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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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aufgerüttelt. Darüber kann ich Ihnen nichts sagen. Ich hätte sofort eine Klage am A…« Channel 17 legte einen Piepton über das letzte Wort.
    Mit anrührendem Mitgefühl fragte Hal ihn, ob Quimicron ihm auf irgendeine Weise gedroht hatte.
    »Ja, verdammt.« Merton drehte sich zu seinen Freunden um und lachte, dann zeigte die Kamera ein verschwommenes Bild seines Ohrs. »Wir dürfen nicht darüber sprechen, wie dieser mexikanische Junge erfroren ist. Oder wie dieses Wasser soliden Stahl zerfressen hat. Also schalten Sie lieber die Kameras aus. Kein Wort wird über meine Lippen dringen.«
    Schnelle Abblendung. Hal rieb sich die Hände, als auf eine neue Szene umgeschaltet wurde, das Deck einer Yacht, auf der Hal den Geschäftsführer von Quimicron interviewte. Roman Sacony höchstpersönlich. Hal geiferte fast, als er seine imposante Gestalt mano a mano vor dem Milliardär stehen sah. Kühne Träume erforderten kühne Taten. Hal hatte sich mit einem Camcorder an Bord geschlichen und Sacony überrumpelt.
    Sacony versuchte nicht, sich zu verstecken. Als Hals Kamera ihn heranzoomte, blinzelte er nicht einmal mit den schwarzen Augen. Er sah aus wie ein alternder lateinamerikanischer Fußballstar. »Wir glauben, dass die chemische Reaktion spontan begonnen hat«, sagte er, »in einer instabilen Mischung aus Schadstoffen, die der Fluss auf unser Firmengelände gespült hat. Wir haben es zufällig entdeckt, und wir unterstützen die Behörden dabei, es zu neutralisieren.«
    Hal betrachtete grinsend die verwackelten Aufnahmen und dachte: Du lügst, dass sich die Balken biegen.
    »Die Emulsion ist sehr kalt, und sie könnte korrosive Eigenschaffen haben«, sagte Sacony direkt in die Kamera, »also raten wir der Bevölkerung, sich von diesem Bereich fernzuhalten.«
    Hal rieb sich die feuchten Lippen. Auf dem Bildschirm stellte sein unglaublich telegenes Abbild eine weitere geniale Frage, die er stumm rezitierte. Er ließ sich noch einmal jede prägnante Formulierung auf der Zunge zergehen. »Geben Sie es zu, Sacony. Sie haben diese auf Wasser basierende künstliche Intelligenz in Zusammenarbeit mit der CIA entwickelt. Richtig?«
    Saconys Gesicht zeigte ein Lächeln, wie Hal es noch nie zuvor gesehen hatte, eine fast schmerzhafte Grimasse. Er drückte die Kamera zur Seite und legte dann die Hand über die Linse.
    »Ja!« Hal hüpfte auf dem Liegestuhl auf und ab. »Hab ich dich erwischt, Kumpel! Diese Bilder sind Gold wert!«
    Dann kam ein Werbespot für ein Bodenpflegemittel, und Hal fühlte sich einer Ekstase nahe. Ein unglaubliches Drama! Er hatte wirklich ein Händchen für Interviews. Seine Finger zuckten und sehnten sich nach seinem Rasierer, einem Spiegel und einer Cola, aber leider hatte er all diese lebenswichtigen Artikel in Baton Rouge zurückgelassen.

82
    Freitag, 18. März, 19.56 Uhr
    Ein großer runder Mond hing über den Bäumen. Er war fast voll. Ein gelber Saatmond. Fern von der Lichtverschmutzung der Städte wirkte das Gesicht des Mondes cleverer und kritischer, als CJ sich erinnerte. Sie spürte, wie sein prüfendes Licht auf ihren Wangen brannte. Allein mit der Musikanlage an Bord der Chasseur, beobachtete sie das grüne und rote Blinken der LEDs. Wirre Musikfetzen drangen aus dem Wasser, und sie spürte eine heiße Wut in den Eingeweiden. Das Kolloid war ein Wunder und keine Bestie, die man austricksen und foltern durfte. Sie wusste, dass sie recht hatte. Dennoch hatte sie Max unrecht getan.
    »Verzeih mir«, flüsterte sie.
    Aber es war zu spät für Entschuldigungen. Als Max in seinem Jetboot weggefahren war, hatte sie ihn ohne ein weiteres Wort gehen lassen, obwohl er nicht mehr getan hatte, als die Wahrheit auszusprechen. Zwei Menschen waren zu Tode gekommen, zwei individuelle Persönlichkeiten, die gelebt hatten und nun nicht mehr lebten. Manuel de Silva. Der Hubschrauberpilot. Der Mond schien im Rhythmus ihrer wechselhaften Gedanken unscharf zu werden und zu pulsieren. Ja, ihr Wunderkind konnte sehr niederträchtig sein.
    Wie ich, dachte sie und erinnerte sich an rote Tröpfchen auf einer meergrünen Wand.
    Lichtkegel zuckten über den dunklen Fluss, und Ziegenmelker riefen über die überflutete Fläche. CJ schlug immer wieder mit der Faust auf die Bordwand, bis sie schmerzte.
    Als Dan Meir vorbeischlurfte und sah, wie sie an der Heckreling kauerte, trat er zu ihr. »Was ist los, meine Liebe? Fühlen Sie sich nicht wohl?« Er tätschelte ihre Schulter und fragte, ob er ihr ein Glas Wasser bringen

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