Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
„Wann? Nächsten Monat? Nachdem wir eine Vermisstenanzeige aufgegeben und dich bereits tot geglaubt hätten?“
Sheridan stand auf und durchwühlte ihren Koffer nach einem Nachthemd. „Würdest du dich bitte beruhigen?“
Skye holte tief Luft und runzelte die Stirn, aber bis zur nächsten Werbepause sagte sie nichts mehr. Dann versuchte sie es mit mehr Ruhe. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich erfahren habe, dass du verletzt bist“, erzählte sie. „Irgendwann habe ich schließlich deine Eltern erwischt.“
„Sie haben dir gesagt, wo ich bin?“
„Sie sagten, du würdest bei Cain Granger wohnen, bis sie etwas Besseres für dich gefunden hätten. Aber das genügte schon, damit ich wusste, dass du in Schwierigkeiten steckst. Es ist nicht so, als ob wir nichts über ihn wüssten, Sher. Als wir uns in der Therapie für Gewaltopfer kennengelernt haben, hast du fast von nichts anderem geredet als von ihm. Ich weiß, was er dir bedeutet und wie schuldig du dich fühlst …“
„Also bist du gekommen, um mich vor ihm zu retten.“
„Ich bin gekommen, um herauszufinden, was, zum Teufel, eigentlich los ist!“
Sheridan zog ein T-Shirt von Cain an, das sie aus Versehen mit eingepackt hatte. „Wenn du mit meinen Eltern gesprochen hast, wusstest du doch, dass alles in Ordnung ist.“
„Ach ja?“ Skye blitzte sie herausfordernd an. „Jasmine hat mich heute Morgen …“, sie warf einen Blick auf die Uhr, „… ich meine, gestern Morgen angerufen.“
Ein Gefühl der Vorahnung ließ Sheridan erschaudern. Jasmine hatte unleugbare hellseherische Fähigkeiten, mit deren Hilfe sie der Polizei bereits bei der Aufklärung verschiedener aufsehenerregender Verbrechen geholfen hatte. Sheridan begriff nicht wirklich, wie Jasmine das machte, aber sie hatte oft genug erlebt, wie ihre Freundin von Visionen heimgesucht wurde, als dass sie es noch infrage stellen würde. „Was hat sie gesagt?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort fürchtete.
„Sie sagte, du würdest in Schwierigkeiten stecken, Sher.“ Jetzt klang Skye Stimme wie ein Flehen. „Sie sagte, sie sehe immer wieder Bilder, in denen dir Blut übers Gesicht läuft. Viel Blut.“
Sheridan rieb sich die Arme. Sie hatte eine Gänsehaut bekommen. Sie konnte sich durchaus vorstellen, wie Jonathan darauf reagiert hatte. „Es gab Unmengen von Blut. Wahrscheinlich hat sie von dem Überfall gesprochen.“
Skye schüttelte den Kopf. „Nein, da ist noch mehr. Sie sieht dich immer wieder tot im Wald.“
Die Gänsehaut verstärkte sich, und Sheridan wurde schlecht. Aber das erklärte auch, warum Skye sich so aufregte. Und warum sie sofort ins Flugzeug gesprungen war, in Nashville ein Auto gemietet hatte und die halbe Nacht durchgefahren und trotz der späten Stunde vor Cains Haus aufgetaucht war.
„Ich hätte dich anrufen sollen“, gab Sheridan zu. Sie fügte nicht hinzu, dass ihre Angst vor dem, was Jasmine womöglich gesagt hätte, ein Grund gewesen war, weshalb sie sich nicht gemeldet hatte. Außerdem hatte sie sich bei Cain sicher gefühlt. Vielleicht sogar sicherer als jetzt. Skye bildete sich einiges auf ihre Verteidigungskünste ein. Mit einer Pistole konnte sie vermutlich besser umgehen als Cain – schließlich hatte er nur selten Gelegenheit, eine zu benutzen, während Skye mehrmals die Woche Schießunterricht erteilte.
„Du hättest anrufen müssen!“, wiederholte Skye.
Sheridan kroch ins Bett, und sie sahen ein paar Minuten fern. Dann schaute Skye erneut zu ihr hinüber. „Geht’s dir gut?“, fragte sie, endlich ruhiger.
„Es könnte besser sein.“
„Was meinst du, was wir tun sollten?“
Sheridan faltete und entfaltete den Saum der Decke und versuchte, sich über ein paar Dinge klar zu werden. „Du möchtest, dass ich mit zurück nach Sacramento komme, stimmt’s? Darauf willst du doch hinaus.“
„Stimmt haargenau.“
„Das geht nicht“, sagte sie.
Skye stellte den Ton des Fernsehers ab. „Warum nicht?“
„Weil es nicht mehr nur allein um mich geht.“
„Natürlich geht es allein um dich. Es geht darum, dich in Sicherheit zu bringen! Es geht darum, dafür zu sorgen, dass Jasmines Vision niemals Wirklichkeit wird!“
„Nein, es geht darum, Sicherheit für jeden zu schaffen. Jemand hat Amy Smith umgebracht. Wir können das nicht einfach vergessen und abreisen.“
Skye knabberte an ihrer Unterlippe. „Wer ist Amy Smith?“
„Eine alte Bekannte. Es gibt eine Verbindung zwischen dem, was mir zugestoßen ist, und dem, was
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