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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Überlaufkanal an Umfang zunahm, desto stärker wurde der Internetverkehr, und Videobilder überfluteten die Sendefrequenzen. Die Blogosphäre gab Hitzestrahlung ab. CJ sauste mit dem Sumpfboot über den Kanal und klammerte sich an ihren Sitz, während Martin am Ruder saß. Mit Sonnenbrille, Baseballkappe, dreckigen Shorts und flatternder roter Jacke sah sie wie ein ausgeflipptes Schulmädchen aus.
    Menschenmengen säumten die Deiche auf beiden Seiten. Die Leute jubelten und fotografierten, während Dréclares Hilfssheriffs wie Hirtenhunde hin und her hetzten. Auf Übertragungswagen wurden Kameras mit Teleskopkränen hochgefahren, und der überladene Touristenhubschrauber ging in den Tiefflug, um den Passagieren Nahaufnahmen zu ermöglichen. CJ suchte auf dem Steg nach Romans Signal, während das Wasser unaufhaltsam weiter anstieg.
    Einen halben Kilometer flussaufwärts glitt ein bizarres Gefährt den Mississippi hinunter, im gleichen Tempo wie der Schleim, der sich über den Flussgrund wälzte. Aus der Ferne sah das Fahrzeug aus, als hätte man mehrere Mandarinen an eine riesige Banane geklebt. Es war das Beste, worauf sie hoffen konnten.
    Peter hatte den gelben Seekajak von einem Geschäft in Hahnville abkommandiert und das Ruder so umgebaut, dass es sich über Funk fernsteuern ließ. Außerdem hatte er einen kleinen EMP-Generator angebracht, der mit einem Laptop verbunden war, der Max' digitalisierte Musik abspielte. Dan Meir hatte ihm geholfen, das Gerät in wasserdichte Folie einzuwickeln. Nachdem das Heck so schwer beladen war, hatte der Kajak wie eine gelbe Rakete aus dem Wasser geragt. Also hatte Peter den Bug mit Steinen beschwert und das Ganze behelfsmäßig mit aufgeblasenen Rettungswesten stabilisiert. Schließlich hatte er das Gefährt auf den Namen Bunter Obstteller getauft.
    CJ war bereit gewesen, den Kajak durch das offene Wehr zu paddeln, aber alle waren sich einig, dass der Bunte Obstteller keine Überlebenschance hatte. In sicherem Abstand steuerte Meir das Quimicron-Rennboot, und Peter hatte sich bäuchlings auf den Bug gelegt, um den Kajak mit einem Joystick für Computerspiele zu dirigieren. Fünfzehn Meter tiefer schimmerte das verdichtete Kolloid in zitterndem Licht. Und aus dem Kajak zischten elektromagnetische Pulse im Rhythmus von Max' Musiklektion durch das Wasser.
    CJ kaute am Nagel ihres kleinen Fingers. Sie wollte da draußen sein und nicht hier auf Romans Zeichen warten. Sie wand sich auf dem Sitz des Sumpfboots. Roman wollte, dass sie in Sicherheit war – und das gefiel ihr überhaupt nicht. Seine Leute hatten sechzehn weitere EMP-Generatoren aufgestellt, um die codierte Musik durch den Überlaufkanal zu senden. Diesmal wollte er ganz sichergehen. Ein Generator stand unmittelbar hinter dem Wehr, und die anderen fünfzehn waren auf dem Sandsackdamm in Stellung gebracht worden. Alle wurden von einem einzigen Server mit der Musikdatei angesteuert. Wenn das Kolloid nahe genug war, würde CJ sie einschalten.
    Weil der Propeller des Sumpfboots zu laut war, um sich per Handy zu verständigen, hatten Roman und sie visuelle Signale ausgemacht. Er würde einen Spiegel auf dem Wehr aufblitzen lassen, wenn der Kajak in Sicht kam. Aber würde das Kolloid die Musik wirklich hören und sie verstehen und dem Ruf folgen?
    Komm zu mir. Harrys Sarkasmus troff durch ihr Bewusstsein. Deine Theorie ist absurd. Du wirst es nie schaffen.
    »Doch, ich werde es hinkriegen«, murmelte sie.
    Sie griff unter ihre Bluse und tastete nach der Fernbedienung, die zwischen ihren Brüsten klemmte. »Zwei-eins-drei«, sagte sie laut auf. Mit diesem Code wurde die Musik gestartet. Während ihre Gedanken auf Tangenten davonrasten, brauchte sie etwas, das leicht zu merken war. Zwei-eins-drei, der 21. März, das morgige Datum. Wäre sie morgen überhaupt noch am Leben? Der Tod würde viele Dinge vereinfachen. Diese Vorstellung war für sie beinahe tröstlich. Am 21. März vor einem Jahr hatte sie die Asche ihres Vaters ins Becken des Charles River geschüttet. Sie erinnerte sich daran, wie sie körnig und silbergrau auf der Oberfläche dahingetrieben war, als wolle sie nicht versinken.
    Martin steuerte das Sumpfboot, wohin sie zeigte, in ein Strudelbecken hinter einer Baumgruppe kurz vor dem Damm. Als er den großen Propeller abstellte, verringerte sich der Geräuschpegel um die Hälfte. Martin hielt sich an einem Zypressenzweig fest, und das Boot schaukelte im Wirbel. Rory Godchaux winkte ihnen vom Damm zu. CJ sah

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