Watermind
»Vielleicht hat dieser nomm diesmal recht. Zwei Männer sind gestorben, Ceegie. Sie sind tot.«
Sie zuckte zusammen, aber er hielt sie am Genick fest und stützte sie. Behutsam machte er damit weiter, sie zu säubern. Als er ihre Schläfe mit dem Tuch massierte, summte er leise. Die neue Melodie, die er für Marie komponiert hatte, brauchte im Übergang noch mehr Klarheit, sie war nicht piquant genug. Fast unbewusst arbeitete er an der Melodieführung. CJ schloss die Augen und hörte zu.
Als er spürte, dass sie sich entspannte, redete er weiter. »Sacony erinnert mich an Popa Coon, der von einem Hunderudel umzingelt wird. Er lügt, kämpft unfair, schleicht herum. Ich disse den alten deyb . Aber er ist nicht faul. Er hat espíritu .«
Sie packte sein Tuch und zog es weg. »Ich kann es einfach nicht fassen, dass du auf seiner Seite stehst.«
»Nicht seine Seite, lamie.« Max biss sich auf die Unterlippe. Er wollte auf jeden Fall vermeiden, dass sie sich aufregte. Jedes Mal, wenn sie sich trafen, sah er, dass sie zu entscheiden versuchte, ob er ihr immer noch etwas bedeutete. Vielleicht würde ihre Entscheidung heute nicht zu seinen Gunsten ausfallen. Aber es gab Zeiten, in denen ein Mann sich dem Gegenwind stellen musste. Er überlegte sich genau, was er als Nächstes sagte.
»Djab dile ist wie ein wilder éléphant . Natürlich und schuldlos. Er verfolgt nur seine eigenen Interessen, wenn er zum Wasserloch hinübertrampelt.«
»Ja«, flüsterte sie.
»Aber wo er trampelt, wohnen Menschen. Eléphants und Menschen können nicht miteinander leben. Sie tun sich gegenseitig weh. Auch das ist natürlich.«
»Aber es muss nicht in einen Krieg ausarten.« Sie schob sich vom Tisch zurück und stand auf. Ihr war klar, dass er recht hatte, und sie ärgerte sich, dass sie nicht ändern konnte, was ›natürlich‹ war.
Max fürchtete sich vor dem Zorn in ihren Augen, aber er musste zu Ende bringen, was er begonnen hatte. »Wir nähern uns Plaquemine. Da leben viele Menschen, und auch sie sind schuldlos. Wir müssen djab dile in einen Käfig tun, damit nicht noch mehr Menschen zu Schaden kommen.«
Hektische Flecken traten auf ihre Wangen. »Sie werden es vernichten. Das weißt du genau.«
»Sie wollen ein kleines Stück nehmen und es am Leben erhalten. Das könnte deine letzte Chance sein.«
Ihre Fingernägel zerrissen das Tuch in ihrer Faust. Als sie sah, was sie getan hatte, ließ sie es auf den Tisch fallen. »Ich weiß, dass du Geld brauchst, aber ich hätte nie gedacht, dass du vor Roman Sacony kriechen würdest.«
Sie starrten sich gegenseitig an. CJ wandte als Erste den Blick ab. »Sag deinem Boss, dass du mich bequatscht hast.« Als sie gegangen war, legte Max den Kopf auf den Tisch und blickte schräg durch das Bullauge auf den leeren weißen Himmel.
81
Freitag, 18. März, 17.00 Uhr
Dank Hal Butler wurden zu jeder halben Stunde Neuigkeiten über den Watermind auf Channel 17 wiederholt. Als Gegenleistung für seine brandneue Berufung zum rasenden Fernsehreporter versorgte Hal den Lokalsender von Baton Rouge mit Informationen. Er hatte genug von seinem fensterlosen Büro. Die Printmedien waren tot. Blogs waren etwas für Amateure. Hal stieg ins große Geschäft ein.
Er lümmelte in einem Liegestuhl auf dem schlanken Aluminium-Pontonboot des Senders und schlürfte einen Rum-Mojito. Während sein Kameramann mit einem Teleobjektiv die Strahlenkanonen filmte, die auf Manchac Point gerichtet waren, ließ er die Fingergelenke knacken, blies den Brustkorb auf und schaute sich selbst auf einem kleinen Fernseher an, der mit einer Batterie betrieben wurde.
Der aufgezeichnete Bericht zeigte ihn, wie er gerade einen Schwarzen mit Devil-Rays-Kappe interviewte. Der Bildschirm war zu klein, um den Text am unteren Rand lesen zu können, in dem der Mann als Merton Voinché identifiziert wurde, ein Quimicron-Mitarbeiter, der vor kurzem in den Ruhestand gegangen war.
»Die geheimen Experimente im Devil's Swamp …« Hal sprach seine eigenen Worte lautlos nach, während sein Spiegelbild auf dem Fernseher sie von sich gab. »Hat Quimicron dabei den Watermind erfunden?«
»Mann, ich habe die Geheimhaltungserklärung unterschrieben. Ich kann nichts über das böse Wasser sagen.« Merton stierte in die Kamera. Er stand vor der Pickle Barrel Tavern, schwankte leicht und protzte vor seinen Saufkumpanen, die sich hinter ihm drängten, »ja, mit all dem Gift, das sie da entsorgt haben, damit haben sie Baron Samedi
Weitere Kostenlose Bücher