Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
Zugeständnis an die plötzliche schmerzhafte Sehnsucht. Das war der Abschied. „Danke für alles!“, sagte sie und schenkte ihm das schönste Lächeln, zu dem sie in der Lage war.
Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht, seufzte und trug ihr den Koffer hinaus.
Cain saß auf der Veranda und sah zu, wie die Rücklichter von Skyes Mietwagen verschwanden. Er konnte nicht fassen, dass Sheridan tatsächlich davonfuhr. In der einen Minute hatte sie ihren nackten Körper an seinen gepresst, und in der nächsten war sie angezogen, packte ihre Habseligkeiten zusammen und kletterte auf den Beifahrersitz ihrer Freundin.
Sobald der Lärm des Motors verklungen war, ließ er seine Hunde aus dem Zwinger, damit sie ihm Gesellschaft leisteten. Da Sheridans Angreifer immer noch auf freiem Fuß war, fürchtete er um ihre Sicherheit. Aber die pistolenschwingende Skye Willis hatte überdeutlich gemacht, dass sie sie beide beschützen konnte. Sie war extra den ganzen Weg von Sacramento hierhergekommen, also konnte Sheridan ihr auch schlecht sagen, sie solle aufhören, sich Sorgen zu machen, und wieder nach Hause fahren. Sheridan musste etwas Zeit mit ihrer Freundin verbringen, um ihr alles zu erklären.
Vielleicht kommt sie ja zurück, dachte er hoffnungsvoll. Aber tief in seinem Inneren wusste er, dass das wahrscheinlich nicht geschehen würde. Irgendwann musste das passieren.
„Ich glaube, ich mag Sheridans Freundin nicht“, vertraute er Koda an, dessen Schwanz auf die Bretter der Veranda klopfte. In der letzten Zeit hatte er den Hunden nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt, wie sie normalerweise erhielten. Vermutlich waren sie nicht allzu betrübt über Sheridans Abreise. Er selbst hingegen fühlte sich seltsam beraubt. Fast wie betrogen.
Da saß er jetzt, allein und mit jeder Menge Zeit zum Nachdenken. Über den Mann mit der Skimaske. Über Jason und John und Owen und Robert. Über Owen, der das Gewehr in seiner Blockhütte versteckt hatte. Cain glaubte Owen, wenn dieser sagte, er habe nicht versucht, ihm etwas anzuhängen. Owen war nicht bösartig. Aber er war auch nicht vorgetreten, um Cain zu entlasten, als das Gewehr gefunden worden war. Er hatte lieber weiterhin Robert gedeckt. Und das zeigte Cain, wem seine Loyalität wirklich galt. Nicht nur das: Robert hatte Amy in allen Dingen stärker unterstützt als jemals Cain.
Noch schlimmer jedoch war die Erinnerung an den Moment auf dem Polizeirevier gewesen, als Ned seine Waffe gezogen hatte. John hatte gewollt, dass er abdrückte. Cain hatte seine plötzliche Ungeduld gespürt und gemeint, seine Gedanken lesen zu können. Tu es einfach, und bereite der Sache ein Ende.
Cain musste an die Worte seiner Mutter denken. „Es liegt an ihnen, nicht an dir. Wenn sie dich so gut kennen würden wie ich, würden sie dich genauso lieben.“ Seiner Beziehung zu Marshall zuliebe hatte er über die Jahre Frieden mit seinen Stiefbrüdern und dem Stiefvater gehalten. Sie verbrachten Thanksgiving und Weihnachten zusammen, und jedes Jahr war es ein bisschen einfacher geworden. Es hatte Momente gegeben, in denen Cain glaubte, er sei vielleicht sogar in der Lage, John zu vergeben. Aber dann war Baileys Gewehr aufgetaucht, und alles war wieder so wie vor zwölf Jahren.
Quixote und Maximilian knurrten und erhoben sich, die Schnauzen zeigten in Richtung Straße. Koda hob den Kopf und legte die Ohren an. Womöglich hatten sie ein Stinktier oder ein anderes kleines Tier gewittert. Cain sagte ihnen, sie sollten sich entspannen. Nachdem Sheridan gegangen war, brauchte er sich nicht mehr so viel Sorgen um das kleinste Geräusch oder jede kleine Bewegung zu machen.
Doch ein paar Sekunden später hörte er einen Motor und sah das Licht eines weiteren Wagens den Weg heraufkommen.
Als er feststellte, dass es das Auto seines Nachbarn war, stand er auf und trat auf die Lichtung heraus.
Levi Matherley kurbelte sein Fenster herunter. Sein dunkles, mit grauen Strähnen durchzogenes Haar stand an einer Seite ab, als hätte er vor Kurzem noch im Bett gelegen. Was zweifellos auch stimmte, denn es war fast halb vier am Morgen. Levi hatte eine Frau und zwei kleine Mädchen zu versorgen. Sein Futterhandel öffnete um sechs. Warum war er zu dieser nachtschlafenden Zeit aufgestanden?
„Hi“, rief Levi ihm zu.
„Hi Was tust du denn hier?“, fragte Cain.
„Vi hat etwas gehört, also habe ich mir die Taschenlampe geschnappt und bin rausgegangen, um im Hof nachzusehen.“ Er klang besorgt, und nach dem, was
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