dad glaubt also, du würdest dir einen Job suchen?“
„Ich suche einen Job.“
Cains Augenbrauen schössen in die Höhe. „Und was tust du dann hier?“
„Darf ich währenddessen nicht mal bei Grandpa hereinschauen?“
„Nicht wenn du wieder nur Geld von ihm haben willst.“
„Ich brauche nur einen kurzfristigen Kredit“, knurrte Robert. „Ich muss mein Auto reparieren lassen.“
„Kannst du dir das Geld nicht woanders besorgen?“ Vor Missfallen war der Ton von Cains Stimme schärfer geworden. „Kannst du den alten Knaben nicht mal eine Weile in Ruhe lassen?“
Robert zuckte die Achseln. „Er kann doch ohnehin nichts Besseres mit seinem Geld anfangen.“
Cain ballte seine rechte Hand, reagierte aber nicht weiter auf Roberts respektlose und undankbare Bemerkung und wechselte das Thema. „Warum hast du Amy erzählt, Jason und ich hätten uns am Abend seines Todes gestritten?“
Das unverschämte Grinsen, das die Winkel von Roberts Mund leicht in die Höhe zog, führte dazu, dass er Sheridan noch unsympathischer wurde. „Weil ihr es getan habt.“
„Woher willst du das wissen? Du warst an dem Abend gar nicht zu Hause.“
„Ich war nach der Schule zu Hause. Und da habt ihr euch gestritten.“
„Es war eine Diskussion, und es war nichts Ernstes. Wir wollten beide den Truck haben. Er sagte mir, er hätte ein Date, und ich sagte, er könne ihn haben, wenn er mich vorher zum Scooter’s fährt. Das war alles.“
„Ich habe ja auch nicht gesagt, ihr hättet euch geprügelt oder so.“ Robert hob in einer spöttischen Geste der Unschuld die Hände. „Amy hat mich gefragt, ob Jason und du irgendwelche Probleme gehabt hättet, und ich habe ihr die Wahrheit gesagt.“
„Die Wahrheit“, wiederholte Cain angewidert. „Und dann hast du ausgeplaudert, was Owen dir erzählt hat.“
„Die Sache mit dem Wohnmobil?“ Ein lüsternes Grinsen legte sich über Roberts Gesicht. „Amy fragte, ob ich wüsste, ob Sheridan und du früher mal eine Beziehung hattet oder nicht, und ich habe ihr auch in diesem Punkt die Wahrheit erzählt.“
„Du bist echt ein Arschloch.“
Sein Grinsen wurde noch breiter, als er merkte, dass er ins Schwarze getroffen hatte. „Meine Güte, Cain! Mir war nicht klar, dass du von mir erwartest, für dich zu lügen.“
Cains Brust hob sich, als würde er tief einatmen, um sich zu beruhigen, und Sheridan stellte sich vor, dass er bis zehn zählte. Seine Geduld
Weitere Kostenlose Bücher