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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Spundwänden und auf der anderen mit wassergefällten gelben Säcken verstärkten. Dréclare tupfte sich den Schweiß im Nacken ab. Ziemlich imposantes Bauwerk, nur um irgendein Kühlmittel einzufangen. Während seiner ganzen Karriere hatte er immer wieder mit Ingenieuren zusammengearbeitet, aber solch einen technischen Overkill hatte er noch nie erlebt.
    Dréclare rückte seinen Ausrüstungsgürtel zurecht, so dass er etwas tiefer auf seiner Hüfte saß. Das war das verrückteste und chaotischste Bauprojekt, von dem er jemals gehört hatte. Die Leute vom Corps hatten den Damm geplant, ein Kapitän der Küstenwache überwachte die Logistik, und der Obermotz einer Privatfirma hatte die Arbeiter angeheuert. Mr. Roman Sacony. Ein verdammt großes Tier. Dréclare zerrte an seinem feuchten Kragen. Auf dem Mississippi war alles möglich.
    Er richtete sein Fernglas auf die Menge. Schon jetzt wurde auf beiden Flussdeichen fleißig gepicknickt. Die Leute hatten Decken und Klappstühle mitgebracht. Ein Übertragungswagen von Channel 17 hatte sich im Matsch festgefahren, und ein Haufen junger Männer mit Pick-up und Abschleppseil versuchte ihn wieder herauszuziehen. Dréclare konnte das angestrengte Heulen des Motors hören.
    Auf der anderen Seite des Flusses ließen die Fischer am Bootskai ihre Hörner ertönen, weil Deputy Hernández ihnen verboten hatte hinauszufahren. Ein Stück weiter rutschten Männer und Jungen mit ihren vierrädrigen ATVs seitlich durch den Sumpf. Sie standen auf dem Sattel und drehten Donuts in den Boden, was sie eigentlich nicht durften. Deputy Corman jagte sie bereits. Verrückte Privatflugzeuge summten über das Gelände, und Hubschrauber kreisten weiter oben. Im Sumpf stellten Fotografen ihre Stative auf.
    Natürlich führte der Fluss nicht genug Hochwasser für ein richtiges Spektakel. Es war nicht wie 1997, als der Mississippi den normalen Flutpegel um zweieinhalb Meter überstiegen hatte und schnell genug geströmt war, um den Superdome in New Orleans jede Sekunde einmal zu füllen. Damals war so viel Wasser durch den Überlaufkanal gerauscht, dass sich das Volumen des Lake Pontchartrain verdreifacht hatte. Dréclare würde nie vergessen, wie die Flut durch den Sumpf gedonnert war und Bäume und Felsbrocken mitgerissen hatte. Im Vergleich dazu stand den Leuten heute nur eine mittelmäßige Show bevor, vor allem, nachdem man das Wehr mit Leichtern versperrt hatte.
    Komische Idee, die da jemand gehabt hatte, sinnierte Dréclare. Nachdem der toxische Schleim hindurchgespült war, sollten die offenen Buchten nach dem Willen der Mächtigen durch die zwei alten, außer Dienst gestellten Schiffe blockiert werden, um den Abfluss zu stoppen. Dann wollten sie den Schleim aus dem Flusswasser schöpfen, wie man das Eigelb vom Eiweiß trennt. Dréclare brummte. Bei höherem Wasserstand wäre diese Strategie ziemlich dumm, weil die massive Gewalt des Wassers die Leichter gegen die Betonbuchten drücken und sie zertrümmern würde. In jedem Fall erwartete er schwere Schäden. Er spuckte den schlechten Geschmack in seinem Mund aus.
    Auf der Innenseite des Wehrs schäumte das Wasser durch die Holzpflöcke und stürzte donnernd in den Bach, wo CJ ein Aluminium-Sumpfboot mit Ausrüstung belud. Als sie die schwammige Böschung zu Romans gemietetem Jeep hinaufeilte, zuckten ihre Nerven vor Unruhe.
    Ein winziger blauer Vogel landete auf der Motorhaube des Jeeps. Sie erkannte ihn nicht als Pappelwaldsänger, eine in ihrem Bestand bedrohte Art, aber seine Schönheit ließ sie innehalten und ihn bewundern. Misstrauisch neigte der Vogel den Kopf und musterte sie. Dann flatterte er zum Bachufer davon, um zu trinken.
    Sie wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht und zog schnell ihre lange Hose aus. Die Khaki-Shorts, die sie darunter trug, waren zerknittert und verschmutzt, und die Brise kühlte ihre nackten Beine aus. Während sie im Geist noch einmal ihr Vorhaben durchging, zog der bescheidene Wasserlauf glitzernd an ihr vorbei und bewässerte gemächlich den Sumpf, so dass ein Singvogel während seiner langen Reise von Venezuela nach Quebec hier pausieren konnte.
    CJ brachte einen weiteren Schub Ausrüstung zum Sumpfboot. Es gehörte der Polizei von St. Charles Parish. Roman hatte es vom Sheriff besorgt und ihr auch Martin zur Verfügung gestellt, den wortkargen jungen Piloten. Martin half ihr dabei, den Rücksitz auszubauen, damit genug Platz für ihre Sachen war. Der gedrungene und breitgesichtige Mann nahm kaum

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