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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Quadratzentimeter aushielt. Doch als nun, Jahrzehnte später an einem klaren Sonntagmorgen im März, der Kran damit begann, die Holzpflöcke herauszuziehen, und der Fluss durch die Buchten strömte, konnte Roman unter den Füßen spüren, wie das Wehr vibrierte.
    Er stand auf dem Steg neben Joshua Lima, dem Distriktingenieur von New Orleans, einem robusten Mann mit karamellfarbener Haut und schwarzen Augen, hoher Stirn und aristokratischen schwarzen Augenbrauen. Seine Gesichtszüge verrieten eine nahezu reinrassige spanische Abstammung. Sie sahen sich so ähnlich, dass sie Brüder sein könnten. Als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, hatte Roman ihn in ihrer gemeinsamen Muttersprache begrüßt.
    » Buenas noches , hermano . Por fin encontramos .«
    Doch Lima antwortete in volltönendem Louisiana-Akzent. »Ich spreche kein Mexikanisch. Hier reden wir Amerikanisch.«
    Roman hatte beinahe laut gelacht. Mexikanisch ist amerikanisch. Aber er hielt seine Zunge im Zaum, weil es Lima war, der die Mississippi River Commission davon überzeugt hatte, das Wehr zu öffnen.
    »Sie haben einen ziemlich heftigen Verkehrsstau verursacht«, regte Lima sich auf. »Mann, allein in dieser Woche fahren hier einhundertfünfzehn Ozeanfrachter durch, mit einer Ladung von einer Viertelmillion Tonnen, die für den Hafen von New Orleans bestimmt ist. Wir können hier keinen Verkehrsstau gebrauchen.«
    Roman versuchte zu lächeln.
    Lima bewegte sich wie ein Profiboxer. Während er über den Steg schlenderte, die Knie angespannt, die Hände zu Fäusten geballt, musterte er den Fortgang der Arbeiten mit aufmerksamen Augen und machte ein paar intelligente Vorschläge. Roman musste widerstrebend seine Kompetenz anerkennen. Lima schien der einzige höhergestellte Beamte zu sein, der die Daten des Wissenschaftlerteams tatsächlich gelesen hatte.
    Normalerweise waren mindestens 36 Stunden nötig, um 7.000 Pflöcke aus den Buchten zu entfernen und so zu sichern, dass sie nicht fortgespült wurden. Aber nachdem Lima die Berichte gelesen hatte, war ihm klar, dass ihnen keine 36 Stunden blieben. Also hatte der Kranführer die Anweisung erhalten, die Pflöcke einfach fallen zu lassen und sie dem Wasser zu opfern. Jeden schweren Holzstamm, der in den braunen Strom klatschte, rechnete Roman zwanghaft der Gesamtschadenssumme hinzu.
    Der FOX-Hubschrauber kreiste über ihnen, und Roman erkannte den Reporter mit dem kupferfarbenen Haar. Hal Butler, so lautete sein Name. Neben Butler und dem Piloten drückte sich ein halbes Dutzend Passagiere mit weitaufgerissenen Augen an die Fenster, um etwas zu sehen. Der Hubschrauber flog tief, schreckte die Möwen auf, und Butler hielt seine Kamera wie ein Gewehr.
    »Wie ich hörte, verkauft dieser Reporter Rundflüge für Touristen.« Limas schwarze Augenbrauen zogen sich finster zusammen. »Er nimmt tausend Dollar für einen Zehn-Minuten-Flug.«
    Roman atmete schwer durch die Nase. Als er die immer größer werdende Menge musterte, verfluchte er mental den Verrückten, der ihr Vorhaben, den Bonnet-Carré-Kanal zu öffnen, hatte durchsickern lassen. Er spürte, dass seine grausamsten Alpträume kurz davorstanden, Wirklichkeit zu werden.
    »Der Knallkopf wird noch jemanden umbringen. Man sollte ihm seine Lizenz entziehen.« Lima spuckte ins Wasser. »Die verdammte Flugaufsichtsbehörde ist immer noch nicht bereit, ein Flugverbot für die Krisenzone zu erlassen.«
    Die beiden spanischstämmigen Männer standen nebeneinander und starrten wütend zum Hubschrauber hinauf. Auf beiden Zugangsstraßen stauten sich die Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange. Die Leute verließen scharenweise ihre Autos und überstiegen einfach die Absperrungen. Roman hatte befürchtet, dass eine Panik unter den Anwohnern ausbrechen würde, aber das hier war viel schlimmer. Die Menge war in Karnevalsstimmung. Niemand wollte die einmalige Chance verpassen, die Öffnung des Bonnet Carré mitzuerleben.
    »Schauen Sie mal.« Lima zeigte auf eine Gruppe Umweltschutzaktivisten in mittlerem Alter, die im knietiefen Wasser am Ufer des Kanals standen und ein weißes Transparent hochhielten: »Rettet die Feuchtgebiete.« Ranger Dréclare watete auf sie zu, um mit ihrem Anführer zu reden.
    Roman rümpfte die Nase. » Ecologistas !«
    Lima spuckte geräuschvoll aus. »Waldschrate.«
    Roman tastete nach seinem Fernglas – und berührte die Gasmaske, die auf seiner Brust hing. Gracia de Dios, dachte er. Niemand von diesen Leuten hatte eine Gasmaske dabei.

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