Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
wahrscheinlich einer der Ersten, die gemerkt haben, dass du zurück bist.“ Er hätte sie mit Leichtigkeit beobachten und dieses Bild durch das Fenster aufnehmen können. Schließlich hatte er keine Frau, die sich fragen würde, wo er steckte. Oder sonst jemanden, der ihn im Auge behielt.
Die Kellnerin brachte seinen Kaffee.
„Sahne?“ Sheridan hielt ihm die Schüssel mit den Plastikdöschen hin.
Cain schüttelte den Kopf. „Ich mag ihn schwarz.“
Sie stellte die Schüssel wieder hin und schien sich zwingen zu müssen, das Foto noch einmal anzusehen. „Hat er bestritten, das Foto gemacht zu haben?“
„Natürlich. Er hat mir sogar seine Digitalkamera gegeben und mich jede Aufnahme ansehen lassen. Aber das heißt gar nichts. Er hätte die Datei auf seinen Computer runterladen und den Speicher löschen können.“
„An seinen Computer hat er dich vermutlich nicht rangelassen, oder?“
„Nein. Aber ich habe vor, ihn zu überprüfen, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet.“
Sheridan spielte mit ihrem Wasserglas herum und hinterließ Ringe aus dem Kondenswasser auf dem Tisch. „Dein Großvater hat nicht viel persönlichen Besitz im Pflegeheim. Nur das Nötigste. Was habt ihr mit seinem Zeug gemacht, als ihr das Haus verkauft habt?“
„John hat das, was er haben wollte, mitgenommen, Owen hat sich ein paar Erinnerungsstücke ausgesucht, und Robert hat den größten Teil der Möbel bekommen, weil die besser waren als der Ramsch, den er in seinem Trailer hatte. Den Rest wollten sie verkaufen oder verschenken. Aber Grandpa hat sich furchtbar darüber aufgeregt, dass sein ganzer weltlicher Besitz weg sein würde. Also habe ich alles zusammengepackt und in ein leeres Zimmer in der alten Hütte gestellt. Ab und zu bringe ich einen Karton davon ins Pflegeheim, damit er darin herumstöbern kann. Das gefällt ihm.“
„Das kann ich mir gut vorstellen. Es bringt lieb gewonnene Erinnerungen zurück und gibt ihm ein Gefühl der Sicherheit. Als seien die Dinge, die ihm wichtig sind, immer noch da und würden auf ihn warten.
Cain hob eine Augenbraue, als sie übers ganze Gesicht lächelte. „Warum lächelst du?“
„Du weißt, wie du den Menschen, die du liebst, Freude bereiten kannst“, sagte sie leise.
Er verzog das Gesicht, um seine Verlegenheit über dieses Kompliment zu verbergen. „Es ist keine große Sache, das Zeugs aufzubewahren. Ich benutze die Hütte nicht mal mehr.“
„Das ist egal. Was zählt, ist, dass du verstehst, dass es die kleinen Gesten sind, die so viel bedeuten.“
Einen Moment lang vergaß Cain, dass sein Stiefvater sich im selben Raum befand. Er vergaß sogar, was er gerade von Owen und Robert erfahren hatte und was das bedeuten könnte. Vergaß, dass er mit Karen geschlafen hatte, dass er sich mitschuldig an Jasons Tod fühlte und dass er seine Mutter immer noch vermisste. So tief ihn all diese Dinge auch trafen, in dieser einen Sekunde berührten sie ihn nicht. Konnten ihn nicht berühren. Der Ausdruck auf Sheridans Gesicht – als sähe sie nur den Mann, der er sein wollte, und nicht den makelbehafteten Menschen, der er war – schützte ihn vor allen Fehlern, aller Bitterkeit und Trauer der Vergangenheit.
Ein heftiges Verlangen, mit ihr zu schlafen, überkam ihn. Aber das hatte nichts mit ihrer körperlichen Schönheit zu tun. Es gab viele wunderschöne Frauen auf der Welt. Sheridan aber hatte etwas an sich, etwas, das ihn tief in seiner Seele berührte.
Als ihre Blicke sich trafen, begann sein Herz zu rasen. Er wollte sie, und sie wusste es.
Sie öffnete den Mund, doch was immer sie sagen wollte, ging verloren, als Karen aufsprang und John anschrie: „Scher dich zum Teufel! Ruf mich nie wieder an!“
Überrascht drehte sich Cain zusammen mit allen anderen Gästen zu ihr um und sah ihr nach, als sie hinausstürmte.
Als Sheridan aus der Dusche stieg, konnte sie den Fernseher nicht mehr hören. Cain war ins Bett gegangen und hatte die Lichter ausgemacht, bis auf das in seinem Schlafzimmer. Und er hatte ihren Koffer in sein Zimmer gebracht. Dadurch wollte er sie wissen lassen, dass er erwartete, sie würde die Nacht mit ihm verbringen. Nach dem, was mit Amy geschehen war, wollte er kein Risiko mehr eingehen. Er wollte sie sehr nahe bei sich haben. Aber sie war nicht sicher, ob sie es noch eine Nacht schaffen würde, keusch neben ihm zu liegen. Sie wusste schon jetzt, dass sie wach liegen und jede seiner Bewegungen mitbekommen würde, während sie sich danach verzehrte,
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